1161596624.jpg

Mag. Alfred Jechart, Geschäftsführer MM-Holz © promo_legno

2009 Jahr der Konsolidierung

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 23.10.2008 - 08:13
"Von einem ertragreichen Jahr 2007 rutschten wir volley in ein sehr schlechtes heuer“, analysiert Mag. Alfred Jechart als Präsident des Europäischen Sägewerksverbandes (EOS) die Marktsituation. „Schon im letzten Quartal 2007 litten wir unter den Spätfolgen von Kyrill und des nachlassenden Bedarfs in den USA. Als die Bedarfsbremse dann voll wirksam wurde – kamen Emma und Paula.“
Lange Zeit wäre die weltweite Branche so fremdbestimmt von Naturereignissen gewesen. Dazu zählt auch die starke Nadelschnittholz-Produktion der schwedischen Holzindustrie im 1. Halbjahr 2008: Diese versuchte, um stärkere Qualitätseinbußen zu vermeiden, noch das Sturmholz von Gudrun vom Jänner 2005 zu verwerten.
Nun gelte es zumindest in den nächsten sechs bis acht Monaten die Produktion dem gesunkenen Bedarf anzupassen. „Eine deutliche Reduktion ist notwendig. Man muss sogar andenken, Kapazitäten permanent vom Markt zu nehmen“, so der EOS-Präsident.

Auf den Punkt gebracht ...

1161596624.jpg

Mag. Alfred Jechart, Geschäftsführer MM-Holz © promo_legno

„Ich rate jeden, für 2009 vorsichtig zu budgetieren. Der Branche steht ein weiteres Konsolidierungsjahr bevor.”Alfred Jechart

Nachdenkpause kommt

Dass nun zahlreiche Investments zurückgestellt, überdacht oder verschoben werden, sieht Jechart als Chance zu einer Nachdenkpause in einer schwierigen Zeit. „Jeder sollte sich jetzt fragen, wo man selber steht, und was wirklich an neuen Investitionen nötig ist“, meint er auch vor dem Hintergrund steigender Finanzierungskosten. Neue Produktionskapazitäten werden deutlich verlangsamt in Europa hinzukommen: In Skandinavien ist es nur die schwedische Holmen-Gruppe mit einem neuen 750.000 m3/J-Sägewerk, das zu Jahresende 2009 starten soll. Wie viele Sägewerke in Deutschland tatsächlich hinzukommen, sei noch nicht gewiss.
Einen Hinweis dafür, dass auch 2009 ein schwieriges Jahr werden wird, sieht Jechart darin, dass es in den USA nicht wirklich bergauf gehen wird. „Die US-Delegation auf der 3. Nadelschnittholz-Konferenz in Helsinki sprach von einer Erholung erst 2010“, berichtete er. „Aber dann könnten sich die Hausbau-Beginne wieder auf etwa 1,5 Millionen Einheiten erholen. Da im Westen der USA und in Kanada viele Sägewerke permanent geschlossen werden, dürften wir Europäer dann wieder gute Karten haben.“

Neue Chancen durch Zölle

Als positiv für den europäischen Nadelschnittholzmarkt seien mittelfristig auch die russischen Exportzölle auf Rundholz zu sehen. „So werden weltweit neue Exportmöglichkeiten entstehen. Da pro Jahr bisher 5 Mio. fm aus Russland nach Japan flossen, entsteht dort theoretisch ein Bedarf von 2,5 Mio. m3/J“, rechnet er vor. „Dasselbe gilt für China: 30 Mio. fm/J an Rundholz ergeben einen Riesenbedarf an Schnittholz. Die Situation kann also sehr schnell ins Positive drehen. Auch die Aussichten für Italien halte ich für nicht so negativ.“

Werben notwendig

In der Krise gelte es umso mehr, den Bedarf zu erhöhen. „Die Werbe-Kampagnen, die laufen, müssen gestärkt werden. Die Österreicher wollen etwa in Südosteuropa noch aktiver werden und Werbe- und Informationsprogramme wie in Italien auch dort initiieren“, erzählt Jechart. „Leute, die bisher skeptisch waren, Aktivitäten in Übersee zu starten, denen kann es nun plötzlich gar nicht mehr schnell genug gehen – so ändern sich die Zeiten. Und das ist gut so: Ganz Asien hat noch Potenzial.“
Negativ seien derzeit die Maßnahmen der Kreditversicherer, die sukzessive die Limits kürzen.