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Anlagenlayout der Profilierlinie von EWD bei Jilos Horka in Nordost-Böhmen © EWD

Besuch hat überzeugt

Ein Artikel von DI Pavel Valenta | 18.08.2009 - 09:36
Das Sägewerk Jilos Horka im nordöstlichen Böhmen hat sich auf den Einschnitt von Palettenhölzern und die Erzeugung von Paletten spezialisiert. Das dynamische Familienunternehmen investiert laufend in Erneuerungen bei den Maschinen – wie etwa in einen neuen Rundholzplatz 2002, Trockenkammern und eine Palettenlinie 2003, eine weitere Palettenlinie 2004 sowie eine Biomasse-Feuerung zwei Jahre später.

Behörden-Hürden

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Anlagenlayout der Profilierlinie von EWD bei Jilos Horka in Nordost-Böhmen © EWD

Hohe Personalkosten haben Geschäftsführer DI Tomáš Kinšt 2006 auf die Idee gebracht, die damals noch bestehenden mehreren Trennkreissägen sowie das Gatter durch eine moderne Anlage zu ersetzen. „Ein Flug zum Sägewerk Gallien in Frankreich hat Kinšt überzeugt“, erzählt DI Pavel Valenta, EWD-Vertreter in Tschechien. „Die EWD-Profilierlinie war das, was Kinšt gesucht hatte. Sie schneidet schlechtes, teilweise trockenes und verfärbtes Rundholz störungsfrei zu Palettenzuschnitten.“
„So eine Anlage habe ich mir vorgestellt“, ergänzt Kinšt. Ein kleiner Rückschlag für das Unternehmen war der Papierkrieg mit den Behörden. Vor der Bestellung der Anlage mussten alle Zeichnungen und eine Baubewilligung auf dem Tisch liegen. „Dass dies erst im November 2007 sein würde, hatte damals keiner geahnt“, erinnert sich der Säger zurück.
Aufgrund des Standortes im Vorland der Riesengebirge durfte die neue Halle nicht höher oder größer als die bestehende sein. Die Anlage musste also in die vorhandene mit 52 m Länge und 6,5 m Höhe einpasst werden. „Das war eine Herausforderung für die Planungsingenieure“, meint Valenta. Dennoch ist es EWD gelungen, eine Rundlauf-Profilieranlage unterzubringen. Vor wenigen Wochen erfolgte die Abnahme.

Waldkantenanteil minimieren

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Spaner-Profilierlinie arbeitet aufgrund der engen Platzverhältnisse im Rundlauf © EWD

Nach der 3D-Vermessung wird das ausgewählte Schnittbild nochmals geprüft. Stimmt der Durchmesser, dreht die Anlage das Rundholz automatisch ein – mit der Stammkrümmung nach oben. Damit ist laut EWD für eine ideale Ausbeute gesorgt. Jetzt können Rundholzdurchmesser von 10 bis 45 cm und Längen von 2,45 bis 5,2 m bei Jilos Horka verarbeitet werden. Durch das gezielte Abrichten am dicken Ende krummer Stämme mit dem Spaner FZ 1 wird die Lage des zu erzeugenden Schnittproduktes innerhalb des Rundholzes so verändert, dass der Waldkantenanteil minimiert wird. Im Anschluss folgt das Spaneraggregat FZ 3, bei dem die Spanermesser spiralförmig angeordnet sind. Die Schwarten werden weggefräst.
Das in einer schweren Bauweise ausgeführte, horizontal und vertikal verstellbare Profilieraggregat FR 16 trennt bis zu vier Seitenbretter ab. Im Rundlauf passiert derselbe Vorgang nochmals mit dem Model. In der Nachschnittkreissäge NKU 300 werden Kanthölzer vertikal bis zu einer Schnitthöhe von 300 mm aufgetrennt. In der nachfolgenden Kreissäge FV-HTK ist noch ein horizontales Sägen mit bis zu drei Schnitten möglich. Bei Schnittbildern oder Sortimenten ohne horizontalen Trennschnitt werden die Sägen abgesenkt.

