Wohin entwickelt sich die Holzwirtschaft und welche Chancen gibt es für Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU), diese Fragen standen im Mittelpunkt der vom Holzcluster Salzburg organisierten Veranstaltung am 20. September in Hallein.Einzigartige Produkte und Dienstleistungen als Trumpf. „Die kleinen und mittleren Unternehmen sind das Rückgrad der Wirtschaft. Die Anzahl der Unternehmen der österreichischen Holzwirtschaft wird bis 2010 annähernd konstant bleiben und sich auf 9700 belaufen. Wirklich erfolgreich werden jene sein, die es schaffen, attraktiv zu sein“, erläutert Mag. Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria. Dazu gehört das moderne, innovative Erscheinungsbild des gesamten Unternehmens ebenso wie die bessere Qualifikation und Motivation der Mitarbeiter. Notwendig wird auch eine intensivere Kundenbetreuung, ein höheres Maß an Zuverlässigkeit, Termintreue, Flexibilität und Seriosität sein. Punkten werden jene, die einzigartige, unverwechselbare Produkte und Dienstleistungen anbieten.Österreich ist nicht gesegnet von viel Eigenkapital. Die größere Attraktivität für den Kunden ist der Motor der Erfolgsspirale. Sie führt zu einer besseren Auslastung und dazu, dass der Preis als Verkaufsargument an Bedeutung verliert. Bessere Auslastung und Preise bedeuten mehr Gewinne, mehr Gewinn bedeutet mehr Eigenkapital. Mehr Eigenkapital heißt, weniger Finanzierungsprobleme und damit die Möglichkeit, rechtzeitig in den Ausbau des Attraktivitätsvorsprungs investieren zu können. Ein erfolgreiches Unternehmen verfügt über eine Eigenkapitalquote von 22%, eine Anlagendeckung von 118%, eine Umsatzrendite von 5,6% und einem Return on Investment von 12%. „Diese Unternehmen existieren bereits in Österreich, ihre Produktivität ist um 38% höher als jene der weniger erfolgreichen Betriebe.“„Im Durchschnitt gesehen ist die Ertragskraft der österreichischen Holzwirtschaftsbetriebe negativ und beträgt 0,9% des Umsatzes.“
Peter Voithofer
„81% des Betriebsvermögens der Unternehmen sind mit Fremdkapital, lediglich 16% mit Eigenkapital finanziert – der anzustrebende betriebswirtschaftliche Mindest-Richtwert von 20% wird verfehlt“, so Voithofer. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ginge es daher vor allem darum, Eigenkapital aufzubauen.Individualität gefragt. Das steigende Bedürfnis nach Individualität, der Bedarf an multifunktionalen Möbel, das Interesse an Niedrig-Energie-Häusern kommt den Tischlern und Zimmermeistern zu Gute. Moderne Lacke machen Holzbauten konkurrenzfähig, eine vernetzte, automatisierte CNC-Verarbeitung ist auch in Kleinbetrieben möglich. Ein neuer Lehrberuf Tischlereitechniker und ein Studiengang „Bauen und Gestalten mit Holz“ sorgt für entsprechende Fachkräfte.
Peter Voithofer
„81% des Betriebsvermögens der Unternehmen sind mit Fremdkapital, lediglich 16% mit Eigenkapital finanziert – der anzustrebende betriebswirtschaftliche Mindest-Richtwert von 20% wird verfehlt“, so Voithofer. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ginge es daher vor allem darum, Eigenkapital aufzubauen.Individualität gefragt. Das steigende Bedürfnis nach Individualität, der Bedarf an multifunktionalen Möbel, das Interesse an Niedrig-Energie-Häusern kommt den Tischlern und Zimmermeistern zu Gute. Moderne Lacke machen Holzbauten konkurrenzfähig, eine vernetzte, automatisierte CNC-Verarbeitung ist auch in Kleinbetrieben möglich. Ein neuer Lehrberuf Tischlereitechniker und ein Studiengang „Bauen und Gestalten mit Holz“ sorgt für entsprechende Fachkräfte.
Konkurrenz Baumarkt. „Die Baumärkte sind ernstzunehmende Konkurrenten, die Preiserhöhungen bei Möbelbeschlägen kommen noch dazu. In Zukunft müssen sich Tischler und Zimmermeister spezialisieren und noch mehr auf Qualität und Innovation setzen. Kooperationen, wie sie der Holzcluster Salzburg forciert, werden in Anbetracht der verschärften Konkurrenz noch wichtiger“, erläutert Voithofer. Kooperationen bieten eine gute Möglichkeit für Komplettlösungen „aus einer Hand“.
