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Unsichtbare Leimfuge bei Laubholz-BSH: Das MUF-System Casco Adhesives-GripPro Design verbindet die Laubholzlamellen zu BSH, ist in der Leimfuge aber unsichtbar, das ergibt ästhetisches Haholz-BSH zum Beispiel aus Eiche, Buche, Esche © DI Johannes Plackner

Nächste Nische: Laubholz-BSH

Ein Artikel von DI Johannes Plackner | 10.10.2012 - 08:20
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Unsichtbare Leimfuge bei Laubholz-BSH: Das MUF-System Casco Adhesives-GripPro Design verbindet die Laubholzlamellen zu BSH, ist in der Leimfuge aber unsichtbar, das ergibt ästhetisches Haholz-BSH zum Beispiel aus Eiche, Buche, Esche © DI Johannes Plackner

Es ist ein außergewöhnlich warmer Herbsttag, als der Holzkurier zur Betriebsreportage bei den Holzwerken Handlos (Haholz) eintrifft. Dort wurde in den vergangenen Monaten eine Kurzholz-BSH-Linie für Laubholz aufgebaut. Das geht Hand-in-Hand mit der Zulassung eines MUF-Leimsystems von Casco Adhesives für heimische Laubhölzer. Der GripPro Design besitzt die Zulassung, um aus Eiche, Buche, Birke und Kastanie kons-truktive BSH-Träger zu verleimen. Für die Holzwerke Handlos ist das eine interessante Nische. Die Akzo Nobel-Tochter Casco Adhesives sieht darin gar einen strategischen Wachstumsmarkt, denn die warmen Herbsttage werden im Zuge des Klimawandels vermehrt auftreten. Das begünstigt Laubhölzer, deren Nutzung im konstruktiven Holzbau noch ganz am Anfang steht. Das könnte sich mit den jüngsten Zulassungen der GripPro-Familie, dem GripPro Design, nachhaltig ändern.

Kein einfaches Ausgangsmaterial

Es ist kein Zufall, dass gerade die Holzwerke Handlos federführend in die Verleimung von Hartholz einsteigen. Der oberösterreichische Familienbetrieb hat seit jeher ein Interesse an Nischenprodukten, wenn auch deren Herstellung eine Herausforderung ist. Beispiele dafür sind Lärchen-BSH oder der Zebrabinder, bei dem Lärche abwechselnd mit Fichte verleimt wird.
„Wir spürten, dass der Markt auch Interesse an Laubholz-BSH hat und wussten: Wir können das“, sagt Geschäftsführer Herbert Handlos am Unternehmenssitz in Tragwein. Er ist daher an Philipp Riedl von Casco Adhesives herangetreten. Schon über 15 Jahre vertraut Handlos auf die Leimsysteme des schwedischen Herstellers. Der Wunsch nach einem System für Laubholz-BSH wurde von den Casco Adhesives-Technikern engagiert angegangen. Vor rund drei Monaten konnte man nun die Zulassung vorweisen. „Unser GripPro Design ist für Eiche, Buche, Birke und Kastanie zugelassen. Das Leimsystem eignet sich hervorragend für andere Laubhölzer und wird daher auch in der Fensterkantelindustrie verwendet“, beschreibt Riedl den Stand der Dinge.

Hohe Dichte, hohes Schwinden

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Sieht gut aus und ist hochfest: Eichen-BSH mit MUF-Leim für besondere Anforderungen © Haholz

Die Verleimung von Fichte, Kiefer oder Lärche zu BSH wird seit Jahrzehnten praktiziert. Wieso ist die Verarbeitung von Laubholz so viel schwieriger, wo doch die technologischen Eigenschaften (Biegefestigkeit, Steifigkeit) sehr interessant klingen? Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Eiche etwa ist dauerhaft und hart, allerdings ist die Penetration des Leimes in die Holzzellen deutlich schwieriger. Die zerstreutporige Buche saugt den Leim zwar förmlich an, hat aber leider das größte Schwindmaß der heimischen Holzarten und ist sehr steif. Beides zusammen resultiert in hohen Kräften, die auf die Leimfuge wirken. „Das GripPro Design-System ist nachweislich imstande, diese Kräfte aufzunehmen“, berichtet Riedl.