Leistungsfahrt erfolgreich

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Abflug zur Frankreich-Besichtigung: Planungsingenieur DI Miroslav Krejcar, Geschäftsführer DI TomᚠKinšt, EWD-Vertreter DI Pavel Valenta und Pilot Ondřej Soukup (v. re.) © DI (FH) Martina Nöstler

Der Vorschub der Linie liegt bei 30 bis 75 m/min und entspricht damit einer geplanten Jahresleistung von 100.000 fm im Einschichtbetrieb – gerechnet bei einem durchschnittlichen Durchmesser von 22 cm und einer Rundholzlänge von 4 m. „Diese Daten konnten wir bei einer Leistungsfahrt im Juli nachweisen“, erzählt Valenta stolz. „In einer Schicht wurden 2165 Stämme mit Zopfdurchmessern von 20 cm geschnitten.“ Die Schnittbildverwaltung liefert alle notwendigen Daten. Für den Bediener ist es einfach, in das System einzugreifen. Die geänderten Schnittbilder werden sofort am Bildschirm angezeigt. Ist der Stammdurchmesser für das Schnittbild zu klein, wird auf die Seitenbretter verzichtet. „Dazu muss der Bediener aber die Erlaubnis erteilen“, berichtet Valenta.

Zeichensetzung gelöst

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Detailgetreue Visualisierung: Am Bildschirm ist die Position aller Walzen und Sägen leicht zu prüfen © EWD

„Etwas Schwierigkeiten hatten wir bei der Programmierung mit den tschechischen Schriftzeichen“, erinnert sich Valenta schmunzelnd. „Breite heißt šířka. Ohne die Sonderzeichen geschrieben – sirka – heißt es Streichholz. Und auf das Streichholz wollte der Anlagenführer im neuen Sägewerk nicht klicken.“ Diese Verständigungsschwierigkeiten wurden mittlerweile gelöst.
Dank der neuen Visualisierung der Maschinen sind Bedienung und Wartung einfach. Am Touchscreen wird die Linie schematisch dargestellt, durch Berühren der Bilder kann man immer tiefer in Details eintauchen. Man sieht nicht nur die Stromabnahme bei einzelnen Motoren, sondern auch deren Temperatur oder die der Frequenzumformer.
„Bei einer Störung wird der entsprechende Teil am Bildschirm rot angezeigt, durch Klicken kommt man weiter – etwa bis zur Abbildung der ausgefallenen Sicherung im Schaltschrank. Die Fehlersuche ist also schnell und einfach“, erklärt der EWD-Vertreter.

Weitere Investitionen

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Säge- und Palettenwerk Jilos Horka: 100.000 fm/J sollen mit der neuen Linie geschnitten werden © DI (FH) Martina Nöstler

Die Entwicklung des stark exportorientierten Unternehmens geht weiter. Im Augenblick wird eine neue CNC-gesteuerte Kreissägen-Schärfmaschine Typ Iseli BK2 installiert. Die automatische Verladestation sorgt künftig für mannloses Schärfen der Kreissägen.
Der Export von Jilos Horka ist vor allem auf die Nachbarländer ausgerichtet. Der Geschäftsführer kennt sich aber auch sehr gut in Italien aus. Den Verkauf in den Süden wickelt Kinšt selbst ab. Auch nach Spanien gestalten sich die Verkäufe gut. Zehn bis 15 Sattelzüge mit Paletten verlassen täglich das Gelände von Jilos Horka. „Leider hat die Bahn versagt. Wir wollten die Paletten auf der Schiene transportieren, aber die Bahn ist nicht in der Lage, die Liefertermine einzuhalten. Darum müssen wir nach wie vor auf den Lkw-Transport setzen“, erklärt Kinšt.

Jilos Horka

Gegründet: 1999
Geschäftsführer: DI TomᚠKinšt
Standort: Horka/CZ
Mitarbeiter: 150
Einschnitt: 100.000 fm/J (geplant)
Produkte: Palettenzuschnitte, Paletten