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Teurer Transport

Ein Artikel von Administrator | 31.03.2003 - 06:59
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Ein vermeintliches Randthema prägte das 4. Internationale Seminar für die Holzindustrie 2003: Road Pricing. Dieses ist in der Höhe der Belastungen für die transportintensive Holzbranche so wesentlich, dass Organisator SH-Holz, Biel/CH, dem Thema einen breiten Rahmen einräumte.Teures Österreich. „Lkw ab 3,5 t werden entweder ab 1. Oktober spätestens aber ab 1. Jänner 2004 in Österreich auf Autobahnen und Schnellstraßen bemautet werden”, erläuterte Mag. Andreas Edinger von der Wirtschaftskammer Österreich den über 100 Seminar-Teilnehmern. Die Höhe der Maut richtet sich nach der Anzahl der Achsen: bei 2 sind es 13 Cent/km, bei 3 18 Cent/km und ab 4 27,3 Cent/km (Nettopreise). Von der Maut sind in- und ausländische Fahrzeuge betroffen. Im Durchschnitt werden es 22 Cent/km sein, schätzt der Fachmann.
Eine Fahrt Wien-Dornbirn (580 km) schlägt sich laut Edinger mit 158 € nieder. Keinerlei europäische Abstimmung. Problematisch für den Frächter ist weiters, dass Deutschland ein eigenes System aufbaut, welches auf Satelliten-Basis funktionieren soll, während die Österreicher auf das wesentlich günstigere Mikrowellen-System setzen. Pro Lkw müssen also mitunter unterschiedliche Sender eingebaut werden.
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Gerade diese nicht Koordinierung der EU-Staaten untereinander sorgte für erheblichen Unmut in St. Gallen. „Lkw ab 12 t sind in Deutschland betroffen. Bei uns sind es durchschnittlich 15 Cent/km die anfallen werden”, erläuterte Dipl.-Kfm. Karl Michael Probst vom Bundesverband der Deutschen Industrie, Berlin/DE. In Deutschland erfolgt die Staffelung unter anderem über die Emissions-Klasse in die der Lkw fällt (zwischen 10 und 17 Cent/km).Beachtliche Jahreskosten. Die Berechnungen des deutschen Industrie-Verbandes: 40 t fährt 100.000 km/J. Bei einer durchschnittlichen Mauthöhe von 15 Cent/km kommt es zu einer Jahres-Nettobelastung von 15.000 €. Die Euro-Vignette wird nicht mehr benötigt (-1400 €), so bleibt eine Belastung von 13.600 € oder eine Erhöhung der Kosten von über 10% pro Lkw.
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Es stellt sich zwangsläufig die Frage, wer die Kosten trägt - die gebeutelte Transport-Branche wird diese weitergeben müssen. Hierzu antwortete Werner Zeier, Zeier Holztransporte, Mellingen/CH, nach 2 Jahren Erfahrung mit der Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) in der Schweiz: „Ich behaupte, die Mehrkosten mussten zu einem großen Teil - wenn auch indirekt - von der Forstwirtschaft übernommen werden.”Leerkilometer vielfach unvermeidlich. In der Schweiz beläuft sich die LSVA derzeit auf rund 0,5 sFr/km und gilt für alle Straßen. 2005 soll sie auf 1 sFr/km nahezu verdoppelt werden. Die gewünschten Lenkungseffekte wie Reduzierung der Leerkilometer kann Zeier für die Holzbranche nicht erkennen. „Beim Rundholz-Transport sind Leerfahrten unvermeidbar.
Zur Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene kam es auch nicht. Hier bemängelt Zeier, dass viele Holzverlade-Bahnhöfe geschlossen wurden und es nach wie vor Missstände beim kombinierten Verkehr gebe.
In der Schweiz wird in Tonnenkilometer gerechnet, die Tarifstufen richtet sich nach Motorenklasse. Für einen Euro 1-Lkw mit durchschnittlich 34 t sind 1,68 Rappen bei 80.000 km Jahresleistung etwa 45.700 sFr/J.Dritte Steuer auf Verkehr. Unisono beklagten die 3 Referenten, dass die neue Abgabe faktisch eine neue Steuer ist - neben Kfz- und Mineralöl-Steuer. Es fehle zudem die Zweckgebundenheit. Für Deutschland zeigt sich Probst überdies skeptisch, ob rechtlich bis August eine Umsetzung möglich ist. Denn: laut EU-Wegekostenrichtlinie sei eine Zweckgebundenheit erforderlich.Kunden Mehrkosten nicht vermittelbar. Die anschließenden Diskussion war von der Frage geprägt, wer die Mehrkosten tragen wird. „Unserem japanischen Kunden wird nicht vermittelbar sein, dass er auf Grund eines Road Pricings in Österreich mehr zahlen soll”, brachte es Komm.-Rat DI Herbert Kulterer, Hasslacher Drauland, pointiert auf den Punkt. Er sieht die Schwierigkeiten insbesondere in der Rundholz-Beschaffung. Betriebe, die mitten in großen Waldregionen sitzen, also kurze Einkaufsradien haben, seien natürlich bevorzugt.Schweiz ist anders. In seinen Betrachtungen zu Entwicklungen der europäischen Forst- und Holzwirtschaft ging Dipl.-FW Ludwig Lehner, Geschäftsführer Jaakko Pöyry, Freising/DE, speziell auf die Schweiz ein. Ihn verwunderte der markant geringe Massiv-Holz-Verbrauch: um die 0,2 m³ pro Eidgenossen also ein Wert annähernd wie Deutschland (Österreich: über 0,6 m³). Überproportional sei der schweizerische Energieholz-Verbrauch, wundert sich Lehner.
Viel Geld bleibt laut Lehner im Wald liegen: Holzerntekosten (teilmechanisiert) von über 70 sFr/fm stünden 40 sFr/fm in Österreich gegenüber. Hochmechanisiert: 63 sFr/fm zu 33 sFr/fm in Österreich. Logistik-Optimierung. Großes Potenzial ortet auch Lehner in der Verbesserung der Logistikkette. Eine Verringerung der Schnittstellen beim Transport vom Wald ins Sägewerk, würde massive Einsparungen bringen.
Dazu wäre aber eine Neuordnung der Logistikkette notwendig. Die Kleinstrukturiertheit - mit einer großen Anzahl an Waldbesitzern, die keinerlei Wert auf Holzernte legen würden - machen aus Sicht von Jaakko Pöyry die Einrichtung von Clearing-Stellen notwendig - Einheiten, die den Fluss vom Stock bis zu den Verbrauchern regeln könnten.Strukturwandel noch bevor. Im Vergleich zu Deutschland und Österreich hat laut Lehner die Schweizer Sägeindustrie den Strukturwandel noch vor sich. Während bei ersteren die Produktion stark stieg, die Zahl der Betriebe aber abnahm, sind in der Schweiz bei Werte leicht fallend. Es gebe noch wenige Einheiten, mit rationellen Profiliereinheiten (Einschnittkosten: 14 bis 24 €/fm). Gatterbetriebe mit höheren Einschnittkosten (40 bis 70 €/fm) würden noch bei weitem dominieren.