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Geschäftsführer Ulrich van Roje (re.) definiert die Strategie, Betriebsleiter GerhardHauschulte sorgt dafür, dass alles wie geplant läuft © DI Johannes Plackner

Nächster Schritt: KVH und BSH

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 09.10.2012 - 14:29
Genug von der Krisenberichterstattung. Mit dem Sägewerk I. van Roje & Sohn wird ein Betrieb vorgestellt, der selbst in schwierigen Zeiten voll ausgelastet ist. Nach Optimierung der Sägelinie und Investition in ein Pelletwerk geht man nun den nächsten Schritt. Ab Sommer 2013 werden in Oberhonnefeld-Gierend/DE KVH und BSH nach Liste erzeugt. Bereits jetzt ist man mit der kommissionierten Lieferung von Fichten- und Douglasienschnittholz erfolgreich. Diese Sortimente nun mit verleimten Holzprodukten zu ergänzen, ist nur die logische Folge einer langfristigen und nachhaltigen Unternehmensstrategie.
Wie seine Kunden von der Sortimentsausweitung profitieren können und was seinen Betrieb erfolgreich macht, schilderte UIrich van Roje vor Ort. Er leitet das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Cousin, Dipl.-Kfm. Oliver Mühmel.

Nähe zur Grenze bringt 70 % Exportquote

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Geschäftsführer Ulrich van Roje (re.) definiert die Strategie, Betriebsleiter GerhardHauschulte sorgt dafür, dass alles wie geplant läuft © DI Johannes Plackner

Um die Strategie von van Roje zu verstehen, empfiehlt sich ein Rundgang am Sägewerksgelände. Betriebsleiter DI Gerhard Hauschulte führt zunächst über den Rundholzplatz. Angeliefert wird großteils Langholz – hauptsächlich Fichte (90 %), aber auch die in der Rheinland-Pfalz häufige Douglasie. Die Versorgung geschieht regional im 70 km-Umkreis. Rund 500.000 fm werden jährlich eingeschnitten. Damit gehört der im Rheinland gelegene Betrieb zu den größten deutschen Sägewerken.
Eine Besonderheit ist, dass nur auftragsbezogen eingeschnitten wird. „Wir sind total kundenorientiert. Die Aufträge gehen bei einem Einzelstück los und reichen bis 10.000 m3“, umreißt van Roje. Das beweist ein Blick vor das Büro, wo ein gut 12 m langes Douglasien-Kantholz auf seinen Einsatz in Frankreich wartet. Von der Produktionsplanung her ist diese Arbeitsweise freilich eine große Herausforderung, denn: „Von jedem gesägten Bloch ist die Hauptware bereits verkauft.“

Sägewerk am Stand der Technik

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Ausgangspunkt für die flexible Produktion nach Liste ist der Rundholzplatz, wo jährlich 500.000?fm umgeschlagen werden - 90?% Fichte, 10?% Douglasie © DI Johannes Plackner

Aus dem Langholz werden 3 bis 14 m lange Bloche gekappt. Diese verarbeitet eine EWD-Spaner-Kreissägenlinie. „Technisch sind wir auf einem Topniveau. Die Sägelinie ist up to date – die Trockenkammern und die Pelletproduktion sind top“, erklärt Hauschulte, als er durch die Sägehalle führt. „Erst vergangenes Jahr wurde etwa der Brettabscheider erneuert.“ Die Seitenware wird nicht in der Sägelinie profiliert. Das übernimmt ein Catech-Hochleistungsbesäumer. Nach den Sortieranlagen warten Mühlböck-Trockenkammern, die jährlich 120.000 m3 Schnittholz bewältigen können. Zwei kleinere Hobelwerke stehen zur Verfügung, um etwa gehobeltes Bauholz oder Nut- und Federprofile anzufertigen.
Die fertigen Holzprodukte werden zu Paketen zusammengestellt und verschickt. Belgien ist nur gut 80 km Luftlinie entfernt, Luxemburg und die Niederlande je 110 km. Frankreich beginnt 140 km hinter den Werkstoren des Sägewerks van Roje. Das erklärt die Bedeutung des Exports. 70 bis 80 % des Schnittholzes verkauft der Familienbetrieb außerhalb Deutschlands. Die Seitenware geht häufig in die Verpackungsindustrie.

Drei Gründe für das Leimholz

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Bloche rein, Bretter raus: Neben der EWD-Spaner-/Kreissägenlinie befindet sich die Sortieranlage für die besäumten Seitenbretter © DI Johannes Plackner

Mit dem Wissen um die betriebliche Situation bei van Roje macht die Investition in eine KVH-/BSH-Linie gleich aus mehreren Gründen Sinn:
• Leimholz passt perfekt ins Sortiment. Van Rojes Kunden bestellen jetzt schon kommissionierte Bauholzpakete. Die Nachfrage nach KVH und BSH ist bereits da und wird in Zukunft weiter zunehmen.
• Die Wertschöpfungstiefe erhöht sich deutlich.
• Der Forst stellt immer weniger Langholz bereit. Bloche lassen sich aber nicht mehr so flexibel einteilen, wie es für die Produktion nach Liste optimal wäre. Bei der Produktion von KVH- und BSH-Rohware kann auch mit Abschnitten effizient gearbeitet werden.

