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Verbinden Prozess- mit IT-Know-how: Geschäftsführer Raimund Ziegler und Helmut Moser, Marketing (v. li.) © Philipp Matzku

FelixTools

Automatisierung und Rationalisierung

Ein Artikel von Philipp Matzku | 02.12.2020 - 09:37

FelixTools hat sich in Österreich bei der Digitalisierung von Unternehmensprozessen aus der Forst- und Holzwirtschaft in den vergangenen Jahren einen guten Namen gemacht. „Wir stehen vor einer Optimierungswelle und schaffen mit dem vorhandenen Personal Raum für neue und innovative Geschäftsmodelle“, ist Geschäftsführer Raimund Ziegler überzeugt. Sobald sich die Dinge wiederholen, gehören sie automatisiert, ist eine zentrale Unternehmensphilosophie.

Das steirische Software-Unternehmen bietet eine komplette Produktpalette mit den Schwerpunkten Logistik für Waldbesitzer, Holzernte- und Transportdienstleister bis hin zum ersten Holzverarbeiter aus der Säge-, Papier- oder Biomasseindustrie. 80% der Geschäftsbeziehungen werden in Österreich getätigt. „Deutschland wird aber ein zunehmend wichtiger Markt für uns“, bekräftigt Ziegler.

Standards für digitales Management

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FelixTools unterstützt Prozessbeteiligte der Forst- und Holzbranche bei der Optimierung ihres Betriebes – unabhängig von Betriebsart, -größe oder -philosophie © Felix Tools

FelixTools setzt dabei auf internationale Standards, wie den offenen Standard FHPDATLOG der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP). „Der FHP-Standard hilft bei der Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette – wie eine Sprache. Wenn alle Beteiligten die gleiche Sprache sprechen, ist eine Anpassung schneller möglich“, erläutert Helmut Moser, zuständig für Marketing bei FelixTools. Die Kommunikation muss immer ohne Datenkonvertierung möglich sein. Die Basis ist, die Informationen automatisiert zu verarbeiten und relevanten Personen zur Verfügung zu stellen. „Wichtig ist zu wissen, wann ich welche Informationen an wen weitergebe. Die Technologie als Chance und nicht als Risiko sehen“, bringt es Ziegler auf den Punkt. Datenschutz hat bei FelixTools die höchste Priorität. Informationen der einzelnen Akteure werden nicht auf einer ausgelagerten Plattform oder einer organisationsübergreifenden Cloud-Lösung gesammelt. Entsprechend den Vorgaben des FHP-Standards sind die Daten auf den Servern der jeweiligen Geschäftspartner, worauf Dritte keinen Zugriff haben (s. Holzkurier Heft 20/2017, S. 12).

2008 entwickelte Ziegler im Auftrag von FHP eine freie Software, um Messprotokolle lesen zu können, und entwarf einen elektronischen Lieferschein. Dazu kamen noch Applikationen für Forstbetriebe und den Holzhandel. Die Apps sind bislang über 1000 Mal heruntergeladen worden. Sie sind in einer kostenlosen und auch kostenpflichtigen Versionen verfügbar.

Digitales Holzgeschäft mit elektronischem Lieferschein

Seit 2012 nutzen die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) zusammen mit der Wechselforst-Gruppe und dem Bistum Gurk den elektronischen Lieferschein. Der Frächter erhält auf Basis eines Kaufvertrages einen Frachtauftrag. Die Lkw-Fahrer schicken regelmäßig Statusmeldungen an die Holzabnehmer. Diese lauten beispielsweise : „Beginne Auftrag“, „Fahre in das Revier“, „Am Lieferort angekommen“, oder: „Auftrag abschließen“. Der Fuhrunternehmer meldet täglich dem Auftraggeber seinen Lagerstand und kann auch noch bis zu drei Fotos des im Wald beladenen Lkw beifügen. Der Förster muss nicht täglich vor Ort sein, um den Fortschritt der Holzabfuhr zu überprüfen. Ein weiterer großer Vorteil ist die Kalkulation der Frachtkosten auf Basis des Weges vom Polter zum Werk. So kann der Frächter entscheiden, welche Fahrtstrecke die optimale und günstigste ist, oder, falls es die Möglichkeit gibt, zu welchem Abnehmer das Holz geliefert werden soll.

Zukunftsvision Slotmanagement

Ziegler sieht im sogenannten Slotmanagement bei der Werksvermessung für Transportunternehmen und Holzabnehmer eine interessante Möglichkeit der künftigen Zusammenarbeit bei der Transport- und Produktionsoptimierung. Im Prinzip geht es darum, dass der Holzkäufer regulieren kann, wie viele Lkw an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit am Terminal ankommen sollen. Der Frächter bucht dementsprechend die freien Slots. „Das reduziert nicht nur die Wartezeiten am Annahmeterminal, sondern garantiert auch, dass immer die optimale Rundholzmenge am Holzlagerplatz vorhanden ist“, stellt Ziegler klar.

Volldigitale Holzdrehscheibe

In Amstetten haben die ÖBf seit Sommer zusammen mit Papierholz Austria und ÖBB Rail Cargo Group einen 10 ha großen, hochmodernen Holzlagerplatz mit vollelektronischer Frachtabwicklung in Betrieb (s. Holzkurier Heft 23, S. 21). Die Hightech-Vermessungsstation mit mann- und berührungsloser Lkw-Übernahme stammt gänzlich von FelixTools. Er ist in die elektronische Prozesskette der ÖBf voll integriert, in der von der Bestellung über die Einsatzplanung und Holzernte bis hin zur Lieferung und Abrechnung jeder Schritt digital abgebildet ist. Aktuell sind über 150.000 fm eingelagert. Bislang wurden über 40.000 fm abgewickelt. Ab Januar 2021 startet der Vollbetrieb.

Die Anmeldung am Lagerplatz erfolgt mit automatischer Kennzeichenerkennung und dem elektronischen Lieferschein. „Es bedarf zweier Wägungen, ein Mal bei der Einfahrt und ein Mal bei der Ausfahrt. Ansonsten gehen die Schranken nicht auf“, erläutert Ziegler. Die Verwiegung erfolgt vollautomatisch über eine mit Sensoren ausgestattete mobile Brückenwaage. Es ist weder das Bedienen eines Terminals noch ein Touchscreen erforderlich. Das exakte Gewicht wird elektronisch ermittelt und die Ladung fotodokumentiert. Die kontaktlose Holzübernahme dauert rund eine Minute. „Im Vollbetrieb können 30 bis 40 Lkw pro Stunde über die elektronische Vermessung abgewickelt werden. Diese Form der Holzübernahme bietet eine maximale Sicherheit und ist gleichzeitig transparent und hocheffizient“, informiert ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager.

FelixTools

Standort: Gössendorf
Gründung:  existiert seit 2000; GmbH 2014
Geschäftsführer: Raimund Ziegler
Mitarbeiter: 12
Produkte: felixForst, felixErnte, felixFracht, felixSäge, felixEnergie, felixTimbeter
Kunden:
über 250, davon 80% aus Österreich. Forst- und Waldbetriebe, Forstunternehmer, Frachtunternehmen, Holzhandel, Sägewerke, Biomassekraftwerke, Papier- und Plattenindustrie
Referenzen:
Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP,) Österreichische Bundesforste (ÖBf), Hasslacher Norica Timber, Pannatura, Papierholz Austria, Maschinenring Spittal, Benediktinerstift Göttweig, Benediktinerstift Admont