HolzroHstoffbilanz

Im ständigen Wandel

Ein Artikel von Stefanie Hilberer | 31.03.2020 - 14:41
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Univ.-Prof. Udo Mantau © Infro

Anfang Februar stattete Udo Mantau, ein renommierter deutscher Volkswirt, Marktforscher und Professor für Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft an der Universität Hamburg, der Universität für Bodenkultur in Wien einen Besuch ab. Der Wissenschaftler beschäftigt sich besonders mit dem Holzrohstoffmarkt in Deutschland und brachte zu diesem Thema auch schon mehrere Publikationen heraus.

Wachstum der Holzrohstoffverwendung

Bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts erfuhr die Holzrohstoffverwendung ein gemäßigtes Wachstum. Ab 2003 gab es einen deutlichen Aufschwung. Beispielsweise stieg die Nutzung von 65 Mio. fm 1990 auf 127 Mio. fm 2007.

Einen weiteren Effekt auf diesen Aufschwung hatte die Sägeindustrie, welche die Nachfrage zwischen 2003 und 2007 besonders deutlich vorantrieb. Die Nachfrage lag 2016 bei 36 Mio. fm, was einem Zuwachs gegenüber 1990 von +49 % entsprach. Die Holzwerkstoff-Industrie expandierte mit +67 % noch stärker.

Förderung und Ölpreis beeinflussen die Nachfrage

Am Anfang des neuen Jahrhunderts wurden die Förderprogramme allmählich ins Leben gerufen und bewirkten neben dem sprunghaft steigenden Ölpreis 2005 einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Holzrohstoffen. Anschließend stagnierte der Verbrauch.

Die Biomassefeuerungsanlagen schlossen ihren Ausbau daraufhin weitestgehend ab. Für die privaten Haushalte bedeutete dies jedoch Einsparungen bei den Energiepreisen. Ab 2003 begann der wirtschaftliche Aufschwung der Pellets. Die Nachfrage nach Energieholz erreichte 2016 einen Zuwachs von +219 % im Vergleich zu 1990.

Stabile Entwicklung

Der Trendwechsel im Jahr 2003 fand 2005 eine zusätzliche Beschleunigung. In allen Sortimenten war ein deutliches Wachstum erkennbar. Seit 2006 war die Verwendung von Waldrohstoffen (Derbholz, Waldrestholz, Rinde) mit ca. 75 Mio. m3 relativ konstant und machte 2016 sogar 59 % aller verwendeten Rohstoffe aus. Alle sonstigen Holzrohstoffe trugen mit 41 % zur Holzversorgung bei.

Eine kontinuierliche Steigerung ist auch von 1990 (35 %) bis 2016 (41 %) bei den sonstigen Rohstoffen zu bemerken.

Großer Nachfragedruck auf Nadelholz

Die Daten der Holzaufkommensprognose wurden aufgrund der besseren Vergleichbarkeit nach Stammholz, sonstigem Derbholz und Waldrestholz getrennt. Außerdem erfolgte eine Differenzierung nach Holzarten.

Das Holzaufkommen betrug insgesamt 74 Mio. m3, wovon 46 % auf Nadelstammholz und lediglich 3,3 % auf Laubstammholz entfielen.

Die Nutzung des sonstigen Derbholzes verlief um einiges ausgeglichener. Die Waldrestholznutzung lag mit 10 % bei 7,4 Mio. m3. Davon entfielen 3,4 Mio. m3 auf Ast- und Knüppelholz zur energetischen Nutzung in privaten Haushalten.

Nachfrage schafft Angebot

Mit der steigenden Nachfrage nach Holzprodukten steigt auch das Angebot an sonstigen Holzrohstoffen. Die Nachfrage beeinflusst neben den gesetzlichen Bestimmungen das Aufkommen des Altholzes am stärksten. Das Holz aus Kurzumtriebsplantagen spielt noch keine nennenswerte Rolle in der Rohstoffversorgung. Hier wird von einem Aufkommen von 80.000 m3 ausgegangen.

Die Holzrohstoffbilanz

Das Ziel einer Holzrohstoffbilanz ist die systematische Darstellung aller Holzrohstoffströme am Markt. Ebenso wird über Prozessbilanzen die mehrfache Nutzung eines Rohstoffes aufgrund der Verwendung von Rest- und Recyclinghölzern abgebildet. Die Holzrohstoffbilanz berechnet die Rohstoffe auf Basis der Holzverwender im Sinne einer Rohstoffrückrechnung.

Derbholz wird mit Potenzial auch in Waldinventuren und Wachstumsmodellen ausgewiesen. Es dient somit der Bewertung der Nutzungsnachhaltigkeit. 2016 wurden in Deutschland 66,7 Mio. fm Waldholz (Derbholz) verwendet. Während die Prozessbilanz aller Rohstoffe ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen stofflicher und energetischer Verwendung aufweist, wird Derbholz zu etwa 75 % stofflich und 25 % energetisch genutzt. 90 % der energetischen Nutzung machen dabei private Haushalte aus.

Im zeitlichen Vergleich zwischen 1990 und 2016 hat sich die Nutzung von Holzrohstoffen fast verdoppelt (+97 %). Das entspricht einer durchschnittlichen Zuwachsrate in 26 Jahren von fast +4 % jährlich.