Wie wird der Wald der Zukunft aussehen? Wie soll er aussehen, wie kann er aussehen? Die Forstwirtschaft schafft mit ihrer nachhaltigen Waldbewirtschaftung die notwendigen Voraussetzungen, die der Wald im Klimawandel benötigt. Dies wurde bei der Forstökonomischen Tagung in der HBLA Bruck von Forstexperten untermauert.
Bewertungsmodelle für Nachhaltigkeit entwickeln
Ein Blick aus dem bunt gemischten Publikum. Von Schülern der Forstschule Bruck, Vertretern von Forstbetrieben, Behörden sowie Lehrinstituten fand die Veranstaltung reges Interesse © Dagmar Holley
Die Forst- und Holzbranche präsentiert sich selbst gerne als besonders nachhaltig. Allerdings ist der Begriff nicht klar definiert. „Was ist nachhaltig? Was ist gerecht?“, sind die Fragen, die Univ.-Prof. Walter Sekot, Institut für Agrar- und Forstökonomie, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), zu Beginn der Tagung stellt.
Ökonomische Nachhaltigkeit ist sehr komplex und umfasst Aspekte wie Volkswirtschaft, Ressourcengerechtigkeit, Zertifizierung, Ökosystemdienstleistungen und Verantwortung gegenüber künftigen Generationen. Methoden zu finden, Nachhaltigkeit und daraus abgeleitete Entwicklungsziele in numerische Indikatoren zu fassen, um sie vergleichen zu können und einer rein monetären Bewertung etwas entgegensetzen zu können, sei essenziell, so Sekot. Wichtig dafür sei ein Verständnis der Zusammenhänge und Entwicklungen. Dieses werde durch Daten aus langen Zeitreihen aussagekräftiger.
Trends und Technologien in der Waldinventur
Ebenfalls auf eine jahrzehntelange Geschichte kann die Österreichische Waldinventur (ÖWI) zurückblicken: Seit 1961 wird diese vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) systematisch durchgeführt. Alexandra Freudenschuß, Leiterin des BFW-Instituts für Waldinventur, gibt Einblick in ausgewählte Ergebnisse:
- Waldfläche und Vorrat nahmen seit Beginn des Beobachtungszeitraums (1961) stetig zu, allerdings verlangsamt sich das Wachstum.
- Trend zu mehr Laubholz (vor allem Buche und sonstiges Hartlaub, Eiche ist stabil), der Fichtenanteil nimmt ab.
- Zuwachs und Nutzung nähern sich einander an.
- Eine Verschiebung zu stärkeren BHD-Klassen ist zu beobachten.
- Schälschäden: Abnahme im Wirtschaftswald, Zunahme im Schutzwald im Ertrag. Dort hat sich die Entnahme von geschälten Stämmen verdoppelt.
Fernerkundungsmethoden haben in die Waldinventur längst Einzug gehalten. Luftbilder haben eine hohe räumliche Auflösung (20 cm), aber eine geringe zeitliche (meist rund 3 Jahre). Satellitenbilder hingegen ermöglichen eine zeitlich hohe Auflösung (5 Tage), aber eine mäßige räumliche (10 m), mit der etwa Störungen oder Änderungen in der Biomasse rasch erfasst werden können sowie Baumartenkarten abgeleitet werden können. Ein Großteil aufbereiteten Daten ist unter waldinventur.at abrufbar. „Die Nachfrage nach Daten ist extrem hoch. Nicht alle Daten sind frei verfügbar, beispielsweise ist für den Zugriff auf Vorratsdaten die Zustimmung des Waldbesitzers notwendig. Die Diskussion zum Thema Datenschutz wird gerade breit geführt – sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf anderen Ebenen“, erklärt Freudenschuß.
Waldinventur mit dem iPhone?
Impressionen von der Forstökonomischen Tagung 2023: Referenten und Mitglieder des Veranstalters Land & Forst Betriebe Österreich (LFBÖ) © LFBÖ
Bei der Optimierung der digitalen Methoden zur Erfassung der Waldbestände hat die BOKU großen Anteil. „Die meisten Geräte wurden ursprünglich für andere Branchen – etwa die Bauwirtschaft – entwickelt und dann für forstliche Anwendungsbereiche angepasst“, erklärt Christoph Gollob vom Institut für Waldwachstum an der BOKU. Neben terrestrischem Laserscanning (TLS) und personengetragenem Laserscanning (PLS), die recht teure Spezialgeräte erfordern, gibt es nun Experimente mit iPhones und iPads. Zwar sind Reichweite und Auflösung geringer, auch die Höhe muss aus anderen Quellen bezogen werden, aber die mobilen Geräte sind um ein Vielfaches kostengünstiger und oft ohnehin vorhanden.
Sind die Daten gesammelt, wird mit Algorithmen weitergearbeitet. Aus der Punktwolke, die neben x,y,z-Koordinaten auch RGB-Farbwerte enthalten kann, werden zunächst Einzelbäume abgrenzt. Die automatische Bauartenerkennung liegt derzeit bei knapp 90%. Mit den digitalen Zwillingen lassen sich Berechnungen durchführen und Karten erstellen.
Nasslager als strategisches Instrument
Gerade in Zeiten mit hohen Schadholzmengen werden Zwischenlager zur Notwendigkeit. Johannes Kirchner und Dr. Peter Rauch, Institut für Produktionswirtschaft und Logistik an der BOKU, geben einen umfassenden Einblick ins Thema: Ab welcher Betriebsgröße sind Nasslager sinnvoll? Wie groß soll es sein? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Wie findet man einen geeigneten Standort? Dafür wurde ein eigenes Tool entwickelt, das anhand eines praktischen Beispiels in Vorarlberg vorgestellt wurde. Zur Errichtung sind Genehmigungen, die Wasser-, Naturschutz- und Forstrecht betreffen, einzuholen.
Die „Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz“ wird zudem vom Waldfonds gefördert.