Kein einfaches Ausgangsmaterial
Es ist kein Zufall, dass gerade die Holzwerke Handlos federführend in die Verleimung von Hartholz einsteigen. Der oberösterreichische Familienbetrieb hat seit jeher ein Interesse an Nischenprodukten, wenn auch deren Herstellung eine Herausforderung ist. Beispiele dafür sind Lärchen-BSH oder der Zebrabinder, bei dem Lärche abwechselnd mit Fichte verleimt wird.„Wir spürten, dass der Markt auch Interesse an Laubholz-BSH hat und wussten: Wir können das“, sagt Geschäftsführer Herbert Handlos am Unternehmenssitz in Tragwein. Er ist daher an Philipp Riedl von Casco Adhesives herangetreten. Schon über 15 Jahre vertraut Handlos auf die Leimsysteme des schwedischen Herstellers. Der Wunsch nach einem System für Laubholz-BSH wurde von den Casco Adhesives-Technikern engagiert angegangen. Vor rund drei Monaten konnte man nun die Zulassung vorweisen. „Unser GripPro Design ist für Eiche, Buche, Birke und Kastanie zugelassen. Das Leimsystem eignet sich hervorragend für andere Laubhölzer und wird daher auch in der Fensterkantelindustrie verwendet“, beschreibt Riedl den Stand der Dinge.
Hohe Dichte, hohes Schwinden
Die Verleimung von Fichte, Kiefer oder Lärche zu BSH wird seit Jahrzehnten praktiziert. Wieso ist die Verarbeitung von Laubholz so viel schwieriger, wo doch die technologischen Eigenschaften (Biegefestigkeit, Steifigkeit) sehr interessant klingen? Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Eiche etwa ist dauerhaft und hart, allerdings ist die Penetration des Leimes in die Holzzellen deutlich schwieriger. Die zerstreutporige Buche saugt den Leim zwar förmlich an, hat aber leider das größte Schwindmaß der heimischen Holzarten und ist sehr steif. Beides zusammen resultiert in hohen Kräften, die auf die Leimfuge wirken. „Das GripPro Design-System ist nachweislich imstande, diese Kräfte aufzunehmen“, berichtet Riedl.Besonders freundlich zur Umwelt
Zur GripPro-Familie zählen neben den erwähnten Systemen noch die GripProHeat-Leime für Hochfrequenzpressen. Alle drei Systeme gehören zu Casco Adhesives Eco-Premiumprodukten. „Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen oder dem Mitbewerb sind die GripPro Leime wesentlich umweltfreundlicher. Wir reden hier von mindestens 50 % reduzierten VOC-Emissionen. In der Produktion im schwedischen Kristianehamn achten wir auf geringen Energieverbrauch, schonenden Umgang mit Trinkwasser und selbstverständlich möglichst niedrige CO2-Emissionen“, erklärt Riedl.Erstes Problem: die Rohware
Zulassung ist vorhanden, der Markt hat Interesse – na, dann ist doch alles klar für einen Laubholz-BSH-Boom, oder? „Ganz so einfach ist es leider nicht“, wirft Verkaufsleiter Peter Handlos ein. „Laubholz-Rohware kann ich nicht einfach am freien Markt einkaufen. Die Hartholzsäger sind an die Anforderungen eines industriellen BSH-Herstellers noch nicht gewöhnt.“Die Tragweiner haben dieses Problem gelöst, indem sie eine Partnerschaft mit Alfred Hanger und seinem Unternehmen Hanger Spezialleimholz, Zirl, eingegangen sind. Der gebürtige Niederösterreicher kommt aus einer Laubholz-Dynastie, hat es aber in der BSH-Industrie zum Betriebsleiter geschafft. Nun werden diese Fertigkeiten kombiniert. Hangers Bruder und sein Cousin betreiben beide ein Laubholzsägewerk in Ybbsitz beziehungsweise in Kleinraming. Dort wird die Laubholz-Rohware auftragsbezogen eingeschnitten und getrocknet. Von dort treten die wertvollen Lamellen ihre Reise ins Mühlviertel an.
Neue Linie für große Querschnitte
Neue Linie: Hier wird entweder keilgezinkte Ware entnommen (Vordergrund) oder die Lamellen werden zu bis zu 24?m langen Bindern geformt © DI Johannes Plackner
Eine Besonderheit ist die minimale Lamellenlänge von nur 14 cm (inkl. 2 mal 1,5 cm Zinkenlänge). In Kombination mit einem Microtec-Scanner erlaubt das eine außergewöhnlich hohe Ausbeute, wie sie bei Laubholz nötig ist. Besondere Freude hat Handlos mit der abschließenden Maschine in der Halle. Schallschluckend eingehaust, wartet eine Kupfermühle-Hobelanlage mit 2 m Arbeitsbreite auf ihre Aufgaben aus Laub- und Nadelholz.
Vertrieb läuft zweigleisig
Alt, aber gut: Herbert Handlos blickt durch die Kupfermühle-Hobelanlage, die den bis zu 2?m hohen BSH-Balken den letzten Schliff gibt © DI Johannes Plackner
In Tragwein werden Nadel- und Laubholz auf beiden Linien produziert. Schwächere Durchmesser laufen über die voll automatisierte Anlage. „Mit nur drei Mitarbeitern für die Überwachung und zwei zum Ausflicken pro Schicht erzeugten wir im Vorjahr 65.000 m³ BSH“, beschreibt Handlos. Diese Menge wird sich heuer etwas reduzieren. Macht aber nichts, die Stärke des Familienunternehmens liegt ohnehin nicht in der Menge, sondern in der Vielfalt. Das Sortiment beeindruckt: Blockhausbohlen, KVH, BSH (in Fichte, Lärche, Douglasie, Eiche, Buche, Kastanie und kombiniert), Lamellendecken und sogar Carport-Bausätze bieten die Mühlviertler an. Auf Wunsch wird die Ware druckimprägniert und abgebunden inklusive aufwändigen Bearbeitungen, wie ovalen Querschnitten oder Tiroler Schloss. Wenn es in Tragwein einen gemeinsamen Nenner gibt, dann sind das qualitativ hochwertige, verleimte Holzprodukte. Klar, dass dem Leim hier eine Schlüsselrolle zukommt. „Wir sind mit Casco Adhesives absolut zufrieden“, ist eine deutliche Aussage von Handlos.
MUF in der Zinke und in der Fläche
Getrenntes Leimsystem: Der flüssige Leim und der Härter werden nacheinander aufgetragen, kommen also nur auf der Lamelle beziehungsweise in der Keilzinke miteinander in Kontakt © DI Johannes Plackner
Gesteuert wird der Verleimprozess vom Programm „Forward Integration“, das ebenfalls von Casco Adhesives kommt. Dieses System registriert Eingangsparameter wie die Temperatur, die Holzart oder die Wartezeit bis zum Schließen der Presse. Daraus berechnet es den optimalen Leimauftrag, den Härteranteil, die offene Zeit und die Presszeit. Auf Wunsch kann Casco Adhesives ebenfalls ein digitales Leimbuch „Log4“ zur Verfügung stellen.