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Eine Kammer-Ladung Thermoholz vor der bisher größten Tekmaheat-Anlage bei Stora Enso in Kotka © DI Robert Spannlang

Onkel vom Mars

Ein Artikel von DI Robert Spannlang | 03.05.2006 - 00:00
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Eine Kammer-Ladung Thermoholz vor der bisher größten Tekmaheat-Anlage bei Stora Enso in Kotka © DI Robert Spannlang

Wenn heutzutage Europäer mit Weltraumsonden das Klima unserer unwirtlichen Nachbarplaneten mit Oberflächen-Temperaturen von mehreren Hundert Grad erkunden, ist das Interesse wohl vorwiegend wissenschaftlicher Natur.
Wenn hingegen der europäische Thermoholz-Marktführer Tekmaheat, Lahti/FI, in seinen Thermoholz-Kammern aus rostfreiem Edelstahl ein kleines Klima-Inferno rund um Schnittholz-Stapel entfacht, werden Temperatur (220° C und mehr), Luftfeuchtigkeit und Prozesszeit über Holz- und Kammer-Sonden elektronisch hochpräzise gesteuert. Dabei nutzt der Prozesszyklus energetische Potenziale seiner Abluft. Das Resultat hat im Gegensatz zu den Aspirationen der europäischen Weltraumbehörde handfesten praktischen Nutzen: „Witterungsbeständiger und dimensionsstabiler als konventionell getrocknetes Holz hat es auch durch die edle, durchgängige Bräune klare ästhetische Vorteile: Wärmebehandeltes Laubholz eignet sich etwa für Parkett oder als Möbelrohstoff, Nadelholz für Außenschalungen und als Profilholz”, erklärt Tekmaheat-Projektmanager Timo Tetri.

Tekmaheat-Facts

Produkte: Thermoholz-Kammern, Automatisierungs-Komponenten
Export: 60%
Märkte: Finnland, Baltikum, Russland, Zentral- und Südeuropa
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Alleinstellung: Bessere Hitze-Verteilung durch seitliche Rotoren © DI Robert Spannlang

Emissionen thermisch wiederverwertet. Harz-Abdampfungen und gasförmige Holzinhaltstoffe in der Kammer werden in Spezialkesseln wie etwa jenen von Classen, Wiesloch/DE, die für erhöhte Temperaturen ausgelegt sind, rückgeführt und verbrannt.
„Neben der chemiefreien, erhöhten Witterungs- und Feuchtebeständigkeit ist dies ein weiterer ökologischer Vorteil des Thermoholzes”, unterstreicht der Projektmanager.

10.000 m3-Kammer im Herbst installiert. Das größte Einzelprojekt verwirklichte Tekmaheat im Stora Enso-Sägewerk Kotka/FI im Herbst 2005: In einer 100 m³ fassenden Kammer werden 10.000 m³/J Thermoholz erzeugt. Der Energiebedarf für den Prozess kann aus der Verfeuerung von Rinde, trockenem oder feuchtem Restholz, Sägespänen, Schleifstaub und rückgeführten Emissionen gedeckt werden.
„Bei um rund 20% erhöhtem Energieeinsatz im Vergleich zu normalen Trockenkammern lässt sich damit hochwertiges Thermoholz herstellen. Natürlich kann darin Holz auch konventionell getrocknet werden”, verweist Tetri auf die Flexibilität dieser Lösung.
Größere Thermoholz-Profile. „Wir haben uns bei unserer zweiten Thermoholz-Anlage für das Tekmaheat-Produkt entschieden, weil der Wartungsaufwand geringer und der Winddurchsatz durch das Trockengut höher war als bei unserer ersten Kammer. Nun können wir auch Thermoholz größerer Dimension erzeugen”, bestätigt Sakari Falkman, Produktionsleiter in Kotka.

Thermoholz im Aufwind. Die Thermoholz-Produktion ist von 2003 auf 2005 um 61% auf über 41.600 m³ gestiegen. In ganz Europa schätzt Tetri das Produktionsvolumen auf bis 80.000 m³/J ein. Diese Menge käme nicht nur aus Großanlagen wie in Kotka, sondern auch aus flexiblen 20 m³-Kleinkammern von KMU, betont der Finne.