„Der hohe Stahlpreis begünstigt den Holzabsatz, der Exportmarkt Italien wächst weiter. Die laufende Verbesserung in der Automation und Erhöhung der Produktionsgeschwindigkeiten sowie der hohe Technikstandard insgesamt sind eine gute Basis für den weiteren Erfolgskurs. Nur Großunternehmen werden internationale Märkte wirtschaftlich bearbeiten können. Die Konkurrenz im Osten wächst, die asiatischen Exportmärkte sind insofern gefährdet, als mittlerweile direkt vor Ort produziert wird“, schließt Voithofer seinen Vortrag.Acht Thesen aus Delphi-Studie. Von den Erkenntnissen einer aktuellen Delphi-Studie der Universität Hamburg zur Entwicklung der Holzindustrie berichtete Univ.-Prof. Dr. Arno Frühwald vom Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg.
• Ende der heilen Holzwelt. „Die Konkurrenzsituation wird durch die Globalisierung stärker, der Druck durch Nordeuropa und Osteuropa wächst“, so Frühwald. In 10 bis 15 Jahren werden neue Global Player da sein: Australien, Neuseeland, Süd-Afrika, Brasilien, Argentinien und Chile kommen mit Kiefer auf den Markt. Output: 200 bis 300 Mio. m³/J. Die derzeitigen Exportmärkte werden unter Druck kommen. Klein- und Mittelbetriebe nehmen ab, wenige Großbetriebe stehen vielen Kleinbetrieben gegenüber.
Mehr Kunden- und Marktorientierung. Der Kampf um Marktanteile wird dazu führen, dass sich die Produzenten stärker am Bedarf der Kunden orientieren.
• Industrialisierung der Holzwirtschaft. „Die Industrialisierung der Holzwirtschaft wird dazu führen, dass Großunternehmen ihre Produktion nochmals steigern werden“, erläutert Frühwald.
Die Zimmerer werden eher Montageunternehmen sein. Beispielsweise kommen die Elemente für ein Haus fix und fertig zum Zimmerer, dieser montiert lediglich die Elemente.
• Weiterverarbeitung Säge- und Holzwerkstoffe. In Zukunft werden die Sägewerke auch Zuschneiden und Weiterverarbeiten. Die Sägewerke werden wie die Plattenhersteller auch komplette Bauelemente oder Möbelteile produzieren. Die derzeit weitestgehend getrennte Entwicklung zwischen Holzwerkstoff- und Sägeindustrie wird sich annähern. Engere Kooperationen zwischen beiden Sektoren werden die Stellung des Holzes im Bauwesen verbessern.
• Fortwährendes Imageproblem. „Holz brennt, fault, arbeitet und bildet Risse. Dieses Image wird Holz nicht so schnell los werden. Architekten werden zu wenig über den Werkstoff Holz unterrichtet“, erläutert Frühwald. Nur 50% der Befragten waren der Meinung, dass bis 2020 Architekten vom Holz überzeugt seien.
Umwelt und Ökologie bleiben als Thema - aber ändern sich. Generell nutzt sich Umwelt und Ökologie als Thema ab, persönliche Gesundheit und Wohlbefinden wird dagegen eine größere Rolle spielen.
• Flexibilität der Produktion ist Trumpf. „Jeder Hausbauer wird ein individuelles Haus oder Möbelstück haben wollen, dadurch wird eine flexiblere Produktion notwendig“, schätzt Frühwald.
• Die globale Welt ändert die heile Welt. „Die Internationalisierung muss über Europa hinausgehen, die europäische Holzwirtschaft ist am Weg der „Europäisierung“ weit fortgeschritten. Notwendig wird aber sein, über die Grenzen Europas hinauszublicken“, berichtet Frühwald.
Am Podium: Schmidt, AK-Salzburg; Scharfetter, WK-Salzburg; Eßl, LWK-Salzburg; Stier, Industriellenvereinigung, Ribitsch, FH Salzburg; © Dr. Johanna Kanzian
Für die Produktion von Holzwerkstoffen wird es in Europa zwei bis vier Global Player geben. „Die Holzwerkstoffindustrie hat mit Polen abgeschlossen, sie wird sich in Zukunft hinter dem Ural ansiedeln“, vermutet Frühwald.Empfehlungen für Salzburger Unternehmen. Der eher kleinstrukturierten Salzburger Holzbranche empfahl Frühwald, durch das Prinzip „Alles aus einer Hand“ zu einer umfassenderen Kundebetreuung zu kommen. Auch für die Eroberung von Exportmärkten sind Kooperationen nötig, ein einzelner Kleiner kann das nicht bewältigen, die Märkte können in Zukunft nicht nur in Salzburg liegen.Interessenskonflikte. In der abschließenden Podiumsdiskussion berichtet der Präsident NAbg. Franz Eßl, Landwirtschaftskammer Salzburg von 2,3 Mio. fm/J Zuwachs in Salzburg. Geerntet werden 1,4 Mio. fm. „Wir sind in der Lage, die Bedürfnisse zu decken, es ist nur eine Frage des Preises. Der Rundholzpreis ist nominell gleich hoch wie 1973“, so Eßl.
