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Der Sennebogen 825 bei Holz Deisl ist mit einem 1m2 HGT-Holzgreifer ausgestattet © Florian Attenhauser

Aus eckig mach‘ rund

Ein Artikel von DI Michael Reitberger | 04.06.2012 - 13:30
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Der Sennebogen 825 bei Holz Deisl ist mit einem 1m2 HGT-Holzgreifer ausgestattet © Florian Attenhauser

CE, PEFC, IPPC, Mitglied der ARGE Starkholz Salzburg, Mitglied bei MH Massivholz – das Qualifikationsprofil des mittelständischen Sägewerks Holz Deisl erstreckt sich über zwei Zeilen. In Adnet im Salzburger Land will man zwar qualitativ „vorn dabei sein“ sein, aber im Wettbewerb nicht „oben mitspielen“. Das Konzept der kleinen Holzindustrie geht auf: Geschäftsgefährdende Finanz- oder Absatzprobleme habe man keine. Seit drei Jahren müsse man zwar im Zuge der Wirtschaftskrise im Vergleich zu vorher kleinere Brötchen backen, könne sich aber mit einer vielseitigen Betriebsstruktur und dem Angebot von Schnittholz-Sondersortimenten gut über Wasser halten. Dies stellt man mit zukunftsträchtigen Investitionen unter Beweis. Neben einer kürzlich fertiggestellten 800 kW-Hackschnitzelheizung hat sich Geschäftsführer und Inhaber Markus Deisl Anfang 2011 entschieden, seinen Maschinenpark um ein neues Umschlagsgerät zu erweitern. Nach über einem Jahr und 2700 Betriebsstunden bekräftigt er seine damalige Entscheidung: „Die Maschine läuft sehr zuverlässig und erfüllt meine Erwartungen. Bei Sennebogen stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis.“

Alles eckig

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Dehnübungen: Der K13-Kompaktausleger des Sennebogen 825 überbrückt problemlos maximal 13?m. Bei Holz Deisl können so auch die gegenüberliegenden Boxen der Rundholz-Sortierstraße entleert werden - die hydraulisch hochfahrbare und schwingungsgedämpfte Kabine sorgt für die nötige Übersicht © Michael Reitberger

In Summe verarbeitet Holz Deisl rund 50.000 fm/J. Davon schneidet man auf einer Gatter-Nachschnittkreissäge-Kombination 40.000 fm/J selbst ein. Produziert wird vorrangig Listenbauholz. In Kooperation mit benachbarten Zimmereiunternehmen bietet das in dritter Generation geführte Sägewerk seinen Kunden fix und fertig gehobeltes und abgebundenes Bauholz. Schlechtere Qualitäten verarbeitet man zu Paletten- und Verpackungskisten, die in zwei Trockenkammern auch IPPC-behandelt werden können. Zu den Hauptholzarten zählt Deisl Fichte, Tanne und Lärche. Aus sortiertem Pappelholz fertigt man unter anderem Obstkisten. Bei Lärchenschnittholz sieht man sich als Spezialist. „Wir haben mehr Holzarten als andere Holzlängen“, beschreibt Deisl das Sortiment seines Unternehmens. Er setzt ganz klar auf Vielseitigkeit. „Zurzeit ist alles eckig. Am europäischen Schnittholzmarkt läuft nur noch wenig kostendeckend. Es wird schlichtweg weniger Holz gebraucht. Wer in ein paar Jahren noch da sein will, muss Flexibilität beweisen und durchtauchen.“ Deisl will gewappnet sein, wenn Aufschwung in die Branche zurückkehrt.

Ferraris im Schneckentempo

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Aufgeständert: Durch die neue Konstruktion mit HD-Technik ist der Unterwagen des 825 noch stabiler gebaut. Mit der 4-Punkt-Pratzenabstützung ist der Sennebogen in Sekundenschnelle einsatzbereit. Ein Allradantrieb mit 2-Stufen-Lastschaltgetriebe beschleunigt das Umschlagsgerät auf bis zu 20?km/h © Michael Reitberger

Der Unternehmer blickt optimistisch in die Zukunft und weiß, dass sich die Lage der Sägeindustrie wieder bessern wird. Langfristig sieht er für Holz große Vorteile gegenüber den Konkurrenzbaustoffen. „Mit einem Ferrari kann ich auch nicht immer nur 30 km/h fahren. Dafür ist er nicht konstruiert“, analysiert er die Lage der Global Player am Schnittholzmarkt vergleichend. Der fehlende Absatz müsse irgendwann dazu führen, dass europäische Produktionskapazitäten eingedämmt werden, ist seine Meinung.
Bei Holz Deisl ist man stolz, sich seit über 40 Jahren an internationalen Märkten zu positionieren. Auf der Suche nach Nischen könne man sich Mitbewerbern gegenüber gut behaupten.

