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DI Dr. Josef Bodner sieht gute Berufschancen durch praxisnahe Diplomarbeiten © Liptay

Sprungbrett Diplomarbeit

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 19.05.2009 - 09:57
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DI Dr. Josef Bodner sieht gute Berufschancen durch praxisnahe Diplomarbeiten © Liptay

Auf eine fast 83-jährige Geschichte kann die Abteilung für Holztechnik der HTL Mödling zurückblicken. Damit ist sie die älteste ihrer Art in Österreich. Unter Leitung von Univ.-Doz. DI Dr. Josef Bodner werden rund 300 Schüler in zwölf Klassen unterrichtet. Die Schule selbst, die bis nach dem 1. Weltkrieg eine K. u. K.-Militärakademie war, besteht schon seit 1919. Im vorletzten Schuljahr fertigen die Schüler ihre Diplomarbeit an und kooperieren bei Projekten über Häuserpläne, Holzschutzmittel oder Holzvergaser mit der Industrie. Die Diplomanden verbringen die Zeit teilweise in Betrieben. „Diese praxisnahen Diplomarbeiten bieten ein hervorragendes Sprungbrett für den Jobeinstieg”, berichtet Bodner. „Durch die moderne Kooperation kommen wir vom Image einer verstaubten Schule weg, und den Absolventen öffnen sich gleichzeitig Türen.”

Holztechnik-Infotag

Acht Diplomarbeiten der diesjährigen Abschlussklassen werden am 29. Mai an der HTL Mödling im Rahmen des Holztechnik-Infotages vorgestellt. Nicht alle Projekte mit Unternehmen dürfen an die Öffentlichkeit getragen werden. „Bei 30 % der Diplomarbeiten gibt es eine Geheimhaltungsvereinbarung mit den Unternehmen“, verrät Bodner. Auch auf Messen haben sich Diplomanden der HTL Mödling schon erfolgreich präsentiert. Großes Interesse erweckte der Prototyp eines Holzgas-Blockheizkraftwerkes für ein Einfamilienhaus auf der Vienna-Tec im Oktober 2008.

Schule macht Technik

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Den 3. Platz auf der Vienna-Tec erreichte das von den Schülern der HTL Mödling präsentierte Holzgas-Blockheizkraftwerk © HTL Mödling

Bei dem im Zuge der Messe durchgeführten HTL- und FH-Wettbewerb „Technik macht Schule – Schule macht Technik“, an dem 14 Schulen teilnahmen, wurde das Projekt der HTL Mödling mit dem 3. Platz bewertet. Studenten der Abschlussklassen der Abteilung Holztechnik bauten mit Unterstützung des Vereins Oldtimerwelt Neufeld und des biostromerzeugenden Unternehmens Thometich ein Holzgas-Blockheizkraftwerk.
Als Verbrennungsmotor wurde ein 1300 cm³ Benzinmotor mit 75 PS aus einem Ford Escort (Bj. 1975) umgebaut, um ihn mit Holzgas betreiben zu können.

Matura am zweiten Bildungsweg

Absolventen erhalten die Studienberechtigung für alle Hochschulen und dürfen nach drei Jahren die Standesbezeichnung Ingenieur führen. Unterschieden wird in eine fünfjährige höhere Ausbildung für Schüler nach Abschluss der 8. Schulstufe und in eine dreijährige Praktikerausbildung. Diese richtet sich an Interessenten, die eine Meister- oder Gesellenprüfung in der Holzwirtschaft erfolgreich abgeschlossen haben. „Die Teilnehmer sind zum Beispiel Tischler, Zimmerer oder Säger, die mindestens 18 Jahre alt sind und teilweise schon Familien haben“, informiert Bodner. Die Praktiker erwerben die Matura im zweiten Bildungsweg. „Diese Schüler sind außerordentlich engagiert“, lobt Bodner. So haben heuer zwei von 23 Schülern aus der Praktikerklasse der Maturajahrgänge mit ausgezeichnetem und fünf mit gutem Erfolg abgeschlossen. „Diese Absolventen werden von der Industrie stark nachgefragt, weil sie einen fachpraktischen Hintergrund aufweisen. Zudem beweisen sie, dass sie bereit sind, sich einzusetzen. Im vergangenen Sommer bat mich ein Absolvent der Praktiker-Ausbildung um Rat, welches von drei Jobangeboten er denn am besten annehmen sollte“, verdeutlicht Bodner.

Holzbau forciert

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Ausbildung in der Werkstätte: Etwa 20 % der Unterrichtsstunden verbringen die Schüler in Tischlerei, Zimmerei, Bauhof oder Sägewerk © Liptay

Vor einigen Jahren hat die Abteilung Holztechnik ihren Lehrgang modifiziert und sich vom Maschinen- mehr dem Holzbau zugewandt. „Es wird immer moderner, in Holz zu bauen”, begründet Bodner. „Für unsere Entscheidung haben wir viel Lob von Unternehmen erhalten.” Somit können Absolventen auch bei Ingenieur- oder Architekturbüros, neben Arbeitgebern wie Holzwirtschaft, Sägewerken oder Zimmereibetrieben eine Anstellung finden. Etwa 60 % der jährlich etwa 50 Holztechnik-Abgänger steigen nach der Matura gleich in den Job ein, 40 % studieren zum Beispiel Bauingenieurwesen, BWL oder Holzwirtschaft. Trotz Krise sieht Bodner die Jobchancen positiv: „Der jüngste Absolventenjahrgang ist sehr gut am Arbeitsmarkt untergekommen. Sicher können momentan einige Unternehmen nicht viele Leute aufnehmen. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten.”