ZIsterzienserStift Zwettl

Lagerstand in Echtzeit

Ein Artikel von Philipp Matzku | 18.08.2021 - 09:44

Das Zisterzienserstift Zwettl im Waldviertel betreibt einen naturnahen Waldbau mit einem hohen Anteil an Naturverjüngungsflächen und kleinräumiger Holznutzung. Die Fichte ist die dominierende Baumart des 2500 ha-Forstbetriebes. „Ein Drittel der ersten Altersklasse ist bereits Laubholz, viel Buche, wir pflanzen aber auch Ahorn und Buntlaubhölzer“, betont Betriebsleiter Benjamin Watzl. Er führt zusammen mit zwei Revierförstern seit Juni 2020 das Waldamt, die Jagd sowie die angeschlossene Teichwirtschaft.

Das Waldamt hat einen Einschlag von 25.000 fm/J und vermarktet sein Rundholz selbst. „Wir arbeiten bei der Holzernte mit drei Schlägerungsunternehmen zusammen. Zwei größere und ein paar kleinere Transporteure liefern das Rundholz zu den Sägewerken und der Holzindustrie im Umkreis von bis zu 150 km“, erklärt Watzl.

Über 30 Jahre lang arbeitete man mit einem Lieferscheinbuch mit drei Durchschlägen und einer manuellen Eingabe der Lieferscheine in Excel-Listen und dem Materialbuch. Zur besseren Kostenübersicht und Planbarkeit sowie zur Vermeidung von Eingabefehlern beim Wareneingang entschied sich der Forstbetrieb 2020 für die Umstellung von einem Papier- auf ein digitales Lieferschein- und Poltererfassungssystem. „Mit der WinforstPro NG-Softwarelösung hatte Latschbacher das für mich einfachste und überzeugendste digitale Gesamtpaket einer Forstsoftware und Logistik-App am österreichischen Markt.“ Im Sommer erhielt Latschbacher den Auftrag, Inbetriebnahme war am 1. Januar 2021.

Permanente Waldlagerinventur

„Ich kann sofort meinen Waldlagerstand abrufen, sehe auf der grafischen Kartenübersicht genau, auf welcher Lagerstelle das Holz liegt und wie viel noch vorhanden ist. Zudem erhalte ich die Werksabmaße von den Rundholzkunden in Echtzeit und erspare mir letztlich sehr viel Zeit bei der Abrechnung“, betont Watzl. „Wir haben bei der Kartendarstellung die Revierkarte des Stiftes über Google Maps gelegt. Das hilft sowohl dem Forstbetrieb als auch den Transporteuren bei der Orientierung“, erklärt Michael Viertbauer, WinforstPro-Vertrieb bei Latschbacher. „Früher mussten die Revierförster ein Mal wöchentlich eine Revision des Waldlagerstandes durchführen, das nahm je nach Nutzungsart bis zu einem Tag in Anspruch. Nun funktioniert auch die monatliche Abrechnung mit der neuen Latschbacher-ERP-Software auf Knopfdruck, dadurch ersparen wir uns mehrere Tage Büroarbeit“, ergänzt Watzl.

Mit den Rundholzkäufern werden Quartalsverträge abgeschlossen und bei den Forstdienstleistern erfolgt eine monatliche Abrechnung. Gemeinsam mit den Holzabnehmern wird jede Woche vereinbart, wie viele Lkw-Züge bedient werden können. „Wir wollen wissen, wann unsere Transporteure bei uns im Wald sind, und sagen ihnen, wo das Holz abgeholt werden soll. Den Weg finden sie dank der Kartendarstellung ohne Begleitung des Försters“, erklärt Watzl.

„Neben der permanenten Waldlagerinventur kann man mit dem Latschbacher-Warenwirtschaftssystem WinforstPro NG sofort erkennen, welches Forstunternehmen die Schlägerungen zu welchem Preis durchgeführt hat und welcher Transporteur eingesetzt wurde. Man sieht sofort, wie viele Lieferscheine ausgestellt, aber noch nicht abgerechnet sind“, informiert Watzl.

