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Ein von den Januar-Schneebrüchen heimgesuchter Bestand von Mayr-Melnhof Salzburg © Frank Diehl

Österreich

Anlasssortierung?

Ein Artikel von Gerd Ebner | 12.03.2020 - 08:19

Eingedenk dieser Vorgeschichte setzte er sich hin und wertete die Verkaufsergebnisse des Reviers Henndorf aus. Außer 16.000 fm Faserholz wurden dort von April bis zum Jahresende 2019 23.500 m Sägerundholz, vorwiegend aus stehenden Fichten (Wipfelbruch), aufgearbeitet und direkt oder über Händler an zwölf Sägewerke verkauft. „Aufgrund der großen Holzmenge aus ähnlichen Fichtenwäldern (2.-4. Altersklasse) und aus einer Einschlagsperiode mit niedrigem Käferholzanteil haben alle Kunden hinsichtlich Qualitätssortierung relativ homogenes Holz erhalten. Selbst bei Abfuhr gleichen Holzes aus demselben Holz-Ganter haben sich später je nach Sägewerk große Abweichungen in der Gütesortierung gezeigt.“

ABC 88 % oder 54 %

Der Topabnehmer sortierte 88 % als ABC-Ware, während der für Mayr-Melnhof Salzburg ungünstigste Käufer in seiner Lieferung nur 54 % ABC erkannt haben mochte.

Der Käferholz-Anteil schwankte zwischen 0 und 28 %, die Cx-Menge von 2 % bis 25 %. „Der Kunde mit der unfairsten Sortierung wird bei mir keinen Festmeter mehr erhalten“. Die Mindereinnahme beim „schlechtesten Kunden“ klassifiziert Diehl mit über 18.000 € bei 2300 fm-Lieferung. „Viele Male“ erhielt er die Auskunft: „Sei doch froh, dass ich überhaupt was kaufe. Was ich von dir frei Straße bekomme, erhalte ich aus Tschechien frei Sägewerk“. Bei Faserholz wäre es schon ein Erfolg, dass „man überhaupt Zufuhrscheine erhält“. Umgekehrt hätte sich der Preis zum Jahresende hin um über 15 €/fm verbessert.

Unterschiedliche Holzsortierung aus einem Revier von Mayr-Melnhof Salzburg | 2019
Schadensaufarbeitung (nach dem Schneedruck im Januar 2019), Holzsortierung der Sägewerke
Säge-werk* Menge in fm Fichte (in fm) Kommentar
ABC % Cx Käfer BBL FAS
Säge-werk A 4.681,22 3.655,95 78 360,82 428,3 169,04 67,11 vorwiegend Schwachbloche, einiges über Dritte gekauft
Säge-werk B 4.142,15 2.599,69 63 2,4 1.158,42 276,67 104,97 Direktverkauf, ab Juli käuferseitig nur pauschal sortimentsunabhängig Übernahme als Käferholz, nur ca. 400 fm von ca. 1500 fm entsprechen der preislich vorgegebenen Sortierung
Säge-werk C 3.946,32 3.009,82 76 418,71 211,03 257,7 49,06 Direktverkauf, durchschnittlich bis bessere Qualität, ab 2b+
Säge-werk D 3.013,56 1.862,82 62 746,01 243,77 160,96 über Dritte, stärkeres Holz durchschnittlicher Qualität
Säge-werk E 2.202,61 1.179,21 54 286,78 219,85 445,95 70,82 über Händler, geliefert durchschnittliche bis bessere Qualität ab 2b+, addiert ÖHU-widrig Negativmerkmale über alle Sortimente und weist kreativ schlechtes Sortiment aus
Säge-werk F 2.586,40 1.807,62 70 174,18 451,5 136,23 16,87 Schwachholz, viele 5 m, durchschnittliche bis bessere Qualität geliefert
Säge-werk G 708,67 623,17 88 56,4 29,1 durchschnittliche Qualität und Sortimente geliefert
Säge-werk H 852,75 628,29 74 168,47 11,11 24,8 20,08 durchschnittliche Qualität und Sortimente geliefert
Säge-werk I 455,05 371,35 82 50,92 15,77 17,01 durchschnittliche Qualität und Sortimente geliefert
Säge-werk J 314,73 245,2 78 65,41 2,06 2,06 über Händler, durchschnittliche Qualität geliefert
Säge-werk K 302,77 234,54 77 40,15 27,31 0,77 über Händler, durchschnittliche Qualität geliefert
Säge-werk L 291,3 225,75 77 48,43 1,27 14,25 1,6 Direktverkauf, bessere Qualität geliefert
Summe 23.497,53 16.443,41 70          
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Namen sind der Redaktion bekannt; Quelle: Mayr-Melnhof Salzburg © Holzkurier

