Ergebnisse einer eigens durchgeführten Expertenbefragung stellte Manfred Schwärzer, Schwärzer & Partner, München, am Internationalen Kongress der Säge- und Holzindustrie am 11. Februar in Rosenheim vor. Das aufgrund stark angewachsener Einschnittskapazitäten vorhandene Angebot in Deutschland überfordere die Aufnahmefähigkeit der Schnittholzmärkte. Gleichzeitig wurde die Rundholz-Verfügbarkeit überschätzt. Die Rundholzpreise liegen in Süddeutschland bei derzeit 85 bis 87 €/fm. Die Einschnittskapazität in Deutschland habe fast 60 Mio. fm erreicht.
Rundholzpreise von 100
Für die mittelgroßen Alleskönner sei die Lage besonders schwierig doch es gibt Wege aus der Gefahrenzone © Schwärzer & Partner
In der schwierigsten Position seien die mittelgroßen Alleskönner, die versuchen, viele Aufträge durch ein breites Sortiment und möglichst viele Zielgruppen zu bedienen. Damit stehen sie im Preiswettbewerb mit den Großsägewerken, gegenüber denen sie Nachteile bei den Einschnittkosten haben. Ferner bestehe für sie die Gefahr, sich im Produkt- und Leistungsspektrum zu verzetteln.
Maßnahmen zur Krisenprävention
Soll-Ist-Vergleiche geben Auskunft über wichtige Leistungs- und Erfolgskennzahlen im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen der Branche © Schwärzer & Partner
„Wir überprüfen die monatlichen Betriebszahlen wie Gewinn und Verlust (GuV)-Daten mit vergleichbaren Betrieben. Nachdem wir den Kunden besucht haben, um uns ein Bild von ihm zu machen, schickt er uns seine Kennzahlen in einer Excel-Tabelle. Anhand des Zahlenvergleiches mit der Branche, bei dem wir Durchschnittswerte vergleichbarer Unternehmen einsetzen, zeigen wir Maßnahmen zur Situationsverbesserung auf. Gemeinsam mit dem Kunden erstellen wir einen Plan aus Detailmaßnahmen, den wir in einem Workshop dem gesamten Betrieb vorstellen", beschreibt Schwärzer das Verfahren.
Seiner Meinung nach sind viele Unternehmen zu Jahresabschluss orientiert, ohne die monatlichen Kosten genau zu kennen. Gerade die Einschnittskosten könne man schnell beeinflussen. Ansatzpunkte, sich zu verbessern, gebe es ferner oft bei Logistik, Sortierung und Erhöhung der Ausbeute.
Vertrieb ernst nehmen
„Es wurde versäumt, das Schnittholz richtig zu vermarkten. Verbesserungen sind oft beim Vertrieb möglich", zeigt Schwärzer eine wichtige Schwachstelle auf. Der Aufbau eigener Vertriebsrepräsentanzen in wichtigen Absatzmärkten sichere langfristig den Erfolg. Zudem reduziere intensive Zusammenarbeit mit dem Kunden die Austauschbarkeit. Betriebe, die dagegen ihren Vertrieb über einen einzigen internationalen Holzhändler machen, geraten zu sehr in Abhängigkeit. „Ein Unternehmen sollte konstant gute Qualität liefern können, dann ist der Kunde zufrieden", beschreibt Schwärzer das Erfolgskonzept.Schnelle fressen Langsame
„Sägewerke müssen sich eine industrielle Struktur zulegen", fordert Schwärzer. Durch Differenzierung des Produkt- und Leistungsspektrum könne man sich neue Märkte erschließen. „Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen", sagt Schwärzer in Bezug auf die Herausforderungen. Für kleine Werke könne zum Beispiel die Bauholztrocknung interessant sein. Lokalen Anbietern öffnet sich die Chance, sich durch Nischenprodukte wie Überlängen zu spezialisieren. Gegenüber größeren Betrieben haben die kleinen Vorteile bei den Logistikkosten. „Große Werke haben Kosten bis zu 20 €/fm, kleinere Betriebe liegen bei 10 €/fm. Aufgrund der Transportkosten ist es auch völlig uninteressant das Sturmholz, das Paula hinterlassen hat, von Österreich nach Bayern zu holen", berichtet der Unternehmensberater, der den Sägern durchaus weiter Hoffnung macht: „Fichte und Tanne kommen weltweit nicht überall vor." Als Exportmärkte seien daher Südeuropa, Asien und der Nahe Osten vielversprechend. Die großen Unternehmen seien mit ihrem international organisierten Vertrieb auf allen Märkten vertreten. „Weltweit entstehen neue Sägewerke. Das hat auch mit den russischen Exportzöllen zu tun. Produktionsstätten an der Quelle Russland und nahe zum Markt China sind hochinteressant."Beratung für den Mittelstand
Schwärzer & Partner wurde 2004 von ehemaligen Mitarbeitern der Deutschen Gesellschaft für Mittelstandsberatung (DGM) gegründet. Schwärzer war dort seit 1990 Mitglied der Geschäftsleitung und leitete das Branchenkompetenz-Center Holz. „Wir blicken auf eine über 15-jährige Erfahrung in der Beratung von mittelständischen Unternehmen zurück", erzählt er. Sein Beraterteam besteht aus Dipl.-Betriebswirten, Dipl.-Kaufleuten und Dipl.-Ingenieuren mit langjähriger Management- und Beratungserfahrung. „Wir haben uns darauf spezialisiert, Unternehmer in schwierigen Situationen effizient und ganzheitlich aus einer Hand zu beraten. Im Vordergrund steht die Umsetzungsorientierung", heißt es.Wissen, wie Banken denken
Von seiner Zeit bei der DGM profitiert Schwärzer auch bei Beratungen zur Unternehmensfinanzierung. „Da wir bei der DGM viel mit der Deutschen Bank zu tun hatten, wissen wir sehr gut, wie Banken denken. Diese kennen die schwierige Lage mit hohen Rundholzpreisen und schlechten Schnittholzmärkten. Wir beraten die Unternehmen, wie sie sich besser finanzieren können und stellen Kontakte her", informiert Schwärzer.Denkbar seien neben Krediten auch Schuldscheindarlehen oder Mezzanin-Finanzierungen. Letztere sind eine Möglichkeit, das Eigenkapital in der Bilanz zu erhöhen und dadurch günstigere Zinsen zu erhalten. Die Unternehmensberater bieten Unterstützung bei Verhandlungen mit Finanzinstituten. Sie helfen in Krisensituationen durch externe Gutachten und überprüfen die Sanierungsfähigkeit von Betrieben. „Wir halten den Unternehmen den Rücken frei, indem wir dem Kreditgeber zeigen, wie das Unternehmen wieder in die Gewinnzone geführt werden kann", sagt Schwärzer abschließend.
Schwärzer & Partner
Gründung: 2004Geschäftsführer: Manfred Schwärzer
Standorte: München, Düsseldorf
Mitarbeiter: 10
Geschäftszweig Holz: Sägewerke inkl. Weiterverarbeitung, Holzwerkstoffindustrie, Holzbau- und Holzingenieurbau, Sägewerksanlagenbauer, Holzbearbeitungsmaschinen-Industrie, Holzhandel
Beratungsleistungen: Strategieprojekte, Marktstudien, Effizienzsteigerungsprojekte, Restrukturierungsmandate, Unternehmensfinanzierung, Unternehmenskauf und -verkauf