Die Vortragenden und Organisatoren der Tagung in der Forstschule in Bruck © Land & Forst Betriebe Österreich
Verwerfungen in der Geopolitik, am Energie- und schließlich auch am Holzmarkt: Alles scheint derzeit kopfzustehen. Nicht hoffnungslos war die Stimmung in Bruck – immerhin verkaufen sich ja einige Holzsortimente momentan recht profitabel –, aber durchaus ein wenig ratlos.
„Der Faserholzpreis ist derzeit höher als vor drei Jahren der Sägerundholz-Preis“, bemerkte ein Teilnehmer. „Werden wir unser Brennholz in Zukunft überhaupt noch verkaufen dürfen oder erwartet man, dass wir es verschenken?“, ließ sich ein anderer vernehmen. Insgesamt fühle man sich, als sei man im Nebel unterwegs.
Trends in der Sägeindustrie
Welche waldbaulichen Maßnahmen könnten die Wertausbeute in den Sägewerken erhöhen? „Die Trends zu mehr Freistellung im Wald und reduzierter Umtriebszeit mögen zwar die Bestandesstabilität erhöhen, aber sie verstärken auch wertmindernde Eigenschaften, wie Abholzigkeit, Jahrringbreiten, Aststärken, Ringrisse sowie Buchs- und Harzgallenbildung“, gaben Johann Blinzer und Erwin Treml zu Bedenken. Ein Grund, warum die heimische Holzindustrie Schnittholz aus Skandinavien importiert (nordische Ware für Rohhobler) sei schlicht, dass zu wenig kleinastiges Holz in Österreich erhältlich sei. Durch neue Rundholzübernahmestationen mit Computertomografen und Artificial Intelligence würden früher schwer anzusprechende Fehler, wie Harzgallen und Reaktionsholz, bald lückenlos erkennbar sein.
Der Faserholzpreis ist derzeit höher als vor drei Jahren der Sägerundholz-Preis.
Wertholz Laubsägerundholz
„Wenn Buche einmal in 4 m-Blochen ausgeformt ist – und sei sie noch so gerade und astfrei –, dann ist die Schlacht bereits verloren“, mahnte Maria Kiefer-Polz, European Hardwood Production (EHP) und Vizepräsidentin der European Organisation of the Sawmill Industry (EOS). „Unsere Kunden brauchen Längen von 2,4 m bis 2,6 m.“ Gerade die helle und formbare prismierte Buche werde vor allem in Asien sehr geschätzt. Und: „Sie kommt eben nur in Europa vor, sonst nirgends. Das ist ein Wert!“ Natürliche sei der enorme Druck durch Energieholzproduzenten zu spüren. Wertbestimmende Faktoren müssten daher umso stärker beachtet werden.
Warnende Worte fand Kiefer-Polz beim Abfluss von Eichenrundholz nach Asien. Das habe auch mit dem Rundholzexportverbot Russlands zu tun. Auch, wenn mit China einer der Hauptmärkte derzeit etwas ins Wanken geraten sei – Stichworte Immobilien- und Schuldenkrise –, werde die „Werkbank Welt“ für Schnittholzproduzenten gerade beim Laubholz immer wichtig sein, schloss die Unternehmerin.
Minderwertigere Sortimente in Wert setzen
Im Bemühen, langlebige, recyclingfähige Produkte mit hoher Wertschöpfung zu erzeugen, erforsche das Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Möglichkeiten, selbst minderwertigere Sortimente, wie nicht sägefähige Holz in hochwertige Holzprodukte, zu überführen. Dessen Leiter, Univ.-Prof. Wolfgang Gindl-Altmutter, verwies etwa auf Dämmplatten aus Kork oder Rinde sowie auf Formteile, deren Holzfaser in einem Spalt-Schäl-Prozess aus Astmaterial gewonnen werden. Dabei liege der Fokus darauf, die Rohstoffbasis für hochwertige Holzprodukte auszuweiten und dabei die hervorragenden mechanischen Eigenschaften der Holzfaser zu nutzen, ohne sie einer Zerstückelung zu unterwerfen, betonte Gindl-Altmutter abschließend auf der Veranstaltung in Bruck.