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Peter Fickler, Waltenhofen/DE © Peters

Produktpalette diversifizieren

Ein Artikel von Administrator | 26.01.2004 - 00:00
Von innovativen Produkten bis hin zum beharrlichen Mahnen säumiger Kunden reichten thematisch die Vorträge des diesjährigen 44. Winterseminars für die Holz- und Sägeindustrie vom 13. bis 15. Jänner. Über 100 Teilnehmer konnte Georg Wolf, Leiter des veranstaltenden Lehrinstituts der Holzwirtschaft und Kunststofftechnik (LHK), Rosenheim/DE, begrüßen. Die Struktur mit 2-tägigen Vorträgen und 1-tägiger Sonderveranstaltung will Wolf auch für das 45. Winterseminar vom 18. bis 20. Jänner 2005 beibehalten.
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Peter Fickler, Waltenhofen/DE © Peters

Starkholz und Seitenware. „Was bewegt uns Säger am meisten?” befragte der 2. Vorsitzende des Verbandes der Bayerischen Säge- und Holzindustrie und Gründer des Holzforum Allgäu, Peter Fickler, Säge- und Hobelwerk Waltenhofen, Waltenhofen/DE, das Auditorium. Ihn bewegen beim Starkholzeinschnitt die überproportional hohen Anteile an Seitenware. Diese werden aufgrund forstpolitischer Ziele auch weiter zunehmen, prognostizierte er.
Insbesondere die DIN 4074 im Zusammenhang mit der Astigkeit führe zu schwieriger Vermarktung der Seitenware (S10) oder zu kostenintensiver Bearbeitung (Kappen, Zinken, Hobeln). Ein erhöhter Anteil von Kurzlängen falle insbesondere beim Einschnitt von Bauholz in Längen zwischen 3 und 3,5 m an.
Auf der Verwendungsseite werde diese Seitenware verstärkt von Holzwerkstoffen verdrängt - insbesondere bei der Beplankung von Häusern in Ständerbauweise.Dürftiger Anteil. So sah das Angebot eines Zimmermanns für ein Wohn- und Bürogebäude lediglich 8% der Bausumme aus „eigenem” (Allgäuer) Holz vor. Insbesondere für Arbeitszeit sowie Zutaten wie Folien und Dampfsperren werde „eine Menge Geld verbraten”, ärgerte sich Fickler und konzipierte 2003 ein eigenes Holzhaus zusammen mit dem Holzforum Allgäu, welches die komplette Wertschöpfungskette an einen Tisch bringen will.Massive Holzmauer. Für die Wandelemente verwendet Fickler 24 mm-Seitenware mit einer Breite ab 14 cm in der Qualität DIN 4074-S7, scharfkantig, frei von Rinde oder Bast sowie für mindestens 8 Stunden wärmebehandelt bei 65° C.
Um die isolierende Wirkung der Luft zu nutzen, erhalten die Bretter eine gehobelte Riffelung, vergleichbar dem Verfahren beim Riffelparkett. Kreuzweise zu 5 bis 15 Lagen mit eingeschossenen Aluminium-Rillennägeln zur Massivholzmauer verarbeitet, überzeugt diese durch einen U-Wert von 0,2 W/m²K.
Während anfallende Längen zwischen 4 und 5 m die horizontalen Lagen bilden, entsprechen 2,8 bis 3,5 m lange Seitenbretter einer Geschosshöhe.Rasch nachgewachsen. Ein CNC-Bearbeitungszentrum von Hundegger, Hawangen/DE, fräst Fenster- und Türöffnungen sowie alle Installationsschächte heraus. Diese Teile setzt Fickler materialsparend als Wandelemente im 1. Stock ein. Eine zusätzliche Isolierung oder Dampfbremse findet sich nicht. Außen zeigt der Wandquerschnitt eine Holzfaserplatte plus Putz, innen Gipskarton. Die giebelseitigen Abdichtungen erfolgten mit einem Holzmörtel, bestehend aus Sonnenblumenöl und Holzstaub.
Um die Nachhaltigkeit seines Gebäudes der Feuerwiderstandklasse 90B zu Baukosten von 175 &/m² muss sich Fickler keine Sorgen machen: Die benötigten 250 m³ Holz wachsen im Allgäu - mit einem jährlichen Zuwachs von 1,2 Mio. fm - innerhalb von 3,5 Stunden nach.
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DI (FH) Michael Lausch, Nürtingen/DE © Peters

