ThüringenForst

Bäume bekommen Fingerabdruck

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 06.10.2021 - 07:56
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Egal, ob auf dem Holzlager oder auf dem Holztransporter: Künftig kann jeder Holzstamm per Smartphone „ausgelesen“ werden © ThüringenForst

Anhand der natürlichen Oberflächenmikrostruktur der Schnittfläche ist jeder Baumstamm zweifelsfrei wiedererkennbar – egal, ob im Wald, beim Transport oder im Sägewerk. Ferner werde mit der Methode der Eigentümer bestimmt sowie der Fällungsort und der Zeitpunkt der Fällung würden exakt ausgelesen, berichtet VDI Nachrichten.

Verzichtet werden damit auf die derzeit von Waldbesitzern und Förstern häufig verwendeten Polter-Farbmarkierungen oder baumweisen Nummerierungsplättchen. „Die Digitalisierung der forstbetrieblichen Arbeitsschritte bei der Ernte, der Rückung, dem Transport bis zur Weiterverarbeitung in der Holzindustrie nimmt immer weiter zu“, erklärt ThüringenForst-Vorstand Volker Gebhardt. ThüringenForst ist beispielsweise mit dem fotooptischen Holzvermessungssystem sScale von Dralle schon auf einem guten Weg.

Die jüngste Entwicklung des IPM schließt die Digitalisierungskette mit einem weiteren wichtigen Abschnitt. Harvester messen mit Sensoren an ihren Aggregaten bereits das Holzvolumen, das sogenannte Harvestermaß. Diese können aus Sicht von ThüringenForst ergänzt werden. Derzeit laufen Praxisversuche in Baden-Württemberg. Das System soll eine fälschungssichere Zuordnung jedes einzelnen Stammes zu seinem Waldeigentümer ermöglichen – egal, ob dieser bei der Waldlagerung oder der Holzlogistik mit anderen Stämmen vermengt wird. Die nichtstaatliche Holzvermarktung würde zum Vorteil von Kleinwaldbesitzern weiter gefördert. In Thüringen entstanden in den vergangenen drei Jahren allein drei private Holzvermarktungsorganisationen.

Eine Smartphone-App identifiziert jeden Stamm. Eine Abfrage bei einem cloudbasierten Server versorgt den Waldbesitzer umgehend mit den entsprechenden Informationen. Der „Fingerabdruck“ eines Baumstamm es ermöglicht auch die zweifelsfreie Identifizierung gestohlenen Holzes, zumindest soweit dieses noch nicht weiterverarbeitet wurde.

In Kombination mit Nachverfolgungstrackern können mit der neuen Technik und einem Smartphone mutmaßlich gestohlene Stämme sofort auf ihre Herkunft und damit den rechtmäßigen Eigentümer überprüft werden. Entwickelt hat das IMP die Technik für die Anwendung in der industriellen Fertigung. Dort lassen sich Präzisionsbauteile anhand von Produktionsmerkmalen identifizieren und zurückverfolgen.