Unter dem Motto „Holz verbrannt, Zukunft verheizt? - Stoffliche versus energetische Holznutzung” fand am 22. März in Freising-Weihenstephan/DE der 11. Forstliche Unternehmertag statt.
Genug für alle?
Durch den ungebrochenen Holzfeuerungs-Boom und den laufenden Ausbau der Produktionskapazitäten der Holz verarbeitenden Industrie, werden die Versorgungskonflikte zwischen stofflicher und energetischer Nutzung immer schärfer. Allein die Holzindustrie in Bayern baut die Kapazitäten um 7,5 Mio. fm/J aus und wird vor allem in der Nachfrage nach Schwachholz mit der Biomassebranche konkurrieren. Die vielfach beschworene Holzmobilisierung rollt nicht an, neue Quellen wie Energieholzfelder sind noch in Probe. Und anstatt von den steigenden Holzpreisen zu profitieren, liefern sich Forstunternehmer einen ruinösen Wettbewerb und stehen ohne Interessenvertretung zwischen den Fronten von Waldbesitzern und Holzindustrie.Pellets erst am Anfang
Da die deutschen Holzpellets-Hersteller melden, die Jahresproduktion in 2007 auf 1,2 Mio. t (+150% gegenüber Vorjahr) und bis 2015 auf 3,8 Mio. t zu steigern, befürchtet die Papier-, Zellstoff- und Holzwerkstoff-Industrie einen krassen Rohstoffmangel am heimischen Markt, wie Peter Leibold, Geschäftsführer German Pellets, Wismar/DE, berichtete. Die Pelletsbranche gehe aber statt von jährlich 2,3 Mio. t/J Sägerestholz von einem Anfall in Höhe von 7,7 Mio. t atro/J aus (entsprechend 47% des Einschnittvolumens von 36 Mio. fm). Die Branche werde sich ohne Engpässe am nationalen Markt versorgen können, prognostizierte Leibold.Er geht zudem davon aus, dass Teile der Holzwerkstoff-Industrie mittelfristig der Möbelindustrie nach Osteuropa folgen, während die Zellstoff- und Papierindustrie schon heute Produktionen von Deutschland zu den Wachstumsmärkten nach Südamerika und Asien verlege.
Engpässen entgegenwirken
Um einer Unterversorgung zu entgehen, sieht sich Josef Pack, Leiter der Werksversorgung von Pfleiderer Holzwerkstoffe, Neumarkt/DE, gezwungen, künftig Hackschnitzel durch Waldholz zu ersetzen und gegebenenfalls den Holzeinsatz-Mix zu ändern. Aber auch hier ist der Markt umkämpft: Wegen der großen Energieholz-Nachfrage sei das Sortiment Buchen-Industrieholz „für uns praktisch verloren”, sagte Pack. Der Markt sei schwer berechenbar, erläuterte Pack weiter, - so habe man nach dem milden Winter sogar Scheitholz „zurückgekauft”.Mit Sorge betrachte er auch die Ausfuhrsteigerungen von Sägerestholz in Nachbarländer wie Österreich (2006: +75%). Pfleiderer strebe daher den Direktbezug des Holzes beim Waldbesitzer über Langfristverträge an. In geringem Umfang soll der Einschlag mit Subunternehmern getestet werden. Ebenso werden derzeit die Möglichkeiten des Holzimports aus Nord- und Osteuropa sowie aus Nordamerika ausgelotet.
Wichtigster Partner für eine sichere Holzversorgung bleibe aber die Sägeindustrie: „Wir werden unsere Beschaffungslogistik an die gestiegenen Kapazitäten der Sägeindustrie anpassen. Hohe Potenziale sehen wir bei Ganzzügen, der Binnenschifffahrt und beim kombinierten Transport von Spanplatten und Schüttgütern”, erklärte Pack.
Cost-break-down möglich?
Dringend müsse die vom Biomasse-Boom angestoßene Holzpreisentwicklung „versachlicht” werden, mahnte Pack. Die Waldholzpreise 2006 seien mitunter überzogen gewesen. Man wolle deshalb Einsicht in die Kalkulation von Lieferanten und Forstpartnern nehmen und „offen” über einen „cost-break-down” diskutieren.Ein bayerischer Schlägerungsunternehmer stellte daraufhin empört klar, dass seine Branche übergangen und ausgenutzt werde: „Für uns sind Preise von 12 €/fm Schwachholz frei Waldstraße inakzeptabel”. Außerdem sollten die Auftraggeber aus der Industrie bedenken, dass die Holzmobilisierung im Privatwald nur über die kleinen Forstunternehmer mit deren persönlichen Kontakten machbar sei.
Schluss mit billig! Staatsforst sucht starke Partner
Der Unternehmer-Einschlag der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) soll von heute rund 2 Mio. fm in den kommenden Jahren auf 2,7 Mio. fm steigen, wie Forstingenieur Klaus Pöhler, Leiter des BaySF-Maschinenbetriebs Bodenwöhr, darlegte. Dabei sei man klar auf die Forstunternehmer angewiesen. „Wichtig sind uns starke, verlässliche Partner”, betonte Pöhler. Zertifizierungen und langfristige Rahmenverträge werden zukünftig Voraussetzung für die Zusammenarbeit sein. Ruinös agierende Billiganbieter seien unerwünscht und ein hausgemachtes Problem der zerstrittenen Branche.Den BaySF werden in Kürze die Ergebnisse eines Qualitäts-Controllings von Forstunternehmern vorliegen, kündigte Pöhler an. Die Form der Veröffentlichung sei noch offen. Die Unternehmensleitung sei aber in jedem Falle bereit, Aufträge europaweit auszuschreiben, wenn man mit regionalen Anbietern unzufrieden sei.