Zeitpunkt ist gut gewählt

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Langholz aus dem Westerwald: So sieht der ideale Rohstoff für die leistungsfähige und flexible Sägelinie aus © DI Johannes Plackner

Das Sägewerk wurde auf einem 14 ha großen Areal errichtet, welches 1996 im Zuge einer Betriebsumsiedlung eingenommen wurde. Diese Fläche erweiterte van Roje unlängst um 10 ha. Der neue Teil soll bald die Werkshallen der Leimholzproduktion beherbergen. Die kommenden Monate werden in Oberhonnefeld recht quirlig. Der Zeitplan ist eng. „In Betrieb gehen soll die Produktion im III. Quartal 2013“, legt sich van Roje fest. Die Aufträge für die Ausstatter werden gerade vergeben.
Über den Produktionsablauf möchte der Eigentümer und Geschäftsführer ebenso wenige Worte verlieren wie über die geplante Kapazität. Nur so viel: „Es wird eine sehr flexible Linie sein, die sowohl KVH als auch BSH erzeugen kann. Der Fokus soll aber am Konstruktionsvollholz liegen. Brettschichtholz wird als ergänzendes Sortiment angeboten. Zu der Holzkurier-KVH-Produktionstabelle nächstes Jahr werde ich Ihnen dann aber die Planmenge verraten“, meint van Roje schmunzelnd (Anm. d. Red: Die KVH-Tabelle erscheint im Holzkurier Heft 12 am 21. März 2013).

Zertifikat für CO2-Ausstoß

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Holz schlägt Stahl und Beton beim CO2-Abdruck, das weiß jeder - van Roje hat es aber normgemäß nachrechnen lassen und hat jetzt gute Argumente © DI Johannes Plackner

Die antizyklische Investition ist nicht das Einzige, was das Sägewerk van Roje auszeichnet. Es ist vor allem auch das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Nun hüllen sich grundsätzlich alle Holzverarbeiter in ein grünes Mäntelchen und reden von Ökologie. Van Roje hat aber erkannt, dass das nicht reicht. „Als erstes Sägewerk haben wir den CO2-Fußabdruck unserer Produkte durchrechnen und zertifizieren lassen“, ist van Roje stolz. Vielleicht liegt es ja an seiner Ausbildung zum Rechtsanwalt, dass er sich das Nachhaltigkeits-Mäntelchen nicht nur umhängt, sondern auch fachlich bestätigen lässt. Im Vorjahr berechnete der TÜV-Rheinland die produktspezifische Klimabilanz nach ISO 12044 für die van Roje-Holzprodukte. Ein exemplarischer Dachträger (C24) mit 6 m Spannweite und einer Streckenlast von 5 kN/m verursacht bei der Produktion einen CO2-Ausstoß von 9 kg. Die statischen Anforderungen erfüllt freilich auch ein IPE 200-Stahlträger. Bei dessen Produktion werden aber 213 kg CO2 freigesetzt. Noch schlimmer ist ein Stahlbetonträger, der gar auf 616 kg CO2 kommt.
Nachhaltigkeits-Vergleichswerte mit anderen Sägewerken gibt es noch keine. Man darf aber davon ausgehen, dass van Roje zu den Öko-Musterschülern gehört. Am Dach der Werkshallen erzeugt eine Fotovoltaikanlage auf 4000 m2 Ökostrom. Die Sägenebenprodukte werden in Oberhonnefeld zu 50.000 t/J DINplus-Pellets weiterverarbeitet. Die Energie für die Trockenkammern und das Pelletswerk erzeugt man über zwei Biomassekraftwerke. Darin werden aber keine Sägeresthölzer oder Rinde verbrannt, sondern Grünschnitt und Siebüberlauf. „Die Rinde ist wertvoller, wenn sie zu Rindenmulch verarbeitet wird“, schildert Hauschulte.

Nachhaltigkeit immer wichtiger

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Rund 120.000?m3/J Schnittholz können in Oberhonnefeld getrocknet werden © DI Johannes Plackner

Konsequenterweise ist das Sägewerk van Roje nach FSC und PEFC zertifiziert. „Immer mehr Kunden schätzen den Nachweis unserer nachhaltigen Produktion. Gerade die CO2-intensiven Stahlproduzenten sind froh, wenn sie etwa belegen können, wie viel Kohlendioxid in den Transportverpackungen gespeichert ist“, eröffnet van Roje neue Betrachtungswinkel. Auch bei öffentlichen Auftraggebern wird das Nachhaltigkeitsargument immer wichtiger. „Unsere Maxime lautet: keine Ökonomie ohne Ökologie – und danach leben wir“, stellen die Geschäftsführer van Roje und Mühmel abschließend klar.

I. van Roje & Sohn – Facts

Gründung: 1929Standort:Oberhonnefeld-Gierend/DEGeschäftsführer:RA Ulrich van Roje, Dipl.-Kfm. Oliver MühmelTochterbetriebe: Energiepellets Oberhonnefeld EPO, bio econ (beide zu 100 %)Sortiment: Bauholz nach Liste, Vorratsbauholz, Kantholz, Rahmen, Latten, Seitenware (breitensortiert), Brettware, Traufbohlen, Hobelware, RauspundExportquote: 70 bis 80%Mitarbeiter: 110