Große Herausforderungen
„Die Herausforderungen für die finnische Holzindustrie sind groß – und werden bestehen bleiben“, urteilte Kai Merivuori am 12. April am Außenhandelstag des GD Holz in Bremen. Der langjährige Leiter des finnischen Privatsägewerksverbandes ist Geschäftsführer von Merivuori Consulting. Er ergänzte: „Mit Zentraleuropa haben wir gemeinsam, dass im Vorjahr der Bedarf – nach den Rekordjahren 2021 und 2022 – auf den wichtigsten Märkten zurückgegangen ist. Im Unterschied zu Kontinentaleuropa verändert sich die Branche merklich, weil der Anteil der Papierindustrie seit zwei Jahrzehnten zurückgeht. Gleichzeitig nutzt die Energieindustrie vermehrt holzbasierte Brennstoffe, während die Verbrennung fossiler Brennstoffe mehr oder weniger eingestellt wurde. Dies erhöht die Nachfrage und den Preis für Rundholz und belastet die Holzwerkstoffindustrie weiter. Außerdem neigt sich der Lebenszyklus mehrerer Produkte dem Ende zu. Ein weiteres Problem: Der Exportwert von Schnittholz brach von 2021 bis 2023 um fast 35 % ein.“
Output unter 10 Mio. m³ heuer
Quelle: Natural Resources Institute Finland (Luke), Finnish Forest Industries Federation, 2024: Merivuori Consulting © holzkurier.com
Der Höhepunkt der Sägewerksproduktion liegt nun über 20 Jahre zurück: 2003 mit 13,6 Mio. m3. 2023 waren es nur noch 10,4 Mio. m3, für heuer sagt Merivuori 9,7 Mio. m3 Output voraus. „2023 basierte die Produktion auf 4 Mio. m3 importierten Rundholzes, jetzt erfolgt die Produktion vollständig mit heimischen Rohstoff. Die heurige Produktion litt unter den sehr strengen Winterbedingungen im Januar, Februar und unter den Streiks im März, April“, verweist Merivuori. Über 80 % der Produktion werden exportiert. Die Masse geht in die vier Topkundenländer Ägypten (BIP-Zuwachsprognose 2024: +3 %), China (+4,5 %), Großbritannien (+0,6 %) und Japan (+0,9 %).
The market will remain supply driven – but for how long?
Versorgung immer schwieriger
Mehr Sorge als um den Absatz macht sich die finnische Holzbranche aber um die Versorgung. Die potenziellen Risiken im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Holz in der Zukunft sind: Die Binnennachfrage steigt seit dem russischen Rundholz-Exportstopp kontinuierlich. Parallel verringert sich vermutlich die Erntefläche aufgrund von Schutzmaßnahmen oder des Verhaltens der Waldbesitzer. Geringere Ernteintensität senkt den Holzertrag pro Hektar. „Und parallel stieg der Zuwachs jährlich auf mittlerweile über 100 Mio. m3“, verweist Merivuori.
Rundholzmarkt spekulativ
Die Rundholzernte fiel 2023 um 9 % auf 26 Mio. m3 Sägebloche und 32,6 Mio. m3 Faserholz. Bis 2018 lag der Fi-Sägerundholz-Preis unter 60 €/m3 am Stock. Ende März 2024 waren es schon 75,5 €/m3. „Der Rundholzmarkt bleibt spekulativ, höhere Preise sind wahrscheinlich. Daher geht die Schere zwischen Rund- und Schnittholz weiter auf“, beklagt Merivuori, „wenigstens gleichen die Mehrerlöse bei den Nebenprodukten die hohen Kosten etwas aus.“
Österreicher in Finnland
2015 erwarb Binderholz die damalige Vapo-Gruppe mit den beiden Sägewerken in Lieksa und Nurmes in Nordkarelien (Mittel-/Ostfinnland). 400.000 m3 Schnittholz-Jahreskapazität kamen damals hinzu.
2021 erwarb MM Board & Paper die finnischen Kotkamills um rund 425 Mio. €. Dazu gehört das Sägewerk (210.000 m3/J), das Ende 2023 geschlossen wurde.
2022 übernahm die HS Timber Group das Sägewerk Luvian Saha samt Weiterverarbeitung im Westen Finnlands. Mit 120 Mitarbeitern produziert Luvian Saha 300.000 m3/J Nadelschnittholz sowie Hobelware und oberflächenbehandelte Produkte.
2022 investierte die Pfeifer Group in Finnland: Mit dem Erwerb von Pölkky kamen 700.000 m3 Produktionskapazität hinzu.