Bei der Weiterbildung der Mitarbeiter in Salzburg mangelt es, denn nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern können Innovationen geschaffen werden, ist die Überzeugung von Mag. Gottfried Pfister. Weiters sieht er fehlende Akzente in Holz. „Ich schaue mit Neid in die Steiermark zur Holzstraße, wo es eine Holz-Brücke nach der anderen gibt. Bei uns in Salzburg wird immer noch in Stahl gebaut.“
Weiters richtet Pfister einen Appell an die Forstwirtschaft: „Wir haben in Österreich einen der höchsten Nadelrundholzpreise der Welt. Wir müssen miteinander das beste daraus machen. In Österreich haben wir um 50% zu wenig Inlandsaufkommen an Sägerundholz.“Weiterbildung verstärken. Auf die langjährige Tradition der Ausbildung in Kuchl verweist Mag. Raimund Ribitsch, FH Salzburg. „Wir haben die einzige Anwendungs orientierte Hochschulausbildung in Kuchl. Die Industrie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie in ihre Mitarbeiter investiert“, so Ribitsch.
Holzwirtschaft-Facts
Fakten in Österreich:2004: 9800 Unternehmen der Holzwirtschaft, davon 7100 Tischlereien, 1100 Zimmermeisterbetriebe, 1600 Betriebe der Holzindustrie
Beschäftigte in der Holzwirtschaft: 75.000
Ausblick 2010: Zahlen konstant (9700 Unternehmen), davon werden 7100 Tischlereien, 1100 Zimmermeister und 1500 Unternehmen der Holzindustrie angehören
Beschäftigte: Reduktion um 5% erwartetFakten in Salzburg:1200 Betriebe mit 20.000 Beschäftigten, davon arbeiten 80% in KMU
Anzahl Gebäude in Holzbauweise: in vergangenen fünf Jahren von 3,6% auf 17,6% gestiegen
Salzburg verfügt über rund 125 Holzbau-Meister-Betriebe (ehemals Zimmereien)
600 Tischlereien verteilen sich auf 115 Gemeinden
100 Sägewerke verarbeiten 1,3 Mio. fm/J
Theorie und Praxis. „Alle fachlichen Ausführungen schön und gut, aber die Praxis schaut anders aus“, so Günther Deisl. „Wo gibt es noch ein Gewerbegebiet zum investieren? Derzeit werden einem Prügel vor die Füße geworfen, wenn man erweitern will“, schimpft er.
„Bei Aus- und Weiterbildung war Salzburg hinten nach, deshalb fordern wir auch die Anhebung des Bildungsschecks“, so Dir. Mag. Gerhard Schmidt, Arbeiterkammer Salzburg. Zum Platzproblem meint Schmidt: „Es gibt deshalb keine Betriebsansiedelungen in Salzburg, weil es keinen Industriegrund gibt, das lässt sich ohne regulative staatliche Maßnahmen nicht lösen“.
Auch Scharfetter bestätigte, dass es in der beruflichen Weiterbildung Nachholbedarf gäbe. Holzbauten sind oft auch an Architekten gescheitert. Auch da möchte sich der Holzcluster Salzburg engagieren. „Kräfte bündeln, Kooperationen initiieren und begleiten sind die Hauptaufgaben des Holzcluster Salzburg“, berichtet Clustermanagerin Dr. Waltraud Winkler-Rieder. Der Holzcluster Salzburg erforscht den Markt und stellt der Branche die Erkenntnisse in Weiterbildungsveranstaltungen zur Verfügung. Ein spezieller Service des Holzcluster Salzburgs ist auch die Unterstützung bei Forschung und Entwicklung. Winkler-Rieder berichtet vom Vorhaben, eine Holzakademie in Kuchl einzurichten.
Vizepräsident und Landtagsabgeordneter Hans Scharfetter, Wirtschaftskammer freut sich über das Kompetenzzentrum in Kuchl.
„Bei Aus- und Weiterbildung war Salzburg hinten nach, deshalb fordern wir auch die Anhebung des Bildungsschecks“, so Dir. Mag. Gerhard Schmidt, Arbeiterkammer Salzburg. Zum Platzproblem meint Schmidt: „Es gibt deshalb keine Betriebsansiedelungen in Salzburg, weil es keinen Industriegrund gibt, das lässt sich ohne regulative staatliche Maßnahmen nicht lösen“.
Auch Scharfetter bestätigte, dass es in der beruflichen Weiterbildung Nachholbedarf gäbe. Holzbauten sind oft auch an Architekten gescheitert. Auch da möchte sich der Holzcluster Salzburg engagieren. „Kräfte bündeln, Kooperationen initiieren und begleiten sind die Hauptaufgaben des Holzcluster Salzburg“, berichtet Clustermanagerin Dr. Waltraud Winkler-Rieder. Der Holzcluster Salzburg erforscht den Markt und stellt der Branche die Erkenntnisse in Weiterbildungsveranstaltungen zur Verfügung. Ein spezieller Service des Holzcluster Salzburgs ist auch die Unterstützung bei Forschung und Entwicklung. Winkler-Rieder berichtet vom Vorhaben, eine Holzakademie in Kuchl einzurichten.
Vizepräsident und Landtagsabgeordneter Hans Scharfetter, Wirtschaftskammer freut sich über das Kompetenzzentrum in Kuchl.