ÖSTERREICHISCHE BUNDESFORSTE 

Zeit der Perspektivlosigkeit

Ein Artikel von Gerd Ebner | 25.02.2020 - 16:17

80% Schadholz im Vorjahr

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Freidhager_Rudolf © Mark Glassner

Im Vorjahr sah Freidhager sein Unternehmen im „Zangengriff“: 120.000 fm Käferholz alleine im Waldviertel und 700.000 fm Schneebruchschaden im Alpenvorland. Samt weiteren Käfer- und kleineren Sturmschäden summierte sich das Schadholz bei den ÖBf 2019 auf 1,3 Mio. fm. „Das heißt, dass wir 80 % Schadholzanteil hatten“, beklagt Freidhager. 

„Im Prinzip laufen wir Forstleute derzeit nur noch den Schäden hinterher. Dort, wo die Zuwächse anfallen und Pflege für höhere Vitalität nötig wäre, können wir nicht agieren: in den zweiten und dritten Altersklassen. Wann sollen wir durchforsten, wenn nicht einmal die Erntekosten gedeckt sind? Schlimmstenfalls finde ich nicht einmal mehr einen Abnehmer“, verweist Freidhager auf die Lage am mitteleuropäischen Absatzmarkt.

Der Vorstandssprecher zeigt ein Video aus den ÖBf-Wäldern im Waldviertel vom 30. Januar. Darin sind bereits aktive Käfer zu sehen. „Das ist die Quelle für weitere Käferschäden. Neben der warmen Winterwitterung macht uns seit vielen Monaten der Niederschlagsmangel in Nordösterreich Riesensorgen“, analysiert Freidhager nüchtern und stellt sich auf weitere Schadholzjahre ein.

2020? Alles möglich!

Heuer erwartet Freidhager einen ähnlich „schwierigen“ Geschäftsgang wie 2019, als man mit dem Durchschnittspreis von 60 €/fm um fast 20 €/fm unter dem 2014er-Zielwert gelegen hatte. 

Ein Ziel sei es, mehr zu durchforsten, „wenn es der Holzmarkt hergibt“, plant Freidhager, der aber absatzseitig nicht weiter als zwei, drei Wochen in die Zukunft schauen möchte. „Gott sei Dank haben wir die weiteren Geschäftsfelder, sodass wir nicht nur auf den Holzverkauf angewiesen sind“, stellt Freidhager abschließend fest.

Klimawandel

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Quelle: ÖBf © Holzkurier

Weniger Fichte, mehr Lärche und Tanne

Die ÖBf-Reaktion auf den für Freidhager „real eingetretenen Klimawandel“: „Wir gehen, entsprechend dem Pariser Abkommen, von +2° C bis 2100 aus. Entsprechend begründen wir die neuen Bestände.“ Gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur und dem WWF erstellte man das Modell „Wald der Zukunft“. Dieses Szenario bietet den heimischen Baumarten Überlebensmöglichkeiten – wenn auch in gänzlich anderen Zusammensetzungen: „Unter 700 m kommt bei uns die Fichte nur noch auf Spezialstandorten und nicht mehr bestandesbildend vor“, erläutert Freidhager ein Szenario. Die Fichte reduziert sich in den ÖBf-Wäldern von 60 % auf rund 40 %. Lärche (von 9 auf 24 %) und Tanne (von 3 auf 6 %) legen in der Bedeutung stark zu.