2020 – selbes Holz, viel besserer Preis

Diehl erhielt im Laufe des Jahres 2019 das Gefühl, dass „sämtliches schlechteres Holz pauschal zu Käferholz, Cx oder Braunblochen wurde“. Und in den ersten Monaten 2020 ist die Sortierung schon wieder anders? Lag man im Vorjahr im Schnitt bei knapp 70 €/fm, liegt man heuer bei 85 €/fm. „Je nach Mengenangebot wird gut oder schlecht sortiert – das darf es nicht geben“, fordert Diehl ein Umdenken. „Je nach Mengenangebot wurden 50% der Verkaufsmenge schlechter sortiert. Das darf es nicht geben.“

Öfters kam es auch vor, dass Holz übernommen, aber längere Zeit nicht abgeholt wurde. In dieser Zeit wurden wertvollen Säge- zu Braunblochen. „Laut ÖHU gibt es nach sieben Tagen den Risikoübergang auf den Käufer. Das schert aber in Zeiten wie diesen niemanden. Wenn sich keiner mehr an Regeln hält, wie wird das dann künftig sein?“, fragt Diehl. „Was passiert, wenn wir wieder einen Verkäufermarkt haben?“

Alternativen zur Werksübernahme?

„Wie es sich gezeigt hat, ist bei fraglicher Gütesortierung die Werksübernahme für uns Waldbesitzer die schlechteste Lösung. Wir haben nur geringe, meist zeitferne Kontrollmöglichkeiten, um die Güteeinstufung zu prüfen. Das erfolgt faktisch erst nach dem Risikoübergang.“ Diehl spricht mögliche Alternativ-Verkaufsszenarien an:

  • größere Vermarktungseinheiten (eventuell mit Waldverbänden) – Bau von gemeinsamen Holzhöfen
  • Verkauf an Stammkunden zu fixen Mischpreisen unabhängig von der tatsächlichen Qualität
  • Gründung eines Messvereins zwischen Waldbesitzern und Abnehmern, neutrale Vermessung und Einteilung, wie in Skandinavien praktiziert

MM-Revier Henndorf

Der Forstbetrieb bewirtschaftet 5878 ha. Im Vorjahr war der Betrieb von Schneebruchschäden stark betroffen (17. bis 25. Januar). Hauptbetroffen: Revier Henndorf-Thalgau-Neumarkt (Flysch-Mittelgebirge bis 1113 m Seehöhe; Kolomansberg – 20 km nordöstlich der Stadt Salzburg, Reviergröße 1600 ha, nachhaltiger Hiebsatz 12.000 fm/J).

Die Aufarbeitungsarbeiten begannen Anfang April. Schadensbilder: flächiger Bruch und/oder Umbiegen von Dickungen und schwächeren Stangenhölzern, trupp- bis horstweise Brüche von Stangen- bis schwachen Baumhölzern, gesamte Revierfläche Wipfelbrüche in allen Beständen ab der 2. Altersklasse.

Bisherige Schadholzmengen: 50.000 fm aufgearbeitet, davon 50 % Faserholz, geschätzte restliche Schadensmenge 30.000 fm.