Besonders freundlich zur Umwelt

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Hier steht Innovation: Philipp Riedl von Casco Adhesives (li.) und Herbert Handlos haben gemeinsam an einer Lösung für die Verleimung von Eiche (Bild) und anderen Laubhölzern zu BSH gearbeitet © DI Johannes Plackner

Zur GripPro-Familie zählen neben den erwähnten Systemen noch die GripProHeat-Leime für Hochfrequenzpressen. Alle drei Systeme gehören zu Casco Adhesives Eco-Premiumprodukten. „Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen oder dem Mitbewerb sind die GripPro Leime wesentlich umweltfreundlicher. Wir reden hier von mindestens 50 % reduzierten VOC-Emissionen. In der Produktion im schwedischen Kristianehamn achten wir auf geringen Energieverbrauch, schonenden Umgang mit Trinkwasser und selbstverständlich möglichst niedrige CO2-Emissionen“, erklärt Riedl.

Erstes Problem: die Rohware

Zulassung ist vorhanden, der Markt hat Interesse – na, dann ist doch alles klar für einen Laubholz-BSH-Boom, oder? „Ganz so einfach ist es leider nicht“, wirft Verkaufsleiter Peter Handlos ein. „Laubholz-Rohware kann ich nicht einfach am freien Markt einkaufen. Die Hartholzsäger sind an die Anforderungen eines industriellen BSH-Herstellers noch nicht gewöhnt.“
Die Tragweiner haben dieses Problem gelöst, indem sie eine Partnerschaft mit Alfred Hanger und seinem Unternehmen Hanger Spezialleimholz, Zirl, eingegangen sind. Der gebürtige Niederösterreicher kommt aus einer Laubholz-Dynastie, hat es aber in der BSH-Industrie zum Betriebsleiter geschafft. Nun werden diese Fertigkeiten kombiniert. Hangers Bruder und sein Cousin betreiben beide ein Laubholzsägewerk in Ybbsitz beziehungsweise in Kleinraming. Dort wird die Laubholz-Rohware auftragsbezogen eingeschnitten und getrocknet. Von dort treten die wertvollen Lamellen ihre Reise ins Mühlviertel an.

Neue Linie für große Querschnitte

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Neue Linie: Hier wird entweder keilgezinkte Ware entnommen (Vordergrund) oder die Lamellen werden zu bis zu 24?m langen Bindern geformt © DI Johannes Plackner

Im Zuge der BSH-Sortimentsausweitung für Laubholz hat Haholz gleich eine neue Produktionslinie aus überholten Gebrauchtanlagen aufgebaut. Großer Vorteil der neuen Linie ist die Ausweitung der Querschnitte. Möglich sind nun bis zu 2 m hohe und 24 m lange BSH-Elemente.
Eine Besonderheit ist die minimale Lamellenlänge von nur 14 cm (inkl. 2 mal 1,5 cm Zinkenlänge). In Kombination mit einem Microtec-Scanner erlaubt das eine außergewöhnlich hohe Ausbeute, wie sie bei Laubholz nötig ist. Besondere Freude hat Handlos mit der abschließenden Maschine in der Halle. Schallschluckend eingehaust, wartet eine Kupfermühle-Hobelanlage mit 2 m Arbeitsbreite auf ihre Aufgaben aus Laub- und Nadelholz.