Flexible und schnelle App-Lösung

Die Transporteure können auf der Winforst-Pro-App die Latschbacher-Plättchen scannen oder auch die Transportaufträge manuell aus einer filterbaren Liste auswählen. Mithilfe des langjährigen Partners Hengstberger Transport, Großgöttfritz, wurde im Dezember 2020 ein Testlauf durchgeführt. „Wir sind mit der Latschbacher-App und Softwarelösung super zufrieden“, erklärt Seniorchef Herbert Hengstberger.

Nachdem der Lkw beladen ist, gibt der Fahrer die geladene sowie die verbliebene Restmenge an. Sollte der Lagerplatz leer sein, wird die Zahl Null als Restmenge eingegeben und das Polter verschwindet von der Karte. „Die Fahrer schätzen die Rundholzmengen aufgrund ihrer Erfahrung auf ein bis zwei Festmeter genau“, erzählt Watzl. Bei jedem Lieferschein sind noch zwei Fotos von der Zugmaschine und dem Anhänger mit dem jeweiligen Kfz-Kennzeichen zu erfassen. „Mir ist vor allem die Kubatur wichtig“, bekräftigt der Betriebsleiter. Nach der Erstellung des elektronischen Lieferscheines erhalten die Transporteure einen Zufuhrschein auf ihre App, der zur Einfahrt in das Werk berechtigt.

Ein Lieferschein, mehrere Lagerstellen

Die Daten entsprechen dem FHP (Forst Holz Papier)-DATLOG-Standard. Die erforderlichen Eingabe- und Pflichtfelder werden nach Kundenwunsch eingestellt. Somit sind nur die notwendigen Felder sichtbar und die App bleibt übersichtlich. Ein Filter ermöglicht, nach Kategorien, wie Kunde, Waldungen und Wege, zu sortieren Man erkennt, wo noch Holz liegt, falls die Beladung nicht komplett ist. „Ein Beispiel: Wenn eine Ladestelle offiziell 35 fm umfasst, effektiv aber nur 30 fm vor Ort liegen, kann der Transporteur auf der App erkennen, auf welchem Lagerplatz noch 5 fm Restmenge sind, und fährt nicht einen Polter an, wo noch 10 fm vorhanden sind und dann eine Restmenge unnötig übrigbleibt. Man erspart sich also im Idealfall einen Weg, da man den Lagerplatz nicht ein weiteres Mal anfahren muss“, informiert Viertbauer.

„Die Software ermöglicht, mehrere Ladestellen auf einen Lkw beziehungsweise Lieferschein zu nehmen und nur ein Mal abzuladen. Man muss weder für jede Ladestelle ein eigenes Werksprotokoll erstellen, noch brauche ich für jede Ladestelle jeweils zwei Fotos. Man kann auch mehrere Partien pro Lieferschein laden. Beim Abgleich mit dem Werksprotokoll teilt das System die Mengen auf Basis der Schätzmengen pro Partie automatisch auf“, betont Viertbauer.

Zisterzienserstift Zwettl

Standort: Zwettl
Gründung: 1138
Forstdirektor: Richard Hackl
Mitarbeiter: aktuell 5, künftig 3
Größe: 2500 ha
Holzart:  90% Fichte, 10% Buche, Ahorn, Buntlaubholz
Holzeinschlag: 25.000 fm/J
Verkauf an: Sägewerke, Holzindustrie, Zimmereibetriebe

Latschbacher

Standorte: Zentrale in Kronstorf, neun internationale Standorte
Gründung: 1968
Geschäftsführer: Klaus Latschbacher
Mitarbeiter: Kronstorf 30, weltweit 100
Umsatz: 5 Mio. €/J (Kronstorf), davon zwei Drittel mit Signumat, ein Drittel mit WinforstPro
WinforstPro: Warenwirtschaft, Logistik, Mobile, Global Log Management