Waldbauliche Konsequenz: weitgehender Verlust der 2. Altersklasse, aufgearbeitete Bestände hochlabil aufgrund noch hohen Anteils abgewipfelter Bäume und Verlust vor allem horizontaler Bestandesstruktur, Verlückung und Verunkrautungsgefahr (Brombeere), Wiederaufforstung, Wert- und Stabilitätsminderung auch in Dickungen und Stangenhölzern (umgebogene Bäume).

Ertragskundliche/ökonomische Konsequenzen: Mindereinnahmen aufgrund niedrigen Holzpreisniveaus, Sortimentsverschlechterung (erhöhter Faserholzanteil), erhöhte Aufarbeitungskosten, erhöhte Kosten für Wegeneubau (Stichwege) und Instandhaltung, Zuwachsverluste und Hiebsunreife, Kosten für Kultursicherung bis Jungbestandspflege sowie Wiederaufforstung.

2019 aufgearbeitet: 23.500 fm Fi-Blochholz und 16.500 fm Faserholz. 2020: 10.000 fm (geschätzter Sägerundholz-Anteil nur 50 % beziehungsweise 5000 fm)

Man versucht, käufergerecht auszuhalten und auf Käuferwünsche einzugehen (bezieht sich auf Längen und Stärken sowie Lieferprofile). Es gibt aber keine Abweichung von der ÖHU-Gütesortierung (in jedem Schlussbrief als Vertragsbestandteil ausgewiesen).

Das Revier hatte 2019 nur einen sehr geringen Käferholzanfall (500 fm). Die Erklärungen sind das feucht-kalte Frühjahr (erster Flug weitgehend ausgefallen) sowie die fortgesetzte Aufarbeitung und Holzabtransport (sozusagen permanente Fangbaum-Aktion). Es wurde wert auf fristgerechte und fortlaufende Holzabfuhr (sonst Gefahr von Käfer und Holzentwertung) gelegt. Das war problematisch trotz ausschließlicher Frei-Forststraße-Verkäufe und aufrechter Schlussbriefe (zu wenige Frächter, schlecht organisiert von Käufern, teilweise Taktieren und Zufuhrstopp der Käufer).

Ab Juli gab es eine zunehmende Verzögerung der Holzabfuhr (unter anderem dadurch häufiger Verblauung) trotz rechtzeitiger Bereitstellungsmeldung (welche Käufer zum Abtransport innerhalb von sieben Tagen verpflichtet) und vereinbarten Lieferprofils. Hier zeige sich der Nachteil beim Verkauf an vom Endkäufer abhängige Holzhändler, meint man bei Mayr-Melnhof FV Salzburg.

2019 vs. 2020

Die Verkaufsergebnisse 2019 sieht man in der Tabelle. Im Vorjahr betrug der ABC-Anteil bei allen Käufern nur 70 % mit deutlichen Ausreißern nach unten. Das Preisniveau für Fi 2a+ lag bis März 2019 bei 88 bis 92 €/fm. Ab März gab es fast monatliche Preisreduktionen auf dann 78 €/fm; von Juli bis Dezember waren es nur noch 67 bis 74 €/fm (vereinzelt sogar 60 €/fm bei vorwiegend Schwachblochen). 

Heuer entspricht der ABC-Anteil mit 86 % ungefähr den Ergebnissen der planmäßigen Einschläge. Beim Wintereinschlag von Frischholz (also zum Beispiel ohne Käfernutzungen im II./III. Quartal) beträgt der ABC-Anteil rund 90 %.

2020 erzielt Mayr-Melnhof Salzburg – aufgrund rascher Preiserholung – deutlich höhere Holzpreise. Und das trotz der ausschließlichen Aufarbeitung der Schadholzbestände aus 2019 (dadurch erheblicher Anteil älterer Schadholzstämme). Das Preisniveau Fi 2a+ beträgt aktuell 86 bis 88 €/fm.