Guter Rat: Vorrat

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Mit Ehefrau Marianne für Sägernachwuchs gesorgt: Die beiden Deisl-Söhne lassen sich von Papa Markus Maschinenpark täglich aufs Neue begeistern © Michael Reitberger

„Der beste Rat ist Vorrat“, zitiert Deisl seinen Vater Günther, von dem er den Betrieb 2000 übernommen hat. Dass man sich diesen Rat offenbar sehr zu Herzen nimmt, zeigt ein Blick auf Deisls Rundholzlager. Von Rohstoffmangel entdeckt man hier keine Spur. Um sich vor Zeiten der Versorgungsknappheit zu schützen, hat Deisl senior 1999 rund 1000 ha Wald in Tschechien gekauft. Seit 2004 ist Holz Deisl im Besitz eines angrenzenden Grundstücks, auf dem jährlich rund 250.000 Paletten produziert werden. Die zunehmende Nachfrage nach getrocknetem Schnittholz und IPPC-behandelten Paletten führte 2007 zu einer Erweiterung von Deisls Trockenkapazitäten auf 18.000 m3/J. In Adnet will man eben nichts dem Zufall überlassen.

Keine Kompromisse

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Von Holzmangel keine Spur: Laufend genügend Rohstoffvorräte auf Lager zu haben, schreibt man sich bei Holz Deisl ins Stammbuch © Michael Reitberger

Kompromisslos zeigte man sich auch Anfang 2011, als ein altes Umschlagsgerät durch ein neues ersetzt werden sollte. „Wir hatten im Vorfeld drei Testgeräte unterschiedlicher Hersteller am Hof. Bald stand fest: Der Sennebogen 825 wird das Rennen machen“, informiert Deisl. Im Sägewerk wurde ein „Allrounder“ benötigt. Durch den Platzmangel ist man dazu gezwungen, unterschiedliche Holzdimensionen und -arten in den Poltern zu lagern. Um die benötigten Stämme dann wieder „herauszupicken“, sollte das neue Umschlagsgerät zum Einsatz kommen. Zudem stellte man die Anforderung, die Arbeit eines Radladers, welcher die Boxen der Rundholz-Sortierstraße entleert, unterstützen zu können. Dass der Sennebogen mit seinem 13 m-langen Ausleger dabei über die Sortierstraße hinweg zu den gegenüberliegenden Boxen greifen kann, qualifizierte die Maschine zusätzlich zum Favoriten. Mit der hydraulisch hochfahrbaren Kabine behalten Fahrer auch in dieser Situation den Überblick. Als weiteres Kaufkriterium führt Deisl den Dieselverbrauch der Maschine an. Bereits in der Testphase stellte er fest, dass der Sennebogen sehr sparsam unterwegs ist. „Ein paar Liter mehr oder weniger sind am Jahresende ein paar Tausend Euro mehr oder weniger.“ Nach einem Besuch am Sennebogen Stammsitz in Straubing fiel schließlich die Entscheidung: „Herr Sennebogen hat uns persönlich empfangen und sich für uns Zeit genommen“, lobt Deisl die Kundenbetreuung bei Sennebogen. Die hohe Serviceorientierung des deutschen Maschinenbauers bekommt Deisl auch heute noch zu spüren. „Allein durch den telefonischen Support lassen sich viele Fragen klären. Wenn es ein Problem gibt, wird es gelöst.“ Bis dato hatte der 825 bis auf den Standardservice noch keinen Reparaturbedarf.
„Der 825 war nicht das günstigste Gerät, hat sich aber bereits bezahlt gemacht.“ Deisl sieht darin eine Investition in die Zukunft.