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Moderne Architektur für Sägewerk: Pollmeier-Komplex in Aschaffenburg © Pollmeier

Komplex und kompakt

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 03.03.2008 - 15:17
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Moderne Architektur für Sägewerk: Pollmeier-Komplex in Aschaffenburg © Pollmeier

Betritt man den Gebäudekomplex bei Pollmeier in Aschaffenburg, hat man nicht das Gefühl, in einem traditionellen Sägewerk gelandet zu sein: große Glasflächen, die einerseits Einblicke in die Produktionshallen und auf der anderen Seite Ausblicke auf den Main geben; moderne, puristische Ausstattung im Büro, das offen gehalten wurde und in den Gemeinschaftsbereich für die Mitarbeiter übergeht; ein Auditorium mit Rednerpult und Leinwand zur Vorführung sowie wieder Glasflächen, um vom Büro aus große Teile der Produktion überblicken zu können. Das vielfach – von Mitbewerbern – umstrittene Buchen-Sägewerk nahm im Jänner 2007 die Produktion auf. Das Planungsteam rund um Geschäftsführer Ralf Pollmeier hat bei der Maschinenausstattung auf die bereits in den Werken in Creuzburg/DE und Malchow/DE bewährte US-Technik zurückgegriffen. "Die Anlagen aus den USA sind robust – ein wichtiges Argument bei den großen, schweren Buchenstämmen", argumentiert man bei Pollmeier.
Die Mechanisierung im Sägewerk stammt von Holtec. Die Sortierung sowie die Mechanisierung bei der Weiterverarbeitung lieferte Hanses, das Tochter-Unternehmen von Pollmeier.

Einkaufssaison im Gange

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70.000  fm Buchenrundholz befinden sich derzeit auf Lager – die Polter werden fast das ganze Jahr über bewässert © Pollmeier

Riesig hohe und hunderte Meter lange Rundholzpolter wurden zwischen den Produktionshallen und dem Main aufgebaut. "Etwa 70.000 fm haben wir derzeit auf Lager. Die Einkaufssaison ist aber noch nicht abgeschlossen", erläutert Tobias Müller, zuständig für die Instandhaltung und Produktion in Aschaffenburg. In wenigen Monaten im Jahr muss der gesamte Jahreseinschnitt eingekauft werden, der dann am asphaltierten Lagerplatz bevorratet und bewässert wird. Der Vorrat der vergangenen Saison ist aufgebraucht und im Sägewerk wird nur noch Frischholz geschnitten.
Die Stämme werden mit einem Radlader auf die Sägenzubringung gegeben. Ein Bediener beurteilt bereits vorab die Holzqualität und legt vorläufige Schnittbilder fest. Das Rundholz wird auf die benötigte Länge (8, 10 oder 11 ft) gekappt, entrindet, mit dem Splittersuchgerät abgetastet und danach direkt dem Einschnitt zugeführt. Der Bediener bei der Entrindung markiert für seinen Kollegen an der Blockbandsäge mittels Farbsprühung die aus seiner Sicht beste Lage des Stammes für den Einschnitt.
Auf der ersten Twin-Blockbandsäge, gekauft beim französischen Hersteller MEM, werden die Stämme aufgrund der Markierung richtig eingedreht, stirnseitig fixiert und im Vor- und Rückschnitt die Schwarten vierseitig abgetrennt. Die erzeugten Model werden zu drei Resaws von Salem gefördert. Je nach Durchmesser teilt die Steuerung die Stücke zu. Als zweite Option werden die Kanthölzer zuerst auf der ersten Säge geschnitten, gelangen zur zweiten und danach zur dritten Nachschnitt-Bandsäge. Die Kanthölzer bleiben so lange im Rundlauf, bis sie annähernd scharfkantig sind. Erzeugt werden ausschließlich 4/4- oder 4/6-Stärken. "Um einerseits die Maschinen zu entlasten und auch die Einschnittleistung zu erhöhen, sollen bis Jahresende eine weitere Blockbandsäge sowie eine vierte Nachschnitt-Bandsäge installiert werden", informiert Müller.

Mehrere Optionen

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Pakete für die Trockenkammer bereit: als Stapellatten setzt man bei Pollmeier auf Aluleisten © Pollmeier

Die bei den Resaws erzeugten Kanthölzer und Bretter werden auf einem Förderband abtransportiert. Für das Kantholz wird eine Klappe geöffnet, es fällt nach unten durch und fährt direkt zur Vielblattkreissäge. Die Bretter werden gerade aus weitergefördert, gelangen auf eine Quersortierung und dann in den Besäumer (ebenfalls amerikanischer Herkunft). Die gesamte Ware wird vorm Speicherturm (Sortierung in 18 Etagen) zusammengefasst und nach Länge und Querschnitt in eine der Etagen eingeteilt. Ist die Menge für ein Paket zusammengestellt, wird die jeweilige Etage entleert und die Bretter gestapelt. Dafür verwendet man bei Pollmeier Aluleisten, die im Handling und in der Langlebigkeit Stapellatten aus Holz überlegen sind. Die Pakete werden mit einer Bettungsplatte beschwert, damit das Holz sich in den Trockenkammern nicht verwindet.
Die Trockenkammern werden mit einem automatischen Transportsystem beschickt. Die Pakete sind auf Gleiswagen aufgesetzt und werden damit manipuliert. Die Dämpf- und Trockenkammern stammen von Mühlböck, Eberschwang.

Hoher Personaleinsatz

Nach der Trocknung werden die Pakete entstapelt und die Buchen-Zuschnitte geschliffen. Mit Förderbändern gelangt die Ware in die Sortierhalle. Hier kann diese nochmals nachbesäumt oder gekappt werden. Ist der Bediener mit der geschliffenen Oberfläche nicht zufrieden, wird das Stück ausgeschieden und nachgeschliffen. Die Zuschnitte gelangen gemischt zur Qualitätseinteilung. Mehrere Mitarbeiter kennzeichnen dort jedes Stück mit der jeweiligen Qualität. Bei der Abstapelung sind knapp 20 Mitarbeiter beschäftigt, die Ware auszusortieren und in Wägen abzustapeln. "Das Auge erkennt mehr. Darum setzen wir hier auf geschultes Personal", erklärt Müller. Von dort aus werden die Pakete umreift, mit dem Pollmeier-Logo und der jeweiligen Qualität beschriftet. Ein Bediener wiegt jedes Paket ab – "verrechnet wird entsprechend des Gewichts", erläutert Müller.

Zentrale Verwaltung

Von Creuzburg aus werden alle drei Produktionsstandorte gesteuert. Ebenso geschieht der Rundholzeinkauf sowie der Vertrieb in der Zentrale in Creuzburg. Der Verkauf erfolgt über zwei Kanäle: einmal (ab einer bestimmten Menge) direkt an die Industrie sowie an den Holzgroßhandel.

Pollmeier Aschaffenburg-Facts

Produktionsbeginn: 2007
Geschäftsführer: Ralf Pollmeier
Zentrale: Creuzburg/DE
Mitarbeiter: 190
Einschnitt: bis zu 1000  fm pro Tag in zwei Schichten, ausschließlich Buche
Vertrieb: Industrie, Holzgroßhandel
Export: 85 % in der Pollmeier-Gruppe