Dampf-Maschine. Die Vorzüge der wiederentdeckten Hochtemperatur-Trocknung stellte DI Michael Lausch, Vizepräsident bei Mahild Drying Technologies, Nürtingen/DE, vor. Bei diesem Verfahren erfolgt die Holztrocknung bei Temperaturen zwischen 90 und 250° C und ist - abhängig von der Technologie - geeeignet für Weich- oder Harthölzer.
Neueste Anlagen weisen Luftgeschwindigkeiten zwischen 6 und 8 m/sec. sowie Luftleitbleche für die gleichmäßige Luftverteilung und damit Trocknung der gestapelten Schnitthölzer auf. Eine zentrale EDV überwacht meist alle Trockenkammern und optimiert zudem die Verteilung des Mediums. Nach Ende der Trocknung erfolgt meist noch eine mehrstündige Konditionierung per Heißdampf.
Während dieser Anlagentyp mit kurzen Durchlaufzeiten und flexibler Produktion in Mitteleuropa erst an wenigen Standorten vertreten ist, betreibt der größte Mahild-Kunde, Arauco, Santiago de Chile/CL, Produzent von Massivholz und Zellulose, insgesamt 85 Anlagen aus dem Hause Mahild.
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Sebastian Lechner, München/DE © Peters

Vorbildliches Mautsystem. Das Road-Pricing in Österreich startete zum 1. Jänner „pünktlich und reibungslos” - auf das gegenwärtige Drama um die Einführung der deutschen Maut wollte Sebastian Lechner, Hauptgeschäftsführer beim Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT), München/ DE, bewusst nicht eingehen und schilderte deren betriebswirtschaftliche Aspekte. Laut Lechner werde der Güterverkehr zwischen 1997 und 2005 national um 34%, international um 91% und innerhalb der MOE-Staaten gar um 190% zunehmen.Verordnete Wettbewerbsnachteile. Der Anteil deutscher Lkw am grenzüberschreitenden Verkehr sank dagegen von 38% (1985) auf 24% (2000) - aufgrund massiver Wettbewerbsnachteile. So zahle ein in Deutschland zugelassener 40-Tonner jährlich 24.000 € Mineralölsteuer, in Belgien lediglich 15.000 € und in Frankreich 19.000 €. Die Maut bedürfe daher dringend der steuerlich harmonisierten Überarbeitung.
Während sich aus der Mauthöhen-Verordnung vom 24. Juni 2003 Zusatzkosten in Höhe von durchschnittlich 0,124 Cent/km ergeben, steige der Preis für Dieselkraftstoff um 3,07 Cent/Liter pro Stufe der Öko-Steuer - dies entspricht 1,01 Cent/km oder 1414 € bei einer jährlichen Fahrleistung von 140.000 km.
In Summe ergibt sich ein Mehrbetrag von 14.280 €/J - dieser werde 1:1 auf den Endkunden umgelegt. Das Bundesministerium für Verkehr, Bauen und Wohnen (BMVBW), Berlin/ DE, erwartet um 0,15% ansteigende Verbraucherpreise.
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Siegfried von Lauvenberg, Bonn/DE © Peters

Hitze oder Gift? Für den internationalen Warenverkehr bestehen keine Verbote für Verpackungen aus Vollholz - sie bedürfen aber vor dem Export einer „phytosanitäten Maßnahme”, so Siegfried von Lauvenberg, Geschäftsführer des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackungen (HPE), Bonn/DE.
Die International Plant Protection Convention (IPPC), Unterorganisation der Food and Agriculture Organisation (FAO) der United Nations (UN), New York/US, entwickelte die Vorschriften für den internationalen Handel mit Verpackungen aus Vollholz, bezeichnet als ISPN 15. Diese sehen die Behandlung mit Hitze (Kerntemperatur über 56° C) oder 30-minütiger Behandlung mit Methylbromid (CH3Br) sowie eine genau definierte Kennzeichnung des Holzes vor.Exportmärkte ratifizieren gerade. Während die USA die ISPN 15 zunächst ab dem 2. Jänner ratifizieren wollten, dauert dieser Prozess noch bis April oder Mai an, so von Lauvenberg. Bis dahin eingehende Sendungen würden ohne Konsequenzen beobachtet. China übernahm die phytosanitäre Vorschrift bereits zum 1. Oktober 2002 und die Europäische Union beabsichtigt, sie zum 1. Juli 2004 umsetzen.
Von der ISPN 15 erhofft sich von Lauvenberg einen vereinfachten Warenverkehr, die verbesserte Qualität der Holzverpackungen und damit erhöhte Nachfrage und Preise.
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Hans-Peter Gautschi, Affoltern/CH © Peters