Vertrieb läuft zweigleisig

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Alt, aber gut: Herbert Handlos blickt durch die Kupfermühle-Hobelanlage, die den bis zu 2?m hohen BSH-Balken den letzten Schliff gibt © DI Johannes Plackner

Während des Holzkurier-Besuches laufen aber gerade Fichtenlamellen über die Förderbänder und Rollengänge. „Wir verwenden die neue Linie natürlich auch, um großformatiges Nadel-BSH herzustellen, das wir bislang zukaufen mussten“, schildert Handlos. Der Vertrieb des Laub-BSH wird künftig auch von Hanger Spezialleimholz übernommen. Als Komplettanbieter nimmt Handlos das Laub-Brettschichtholz zwar in sein Sortiment auf. „Kunden, die etwa auf Architektenwunsch spezifisch nach diesem Produkt suchen, sind bei Hanger besser aufgehoben“, erfährt man.
In Tragwein werden Nadel- und Laubholz auf beiden Linien produziert. Schwächere Durchmesser laufen über die voll automatisierte Anlage. „Mit nur drei Mitarbeitern für die Überwachung und zwei zum Ausflicken pro Schicht erzeugten wir im Vorjahr 65.000 m³ BSH“, beschreibt Handlos. Diese Menge wird sich heuer etwas reduzieren. Macht aber nichts, die Stärke des Familienunternehmens liegt ohnehin nicht in der Menge, sondern in der Vielfalt. Das Sortiment beeindruckt: Blockhausbohlen, KVH, BSH (in Fichte, Lärche, Douglasie, Eiche, Buche, Kastanie und kombiniert), Lamellendecken und sogar Carport-Bausätze bieten die Mühlviertler an. Auf Wunsch wird die Ware druckimprägniert und abgebunden inklusive aufwändigen Bearbeitungen, wie ovalen Querschnitten oder Tiroler Schloss. Wenn es in Tragwein einen gemeinsamen Nenner gibt, dann sind das qualitativ hochwertige, verleimte Holzprodukte. Klar, dass dem Leim hier eine Schlüsselrolle zukommt. „Wir sind mit Casco Adhesives absolut zufrieden“, ist eine deutliche Aussage von Handlos.

MUF in der Zinke und in der Fläche

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Getrenntes Leimsystem: Der flüssige Leim und der Härter werden nacheinander aufgetragen, kommen also nur auf der Lamelle beziehungsweise in der Keilzinke miteinander in Kontakt © DI Johannes Plackner

Haholz arbeitet seit 15 Jahren mit Produkten von Casco Adhesives. Angeliefert werden diese per Tank-Lkw. Zum Großteil wird das GripPro Flex-System in Tragwein verwendet. „Das kommt klassischerweise bei Leimbindern zum Einsatz. Es ist sehr flexibel und wirtschaftlich“, informiert Riedl. Klebstoff und Härter sind flüssig und werden unabhängig voneinander aufgetragen. Bei der Keilzinke kommt ein Leimkamm zum Einsatz. Die Flächenbeileimung geschieht per Gießsystem.
Gesteuert wird der Verleimprozess vom Programm „Forward Integration“, das ebenfalls von Casco Adhesives kommt. Dieses System registriert Eingangsparameter wie die Temperatur, die Holzart oder die Wartezeit bis zum Schließen der Presse. Daraus berechnet es den optimalen Leimauftrag, den Härteranteil, die offene Zeit und die Presszeit. Auf Wunsch kann Casco Adhesives ebenfalls ein digitales Leimbuch „Log4“ zur Verfügung stellen.

Holzwerke Handlos – Facts

Gründung: 1818Geschäftsführer: Herbert HandlosStandorte: Tragwein und PregartenMitarbeiter: 70Umsatz: 28 Mio. €/JBSH-Produktion: 63.000 m³ (Plan 2012)Produkte: Blockhausbohlen, BSH-Leimbauteile, KVH, Lamellenbalken, Lamellendecken, Hobelware, Druckimprägnierung und Carports; alles auf Wunsch abgebunden und nach Liste

Casco Adhesives – Facts

Zugehörigkeit: Geschäftsbereich innerhalb der Akzo Nobel-GruppeGeschäftsführer: Stefan GrootStammsitz: StockholmProduktionsstätten: Europa, Asien, LateinamerikaMitarbeiter: 820Produkte: Klebstoffe für die Holz verarbeitende IndustrieStandorte Mitteleuropa: Elixhausen, Essen/DEUnit Manager: Christian Nedomlel