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Wolf-Christian Küspert (re.) mit Stephan Lohmeyer im Sortierwerk © DI (FH) Martina Nöstler

Lösung gefunden

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 21.11.2005 - 00:00
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Wolf-Christian Küspert (re.) mit Stephan Lohmeyer im Sortierwerk © DI (FH) Martina Nöstler

Vier Jahre lang hat Wolf-Christian Küspert, Geschäftsführer der Holzwerke GELO, Weißenstadt/DE, nach einer passenden Schnittholz-Sortieranlage gesucht. „Ich wollte eine bereits bestehende Halle, in der unsere alte Sortierung mit 120 Boxen auf zwei Etagen lief, nutzen“, erläutert Küspert. „Viele Hersteller sahen sich aber nicht in der Lage, meine Vorstellungen zu realisieren.“Maßgeschneiderte Lösung. Vor einem Jahr entschloss sich Küspert, Stephan Lohmeyer von Scantec, Massenhausen bei München/DE, mit der Aufgabe zu betrauen. „Innerhalb von zwei Wochen bekam ich die Pläne übermittelt“, so Küspert. Die tatsächliche Realisation weicht laut dem Geschäftsführer nur minimal von Lohmeyers Vorschlägen ab.
Die neue Sortieranlage stammt vom schwedischen Mechanisierungs-Spezialist Almab, Storvik, den Scantec in Deutschland und Österreich vertritt und mit dem Scantec über 60 Anlagen in Mitteleuropa realisiert hat. Installiert wurden 50 Boxen in einer 80 m langen Halle.
„Kein anderer Hersteller, den ich in den vergangenen Jahren kontaktierte, konnte so viele Boxen unterbringen. Teilweise war von 24 Boxen die Rede. Es kam auch der Vorschlag, die alte Halle wegzureißen und eine neue zu bauen“, berichtet Küspert. Er wollte aber die Gegebenheiten nutzen: „Eine neue Halle kostet wesentlich mehr als eine bestehende anzupassen. Außerdem hätte ich bei einem Neubau wertvollen Lagerplatz abgeben müssen“, begründet Küspert.
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Schnittware gelangt direkt von der Besäumanlage mit Zwischenpuffer zur Sortierung © DI (FH) Martina Nöstler

Gute Abwicklung. Der Zwischenboden wurde teilweise herausgeschnitten, um die Boxen unterzubringen. Die Montage selbst ging zum Jahreswechsel 2004/05 über die Bühne, am 20. Februar wurden die ersten Bretter über die neue Sortieranlage gefahren – „zwei Wochen vor Plan“, freut sich Küspert.
Die Verkabelung der gesamten Anlage passierte in zehn Tagen. Auf Empfehlung von Lohmeyer führte diese Arbeit Fischer-Elektro, Thanhausen/DE, durch. Die Schaltschränke sind nach Küsperts Vorgaben in einem Container untergebracht, der in die Halle gehoben wurde.
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Vor der Boxen-Einteilung wird das Schnittholz mittels Wender noch beidseitig begutachtet © DI (FH) Martina Nöstler

Artenvielfalt. GELO hat sich auf den Einschnitt von Listenbauholz mit Einzeletikettierung spezialisiert. Täglich verlassen etwa 250 m³ Bauholz das Werk. Daneben werden auch sämtliche Sortimente, die in Zimmereien oder Holzbau-Betrieben benötigt werden, geschnitten. Bei der Verarbeitung von 220.000 fm/J fallen laufend dementsprechend viele unterschiedliche Dimensionen an. „Darum war es für mich so wichtig, eine möglichst große Sortieranlage mit vielen Boxen zu bekommen“, erklärt Küspert.
Erzeugt werden hauptsächlich Längen von 1,8 bis 6,1 m. Auf diese Dimension ist auch die Sortierung ausgelegt. Die einzuteilende Ware kommt direkt vom Einschnitt – der mit einer Linck-Spaner-Kreissägen-Anlage bewältigt wird – in die Sortierhalle. Vor der Beurteilung dient ein Bogenförderer auch als Zwischenpuffer.
Die Bretter werden zur Begutachtung automatisch gewendet. Mit der integrierten Steuerung lassen sich Stillstände – und auf welche Ursachen diese zurückzuführen sind – genau auflisten. Der Bediener kann bei der Vergabe der Boxen die Schnittware nach Prioritäten, Stückzahl oder Deckbreite einteilen. Weiters werden die Füllstände am Bildschirm angezeigt.
Bei der Sortierung wurde zusätzlich eine Fremdaufgabe von GELO selbst installiert, um trockene Pakete nochmals beurteilen zu können.
Die Paketierung ist mit einer Lagenkappung für die präzise Längen-Ausformung ausgestattet. Bei der Paketierung besteht die Möglichkeit, je nach Vorwahl Verlust- oder Stapellatten für die Trocknung im eigenen Werk automatisch zu legen. Die fertigen Pakete werden um eine Etage abgesenkt und dort automatisch umreift, bevor sie ins Lager beziehungsweise zum Versand gelangen.
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Realisiert auf engstem Raum: 50 Sortierboxen haben in bestehender Halle Platz © DI (FH) Martina Nöstler

Nur über 50 km. „Nach unserem Großbrand 1992, wo das gesamte Sägewerk zerstört wurde, hat es sich mein Vater zum Ziel gesetzt, unsere Erzeugnisse überwiegend ab einem Umkreis von 50 km abzusetzen. Die kleinen Sägewerke in der Umgebung haben uns damals sehr geholfen, damit wir unser Kunden weiterhin bedienen können“, erläutert Küspert. „Darum steht es für uns außer Frage, regionalen Betrieben die Arbeit wegzunehmen. Wir möchten mit ihnen zusammenarbeiten.“ Man vertreibt in Kooperation mit den ansässigen Sägewerken nur jene Produkte, die diese nicht erzeugen können.
80% des Rundholzes betrifft Langholz bis 21 m, das nach Bedarf im Sägewerk ausgeformt wird. Das Rundholz bezieht man bei GELO ausschließlich aus der Umgebung: Fichtelgebirge, Frankenwald und fränkische Schweiz. Mit der Versorgung sieht Küspert keine Probleme – die beiden neuen Großsägewerke liegen nicht in seinem Einzugsgebiet. Was er jedoch schon erkennt, ist ein Anziehen der Rundholz-Preise. „Es ist jedoch auch notwendig, die Schnittholz-Preise zu erhöhen, was wir teilweise schon durchgesetzt haben“, meint Küspert.Keine Handels-Ketten. GELO beliefert Zimmereien und hauptsächlich Händler – „aber keine Großhandels-Ketten“, betont der Geschäftsführer. „Unsere Produkte gehen von Familienbetrieb zu Familienbetrieb.“ Neben klassischem Bauholz werden zum Beispiel auch Hobelware, Rauspund und Schalungen erzeugt.
Großes Potenzial sieht Küspert in getrockneter Ware. Darum baut er die bestehende Kapazität von 45.000 m³/J mit neuen Mahild-Trockenkammern weiter aus.

GELO-Facts

Gegründet: 1898 als Dampfsägewerk
Geschäftsführer: Wolf-Christian Küspert
Mitarbeiter: 55, davon 7 Lehrlinge
Umsatz 2005: 20 Mio. €
Einschnitt: 220.000 fm (geplant 2005)
Holzarten: 90% Fichte, 10% Kiefer
Produkte: Bauholz nach Liste, Rauspund, Hobelware, Schalungen, Schmal-/Breitware, Thermoholz, KVH
Export: 35% (Europa)