Transparentes Unternehmen. Über das Rating klein- und mittelständischer Unternehmen in der Schweiz berichtete Hans-Peter Gautschi, selbstständiger Unternehmensberater aus Affoltern/CH. Das Rating gemäß Basel II beurteile die Bonität eines Unternehmens, das Vermögen und die Fähigkeit, finanziellen Verbindlichkeiten nachzukommen. Die Umsetzung des Rating hält Gautschi für angemessen, denn „wer die Schlechten schont, schadet den Guten.”
Als wesentliches Element auch für das Rating be-schrieb er detailliert den Business-Plan, der über die bisherige und künftige Entwicklung des Unternehmens informiert und als wertvolles Entscheidungsinstrument für Investitionen, Betriebsübernahmen und natürlich der Information für Investoren und Banken diene.
Bei dessen Zusammenstellung bedarf es sensiblen Vorgehens, denn: „Alles kann später gegen Sie verwendet werden”. Je detaillierter dieser Plan, desto besser - fehlende sind daher schlechte Informationen und nicht als Holschuld der Bank, sondern als Bringschuld des Unternehmens zu verstehen.12-stufiges Rating. Auf Basis eines Businessplans sowie weiterer Informationen bewertet ein Kreditgeber in Form des Ratings die Bonität sowie das Vermögen eines Unternehmens, finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Die Anwendung dieses Ratings sorge „für Fairness und Transparenz im Kreditgeschäft,” so Gautschi. Jeder Kreditkunde erhalte seinen spezifischen, risikoabhängigen Zinssatz. Da Basel II „so oder so komme”, sollten sich Unternehmen frühzeitig intensiv damit befassen und schon jetzt einen 30-seitigen Business-Plan erstellen. Von 438 in der Schweiz zu diesem Thema befragten Betrieben zeigten sich jedenfalls nach Abschluss des Ratings 60% mit ihren Banken zufrieden.
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Dipl.-Kaufm. Thomas Schurk, München/DE © Peters

Vorab informieren ... In die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Kunden führte Dipl.-Kaufm. Thomas Schurk, Geschäftsführer der Crefo-Factoring, München/DE, ein. Es gelte, vor Vertragsabschluss eine Bonitätsprüfung des unbekannten Kunden mit Hilfe interner und externer Informationen durchzuführen und aus Bank- und Wirtschaftsauskünften sowie Krisensignalen dessen finanzielle Situation zu erkennen.
Unterstützung bietet hier die an mehreren Standorten ansässige Creditreform, wertet öffentliche Register aus und ergänzt diese durch weitere Informationen wie Register- und Schuldverzeichnisse, Schuldnerlisten, Bilanzen und Geschäftsberichte, Tagespresse sowie Lieferanten und Kontrollrückfragen.
Der daraus erstellte Bonitätsindex, gewichtet aus Zahlungsweise (rund 20%), Krediturteil (25%), Ertrags- und Finanzkennzahlen (35%) sowie Strukturdaten (20%), reicht über 6 Stufen von „sehr gut” bis zu „harten Negativmerkmalen”.... oder beharrlich mahnen. Gerät der Kunde nach der 1. schriftlichen Mahnung in Verzug, könne auch die telefonische Mahnung, „perfekt” gemischt aus „Psychologie, Taktik und Beharrlichkeit” Wunder wirken - vorausgesetzt, der Gläubiger kennt die 4 häufigsten Einwände und kann diese erfolgreich abwehren: „Rechnung liegt nicht vor,” Zahlung ist unterwegs”, „vorübergehend zahlungsunfähig” oder „berechtigte Reklamationen”.
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Georg Wolf, Rosenheim/DE © Peters