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Zwei neue Anlagen mit je 175 m³ Netto-Kapazität wurden kürzlich bei Poschenrieder installiert © Mag. (FH) Hubert Burböck

Trocknungs-Auto-Pilot

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 15.11.2005 - 00:00
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Insgesamt 60.000 fm Rundholz werden zu Leisten, Verpackungsmaterial und Bauholz verarbeitet © Mag. (FH) Hubert Burböck

"Wir trocknen 100% unserer Ware”, erklärt Trockenmeister Klaus Vörös, langjähriger Mitarbeiter bei Poschenrieder Holz, Schüttentobel bei Grünenbach/DE. Der Allgäuer Traditionsbetrieb verarbeitet jährlich 60.000 fm Rundholz zu Leisten, Sortimente für den Schalungsbau sowie zum großen Teil für die Verpackungsindustrie.

Klima wird zunehmend rauer. „Jeden Rundholzpreis machen wir nicht mehr mit”, bemerkt Inhaber und Geschäftsführer Klaus D. Poschenrieder. Man überlege sich beim mittelständischen Sägewerk Alternativen zur zunehmend verschärften Situation am Rundholzmarkt.
„Derzeit beziehen wir unsere Ware aus 30 km im Umkreis liegenden Privatwald”, fährt Poschenrieder fort, jedoch spüre man schon vermehrt den Einfluss der neuen Verarbeitungs-Giganten in Deutschland. Dass dies die Preise nach oben schrauben wird, ist man sich in Schüttentobel sicher. Als Alternative sieht man die Investition in eine mögliche Weiterverarbeitung. Derzeit arbeite man im Einschichtbetrieb als Zulieferer für die Bauindustrie, Verpackungsindustrie und spezialisierte sich auf ein breites Leistensortiment. „Aufgrund der Verpackungsverordnung muss Holz wärmebehandelt werden”, erklärt Vörös, was eine weitere Investition in Trocknungsanlagen erforderte.
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Zwei neue Anlagen mit je 175 m³ Netto-Kapazität wurden kürzlich bei Poschenrieder installiert © Mag. (FH) Hubert Burböck

Vollautomatische Trocknungsanlagen. Insgesamt trocknet Poschenrieder heute rund 25.000 m³ mit fünf Anlagen. In den vergangenen zwei Jahren investierte man in Doppelkammern von Mühlböck, Eberschwang. Die zwei neuen Anlagen, mit NettobeschickungsKapazitäten von je 175 m³ sind serienmäßig mit dem Intelli Pilot-System ausgestattet, was einzelne Messstellen überflüssig mache. „Die Praktiker glauben noch nicht ganz an die Richtigkeit unseres Systems”, schmunzelt Mühlböck-Verkaufstechniker, DI (FH) Holger Schreiner, Lauber Trocknungstechnik/DE. Lauber ist die Mühlböck-Generalvertretung in Deutschland. Viele Trocknungsmeister, wie auch bei Poschenrieder, setzen noch eher auf die traditionellen Messstellen. Dabei kann auf den Aufwand laut Schreiner komplett verzichtet werden, was erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen mit sich bringe. Weitere Unsicherheits-Faktoren wie defekte Messstellen und fehlerhaftes Setzen dieser würden vermieden.
Das Intelli Pilot-System ermittle vollautomatisch die durchschnittliche Holzfeuchte der gesamten Charge. „Eine Verzögerung der Trocknung oder Qualitätseinbußen durch falsch ausgewählte Referenzbretter für die Messstellen kann somit ausgeschlossen werden”, so Schreiner.
Die moderne Regeltechnik inklusive PC und Farbdrucker, an die beide Kammern angeschlossen sind, erlaube nahezu unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten. Neben regeltechnischer Schallschutzausrüstung, welche auch bei Poschenrieder Verwendung findet, besteht die Möglichkeit das MB8000 Navigator-System nachzurüsten.
Damit kann auf die üblichen Parameter-Eingaben wie Temperatur, Zeit und Klima verzichtet werden: Die Trocknungsführung orientiert sich am gewünschten Ziel und dem Ausgangsmaterial - alle Schritte dazwischen werden automatisch vom Navigator erledigt.
Energiesparen und Ablaufoptimierung. Mit dem Intelli- Vent-Regelsystem, das laut Schreiner nahezu bei allen neuen Anlagen serienmäßig installiert ist, optimiert man die Steuerung der Ventilatoren aus energietechnischen Gründen.
„Dabei wird die Ventilatordrehzahl und damit der Stromverbrauch stets auf das Maß der gerade am Holz möglichen Trocknungsrate abgestimmt, was bis zu 50% Einsparung an elektrischer Energie bewirkt”, erklärt Schreiner. Für die Optimierung der thermischen Energie wird ein Wärmerückgewinnungs-System eingesetzt, welches im Winter, wenn die meiste Energie benötigt wird, bis zu 30% und im Jahresdurchschnitt immerhin 10% der Wärme einspare.
„Seit den 17 Jahren meiner Firmenzugehörigkeit wurde laufend in die Trocknung investiert. Die Kapazität musste stets erhöht werden”, erinnert sich Vörös, was nicht zuletzt auf die gestiegenen Anforderungen an Verpackungsholz zurückzuführen sei: Gemäß FAO/IPPC-Vorschrift ist Holz über 30 Minuten auf einer Temperatur von 56° C zu halten, was dokumentiert und von externen Stellen laufend kontrolliert werden muss.