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Christine Gollreiter und Michael Spies-Gollreiter konzentrieren sich nach Schließung des Sägewerkes auf den Handel mit Teakmöbeln © Forstassessor Peter Liptay

2 Mio. fm fehlen

Ein Artikel von Peter Liptay | 07.01.2008 - 15:30
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Christine Gollreiter und Michael Spies-Gollreiter konzentrieren sich nach Schließung des Sägewerkes auf den Handel mit Teakmöbeln © Forstassessor Peter Liptay

Bis September war Christine Gollreiter mehr als sieben Jahre stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen, Fachbereich Sägeindustrie. Aufgrund rückläufiger Verkaufserlöse und steigender Rundholzpreise wurde vor drei Jahren das Sägewerk Gollreiter mit 20.000 fm Jahreseinschnitt und 15 Mitarbeitern kurz vor dem 200-jährigen Jubiläum geschlossen. Gemeinsam mit Ehemann Michael Spies-Gollreiter konzentriert sie sich nun auf den Handel mit Teakholz-Möbeln.
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der bayerischen Sägeindustrie ein? Es gibt zwei Lager. Den großen Betrieben mit einem Jahreseinschnitt von über 200.000 oder 300.000 fm stehen die kleineren und mittleren Säger gegenüber. Die Anzahl der Großen hat zugenommen. Für sie bedeutet doppelter Einschnitt Halbierung der Stückkosten. Mit ihrer Profilspaner-Technik können sie immer schneller produzieren und sogar Starkholz bearbeiten. Mit ausgeweiteten Produktionen im Drei-Schicht-Betrieb überschwemmen die Großbetriebe den Markt. Sie müssen lernen, bedarfsangepasst zu produzieren. Kleinen Gatterbetrieben sind bei der Leistung Grenzen gesetzt. Die großen Betriebe werden noch dazu von der Politik bevorzugt und haben es leichter, Fremdkapital aufzunehmen. Gestiegen ist auch die Vermarktung von Sägenebenprodukten wie Pellets oder Hackschnitzel als weitere Möglichkeit, die Wertschöpfung zu steigern.

Wie steht der Verband dazu? Die Ansiedelung der vielen Großbetriebe in Bayern hat dem Verband Probleme bereitet. Dieser versucht nun, die Kleinen gut zu vertreten, ohne die Großen zu benachteiligen.

Was empfehlen Sie den kleineren Sägewerken? Sie müssen flexibel sein, sich Nischen zum Beispiel in Form bestimmter Holzarten suchen. Bei der Lieferzeit sind die Kleinen wendiger. Auch bei der Qualität haben sie Vorteile, weil sie gezielt gute Qualitäten einkaufen und dem Forst nicht alles Rundholz in Bausch und Bogen abkaufen. Kleine Säger wissen sehr gut, wo in ihrer Umgebung gute Hölzer wachsen. Damit sind sie für den Waldbesitzer als Käufer unangenehmer.

Welche Auswirkungen hatten die Klausner-Verträge? Die Verträge sind ein Reizthema, auch für die Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Für die bayerische Sägeindustrie war es ein Schock, dass Klausner für sein Werk in Landsberg/DE 500.000 fm/J Rundholz von den BaySF zum verbilligten Preis zugesichert werden. Dazu kommen noch 400.000 fm/J, die Klausner in Thüringen einkauft. Wettbewerbsnachteile entstehen vor allem für die Säger im Umkreis von 150 km um Klausner. Die Verträge waren ausschlaggebend, dass Höfelmayr, Memmingen/DE, wegen der schlechten Rundholz-Versorgung kürzlich sein Werk schließen musste.

Wie ist die Preisentwicklung? Es ist ein ökonomischer Grundsatz, dass knappe Güter teurer werden. Die Rundholzpreise haben 88 bis 90 €/fm erreicht. Dagegen ist das viele, nach Orkan Kyrill gelagerte Schnittholz stark unter Preisdruck. Beim KVH sind die Preise schon auf 170 bis 180 €/m3 gesunken. Alle weiter verarbeiteten Produkte machen dem Bauholz Konkurrenz und drücken die Preise. Beim Leimbinder-Ausschuss, der immerhin gehobelt und getrocknet ist, liegen die Preise schon bei 130 €/m3. Steigerungspotenzial für die Schnittholzpreise sehe ich derzeit nur bei guten Qualitäten aus Frischholz.

Welche Chancen gibt es auf den Exportmärkten? Problematisch ist, dass die Übermengen an Schnittholz wegen schwachem US-Dollar und Immobilienkrise nicht über das Ventil USA abfließen können. In Italien lebt dagegen die Holzbau-Tradition wieder auf. Interessant sind auch Holland und Spanien, allerdings ist der Transport in den Süden teuer. Viel versprechend ist auch Ex-Jugoslawien, das sich nach Ende des Krieges im Aufbau befindet.

Wie ist Ihre Prognose für die Zukunft? Die Lage spitzt sich zu. Selbst die großen Säger müssen sich warm anziehen, denn auch sie werden Probleme bei den Banken bekommen. Irgendwann wird auch ein Großer über die Klinge springen. Das Rundholz wird teurer werden, weil es knapp ist. Schon jetzt fehlen in Bayern 2 Mio. fm/J. Die großen Sägewerke müssen ihre Produktionen drosseln. Entscheidend wird auch die Entwicklung des US-Dollars sein.

Wie hat bei Ihnen die Umstellung von Sägewerk auf den Handel mit Teakmöbeln funktioniert? Es war keine leichte Entscheidung, unser Sägewerk kurz vor dem 200-jährigen Jubiläum aufzugeben, dennoch habe ich es keinen Tag bereut. Den Möbelhandel haben wir schon vorher betrieben. Das FSC-zertifizierte Teakholz stammt von der indonesischen Insel Java, wo Plantagen eine lange Tradition haben. Die Gartenmöbel werden von einem österreichischen Unternehmer vor Ort produziert und anschließend zu uns verfrachtet.

Wie wirken sich die gestiegenen Frachtkosten auf das Geschäft aus (sh. Holzkurier Heft 49/07, S. 19)? Da ein zu uns transportierter Container 30.000 bis 40.000 € Wert hat, spüren wir die Erhöhung der Frachtkosten kaum. Vorteilhaft für unseren Betrieb ist, dass wir uns durch das Sägewerk einen guten Namen gemacht haben. Die Kunden wissen, dass sie von uns eine fachkundige Beratung erhalten.