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Prof. Dr. Peter Glos, München/DE © Peters

Produktqualität garantieren

Ein Artikel von Administrator | 27.01.2003 - 00:00
Zahlreiche Anregungen für die technische Weiterentwicklung von Sägewerken lieferte das Rosenheimer Winterseminar vom 13. bis zum 16. Januar. Die Aspekte reichten dabei von Qualitätssicherung und Rationalisierung bis hin zu zusätzlichen Angeboten wie der Holzenergie.
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Prof. Dr. Peter Glos, München/DE © Peters

1:1000. Ist die neue DIN 4074 eher Hemmschwelle oder Chance? Prof. Dr. Peter Glos von der Technischen Universität München/DE berichtete von erheblichen Herausforderungen an das Produkt Holz. 30.000 Architeken gebe es in Deutschland - lediglich 30 davon seien ausgewiesene Experten für Holz.
Um diesem Werkstoff eine Zukunft auch für das filigrane, transparente High-Tech-Bauen zu ermöglichen, müsse die Sägeindustrie ihre Produkte stärker kundenorientiert gestalten. Von ihrer Verantwortung hänge der Ruf des Werkstoffs ab - wird nicht oder schlecht geliefert, machten sich Importe und Substitute breit. So steige der Bedarf an Holzwerkstoffen derzeit erheblich schneller an als der von Schnittholz. Hohe Qualität anbieten. Von den 11 Sortierkriterien der DIN 4074, eingeführt bereits ab 1939, seien viele nicht relevant, da mitteleuropäisches Holz diese meist automatisch erfülle. Übrig bleibe einzig das Kriterium Astigkeit. In der Neufassung der DIN 4074 wurden die europäische Bauproduktenrichtlinie und daraus erforderliche Änderungen der Landesbauordnungen umgesetzt. Diese erfordern, das Produkt zu kennzeichnen sowie die entsprechenden Übereinstimmung nachzuweisen. Mit diesem Ü-Zeichen garantiert der Hersteller, dass sein Produkt der Norm entspricht.
Aus der europäischen Normung eingearbeitet wurde die Messbezugsfeuchte von 20% sowie die Begrenzung von Schwindrissen in Kanthölzern. Mit dem Kürzel TS („trocken sortiert”) werden künftig 2 Arten der Sortierung möglich: Frisch, nicht vollständig sortiert sowie trocken (vollständig sortiert) - verantwortungvolle Bauherren werden künftig vermehrt S10 TS nachfragen.
Glos' Resümee: Sortiert und gekennzeichnet nach der neuen DIN 4074 ist Nadel- und Laubschnittholz ein hochwertiges, zukunftsfähiges Bauprodukt mit garantierten Eigenschaften und ermöglicht eine kundenorientierte Palette von Schnittholzprodukten - dies sollte als Chance verstanden werden.
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Dipl.-Ing. Georg Wolf, Rosenheim/DE © Peters

Kooperieren und Nischen besetzen. Alternativen zum Bauholzeinschnitt stellte Dipl.-Ing. Georg Wolf, LHK Rosenheim, designierter Nachfolger von Institutsdirektor Dipl.-Ing. Kurt Franz, zur Diskussion.
Der rückläufige Absatz klassischen Listenbauholzes in Deutschland treffe besonders kleinere und mittlere Unternehmen. Die Konkurrenz konnte die Produktion von BSH, KVH oder Lamellenholz allein zwischen 2001 und 2002 um 38% steigern. Deren Produkte seien flexibel für die Konstruktion, wiesen Stehvermögen sowie genau definierte Holzfeuchte und Oberflächenqualität auf.
Die Vorzüge des Listenbauholzes bestünden im günstigen Preis, kürzerer Lieferzeit sowie regionalen Besonderheiten. Wolf empfahl, Kooperationen einzugehen, Marktnischen (etwa Rift-, Halbrift- oder Lamelleneinschnitt) zu besetzen, und um Handel und Weiterverarbeitung sowie Kennzeichnung und Verpackung zu ergänzen.
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Dr.-Ing. Stefan Möhringer, Wiesentheid/DE © Peters

Rationalisieren und Werte schöpfen. Technisch ließen sich innerhalb kleiner und mittlerer Sägebetriebe erhebliche Rationalisierungs- und Wertschöpfungspotentiale nutzen, so Dr.-Ing. Stefan Möhringer, Maschinenfabrik Simon Möhringer, Wiesentheid/DE. Er illustrierte dies an 5 Beispielen aus der Besäumtechnik: Die Laser gesteuerte Vermessung von Holzober- und -unterseite führt zu Rechner optimierter Ausbeute und liefert zudem per Statistikfunktionen umfangreiche Kennziffern für die Produktionskontrolle.
Während sich die Beschickung mit Entzerrstufen, auf 2 Ebenen oder einzeln ansteuerbaren Produktpuffern optimieren lässt, bietet sich statt manueller auch die integrierte Kappung an. Daneben dienen Kreissägentechnik mit 2 bis 6 mobilen Achsen, Schnitthöhen zwischen 18 und 150 mm sowie innovative Auszugssysteme (Lamellenspreißelabscheider oder Säumerauszug) sowie eine auf den Informationen des Säumers basierende, gezielte Sortierung, der erhöhten Wertschöpfung.
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Jean-Paul Balz, Langnau/CH © Peters

Innovativ sortieren. Über ein neues System zur Sortierung von Schnittholz-Lamellen und ähnlichen Sortimenten berichtete Jean-Paul Balz, Balz Holz, Langnau/CH. Sein Messgerät Sylvamatic sortiert in Verbindung mit individuellen Vereinzelungs- und Querfördersystemen konstruktive Holzelemente einer Produktionskette, wie etwa Lamellen nach EN 338.
Ultraschallsensoren an den Stirnseiten messen die Geschwindigkeit der Schallwellen im Holz sowie die vom Holz übertragene Energie - da diese Werte auf Abweichungen vom idealen Holzaufbau deutlich reagieren, lassen sich so Äste, Bruchfestigkeit und Dichte bestimmen. Software Sylvium ermittelt schließlich die jeweilige Festigkeitsklasse. Derzeit laufen die Arbeiten an einer europäischen Zulassung, so Balz optimistisch.
Energie erzeugen. Auch die Koppelprodukte lassen sich veredeln: Ing. Andreas Roskam, Kohlbach, Wolfsberg, erläuterte den technischen Stand der Kraft-Wärme-Kopplung. ORC-Module (organic rankine cycle) nutzen die eingesetzte Biomasse zu 99% aus und erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme.
Entsprechend liberale Gesetzgebung vorausgesetzt, könnte sich so die Sägeindustrie nicht nur zum Lieferanten der Energiequelle, sondern zum eigentllichen Anbieter nachhaltiger Energie entwickeln.