Schweiz

Wald unter Druck

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 20.03.2025 - 08:11

Rund ein Drittel der Schweizer Landesfläche (1,3 Mio. ha) ist bewaldet. 40% der Flora und Fauna der Eidgenossenschaft leben im oder vom Wald. Die Waldfläche hat sich erstmals seit Jahrzehnten kaum noch weiter ausgedehnt. Der Holzvorrat hat sich seit 2015 ebenfalls kaum verändert. Hauptbaumart ist mit 41% die Fichte, gefolgt von der Buche mit 18%. Zwei Drittel der Bäume sind Nadelholzarten.

Brennpunkt Tieflagen

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Veränderung der Waldfläche  in den fünf Produktionsregionen und in der ganzen Schweiz von 1983 bis 2022. In der Schweiz hat die Waldfläche  um 11,6% zugenommen. © LFI (Abegg et al. 2023)

Der Fichtenanteil im Mittelland und im Jura ist um 15% beziehungsweise 10% gesunken, während er in den Alpen und auf der Alpensüdseite um 8% beziehungsweise 20% zugenommen hat. Die beiden Hauptbaumarten drohen laut WSL bis 2050 aus den Tieflagen des Landes zu verschwinden (Klimawandel: Hauptbaumarten verschwinden aus Schweizer Mittelland). 2 bis 5% der Eschen sind landesweit gegen das Eschentriebsterben resistent und könnten somit bei einer entsprechenden waldbaulichen Bewirtschaftung eine Zukunftsbaumart sein. „70% der Wälder im Mittelland haben immer noch einen zu hohen und naturfernen Fichtenanteil. 41% der Waldgesellschaften und deren Lebensräume gelten als gefährdet – insbesondere Auenwaldgebiete, lichte Wälder sowie alte und dicke Bäume“, geht aus dem Waldzustandsbericht hervor.

Die Nutzung übersteigt den Nettozuwachs im Jura und Mittelland deutlich und liegt landesweit bei 89%. Es wird also mehr genutzt, als nachwächst. Zur Erhaltung der Biodiversität im Wald ist neben einem naturnahen Waldbau eine Vernetzung mit der Landwirtschaft notwendig. Dabei stehen Waldränder, Hecken und Baumgruppen im Fokus. In 30% der Lagen unter 600 m Seehöhe fehlen solche Strukturelemente.

Fokus Schutzwald

44% der Schweizer Waldfläche (570.000 ha) sind als Schutzwald ausgewiesen, viele davon in den Alpen. 90% der Wälder erneuern sich über Naturverjüngung und 64% der Waldfläche sind mehrschichtig und gestuft. Allerdings ist die Verjüngung zukunftsfähiger, resilienter Baumarten unzureichend. Nur 17% der Schutzwaldfläche werden aktiv gepflegt, während im Alpenraum bereits 40% der Schutzwälder einschichtig sind. Der Wildverbiss betrifft vor allem Tanne, Ahorn und Eiche – also potenzielle Zukunftsbaumarten.

Sicherung der Holzversorgung und -verarbeitung

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Verhältnis von Nutzung und Mortalität  zum Bruttozuwachs (Zuwachs) in der Inventurperiode vom LFI4 (2009–2013) bis zum LFI5 (2018–2022), nach Hauptbaumart © LFI (Abegg et al. 2023)

Der Bruttozuwachs des Holzvolumens ist im Vergleich zur vorangegangenen Dekade um 2%, der Nettozuwachs sogar um 13% gesunken. Die Mortalität beträgt 25% des Bruttozuwachses. Der Holzendverbrauch ist im Berichtszeitraum um 15% gestiegen. Die Rohstoffversorgung in der Schweiz wird jedoch zunehmend zur Herausforderung. Die stoffliche Nutzung des Holzes ist im vergangenen Jahrzehnt von 52% auf 41% gesunken, während die energetische Nutzung auf 56 % gestiegen ist. 

Der Gesamtverbrauch von Energieholz betrug 2021 5,8 Mio. m³, wovon knapp die Hälfte im Wald geerntet wurde. Der Rest stammte aus Flurholz, Restholz sowie Altholz. 2022 importierte die Schweiz 346.000 t Brennholzprodukte. Der Anteil der Holzenergie am gesamten Endenergieverbrauch beträgt 6%. Holz ist damit nach der Wasserkraft der zweitwichtigste erneuerbare Energieträger. 70% des im Wald geernteten Laubholzes werden energetisch genutzt – mit weiterem Steigerungspotenzial. Die Schweiz strebt eine Kaskadennutzung mit höherer Wertschöpfung an, sodass eine direkte Nutzung von Waldhackgut zur Verbrennung unerwünscht ist. Ein erhöhter Nadelholzimport steht im Widerspruch zur angestrebten Stärkung der heimischen Wertschöpfungskette. Eine verstärkte Nutzung des einheimischen Holzes ist nur in den Alpen und auf der Alpensüdseite denkbar, scheitert jedoch an „unwegsamem Gelände, schlechter Erschließung sowie hohen Erntekosten.“

Herausforderungen für den Wald

71% der Schweizer Waldfläche gehören öffentlich-rechtlichen Besitzern mit durchschnittlich 265 ha Wald. Die restlichen 29 % befinden sich im Besitz von Privatwaldbesitzern, die im Durchschnitt 1,5 ha Wald besitzen. Rund die Hälfte der Forstbetriebe schreibt schwarze Zahlen.