Abb. 1: Das Tiroler TBC-Bekämpfungsgebiet ist in vier Zonen eingeteilt. Dort wurden bis Ende November 930 Stück Rotwild geschossen. © Kössler
Die in den vergangenen Jahren im Bezirk Reutte nach dem Tiroler Jagdgesetz gesetzten Maßnahmen zur Reduktion der Rotwilddichte haben leider zu keiner nennenswerten Reduktion der TBC-Prävalenz geführt. Eine weitere Erhöhung des Jagddruckes erschien aus der Sicht der Tierseuchenbekämpfung auch deshalb nicht sinnvoll, weil dadurch eine Verteilung der infizierten Rotwildpopulation auf ein größeres Gebiet und damit eine Begünstigung der Ausbreitung der Tuberkulose zu befürchten ist.
Falls es nicht gelingt, die Tuberkulose einzudämmen, droht der Verlust der Anerkennung der Tbc-Freiheit für die Region Tirol und in weiterer Folge unter Umständen für das Bundesgebiet. Der Erhalt dieser Anerkennung ist Grundvoraussetzung für den Binnenhandel von Rindern und vor allem auch für den wirtschaftlich bedeutenden Export von Rindern in Drittländer (Russland, Algerien, Türkei) mit den ausverhandelten Gesundheitszertifikaten.
Bekämpfungszonen geschaffen
Die Reinigung und Desinfektion der Rotwildfütterungen in der Bekämpfungszone wird amtstierärztlich überwacht. © Kössler
Seit dem Jagdjahr 2011/2012 werden die Abschussvorgaben im Seuchengebiet nicht mehr nach dem Tiroler Jagdgesetz festgelegt sondern nach veterinärfachlichen Gesichtspunkten aufgrund der Rotwild-Tbc-Verordnung angeordnet. Als Grundlage für die Festlegung der Abschussanordnungen dienten die von der Jägerschaft gelieferten Wildzählungen, die, mittels vom Hubschrauber aus mit einer Wärmebildkamera gemachten Aufnahmen, objektiviert worden sind. Das im Seuchengebiet erlegte Rotwild (einschließlich Fallwild) wird lückenlos vom Amtstierarzt auf Anzeichen von TBC untersucht.
Ausgangsbasis für die jagdliche Maßnahmen und Entnahme im Gatter waren gezählte und geschätzte 350 Stück Rotwild. Im ersten Jahr konnte eine Reduktion um etwa 80 % erreicht werden.
Im Jagdjahr 2011/2012 ist es gelungen, den Rotwildbestand in der Bekämpfungszone (etwa 5000 ha) durch jagdliche Maßnahmen und Entnahme im Gatter weiter drastisch zu reduzieren. Von dem zu Beginn des Jagdjahres in diesem Gebiet gezählten Rotwildbestand von 100 bis 120 Stück wurden bis Ende November 70 Stück erlegt, bis Jahresende sollen noch weitere jagdliche Entnahmen erfolgen. Die bei den erlegten Stücken festgestellte Durchseuchungsrate ist im Vergleich zum Vorjahr auf etwa ein Drittel des Ausgangswertes gesunken (8 von 70 erlegten Rotwildstücken zeigten Veränderungen, die auf TBC schließen lassen).
930 Stück Rotwild bis Ende November entnommen
In der Überwachungszone 1 (30.000 ha) waren die Reduktionsmaßnahmen weniger erfolgreich (nur etwa 10 %). Wie zu erwarten war, konnte die Durchseuchungsrate in diesem Gebiet daher auch nicht wesentlich gesenkt werden und liegt bei etwa 6 %. In der im heurigen Jagdjahr neu eingerichteten Überwachungszone 2 (zusätzlich 30.000 ha) wurde beim erlegten Rotwild bis jetzt lediglich ein TBC-Verdachtsfall festgestellt.Insgesamt wurden im laufenden Jagdjahr im ausgewiesenen Seuchengebiet (Bekämpfungszone, Überwachungszone 1 und Überwachungszone 2) bis Ende November 930 Stück Rotwild erlegt, davon wiesen insgesamt 26 Stück Veränderungen auf, die auf TBC schließen lassen. Die Laboruntersuchungen der von den verdächtigen Stücken eingesandten Proben sind noch nicht abgeschlossen.