13587571682921.jpg

Ein 15?m langer Kranarm sorgt für einen einfachen Entladevorgang © Christoph Zeppetzauer

Gut im Griff

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 22.01.2013 - 09:19
13587571682921.jpg

Ein 15?m langer Kranarm sorgt für einen einfachen Entladevorgang © Christoph Zeppetzauer

Ein unwirtlicher Schneesturm peitscht durch das Gelände von Carbonex, das, umgeben von den berühmten Weinbergen der Champagne, nun seit zwanzig Jahren von den Brüdern Jean und Pierre Soler-My geführt wird. Das Holzaufkommen beziffert Pierre Soler-My mit rund 80.000 t im Jahr. Die exakte Erfassung ist deshalb nicht ganz einfach, weil neben Langholz auch Kurzholz zur Produktion verwendet und Rohstoffeingänge nach Gewicht registriert werden. Den Großteil davon macht Eichenholz aus, daneben findet man auch Robinie oder Buche. Ergriffen von der Idee einer kaskadischen Nutzung in der Kohleproduktion, begann man auf Basis einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Errichtung einer Stromproduktion aus Holzkohlegasen. Ein Kessel mit 15 MW Leistung soll mit angeschlossener Turbine 3,3 MWel und 12 MWth erzeugen. Die Anlage wird noch im Februar in Betrieb gehen und macht eine Neuordnung des Rundholzplatzes erforderlich.

Erfolgreiche Suche

135875717719.jpg

Froh über den Einsatz des Portalkrans sind Geschäftsführer Pierre Soler-My (re.) und der Maschinenführer © Christoph Zeppetzauer

Bei der Suche nach Ideen zur Optimierung des Rundholzplatzes wurde man beim baden-württembergischen Hersteller Baljer & Zembrod fündig. Der Erstkontakt fand zunächst über die Servicestelle in Frankreich statt. Später lud Baljer-Geschäftsführer Dipl.-Kfm Peter Schaeidt die Gebrüder Soler-My ein, die Produktpalette kennenzulernen. „Der Portalkran stach uns sofort ins Auge. Wir sind in der glücklichen Lage, genug Platz zur Verfügung zu haben, und wollten eine Lösung, die langfristig eine optimale Rohstoffverwaltung garantiert“, erzählt Pierre Soler-My. Um einen Portalkran in Aktion zu sehen, fuhr man auch in ein Sägewerk im Bayerischen Wald, wo ein ähnlicher Typ des Portalkrans steht.

Alles im Blickfeld

13587571950311.jpg

Rund 1,5?m3 Volumen fasst der Greifer - die Hebeleistung des Krans beträgt 3?t © Christoph Zeppetzauer

Ein absolutes Novum ist die Installation einer Spezialkabine mit einer Überbreite von 2,1 m. „Die Idee dahinter ist, dass nun von der Kabine aus der gesamte Rundholzplatz gesteuert werden kann. Man hat mehr Platz, um Bildschirme aufzustellen, und mit einem 360°-Drehpunkt beste Einsicht auf das Geschehen“, erklärt Schaeidt. Die Kabine verwendete man ursprünglich auf dem Sortierwagen, sie wurde zum Einsatz auf dem größeren Portalkran adaptiert. Mit dieser Ausstattung zählt der Portalkran zur neuesten Generation. Bei zusätzlichem Raum in der Kabine liegt ein weiterer Vorteil auf der Hand: „Die Einschulung kann direkt am Kran gestartet werden, da problemlos zwei Personen in der Kabine Platz finden“, ist Pierre Soler-My von der Geräumigkeit begeistert. Via WLAN in der Kabine ist man immer in Kontakt mit anderen Stationen der Produktion.

Bereit für mehr Holz

13587571815534.jpg

Eine geräumige Kabine beschert Übersichtlichkeit und ermöglicht Einschulungen direkt am Hebel © Christoph Zeppetzauer

Bei Carbonex überlegt man, die Produktion künftig zu erhöhen, und hat das Konzept des Platzes auch darauf ausgelegt. Eine Gleislänge von 160 m ist bis dato installiert und kann problemlos verdoppelt werden. Mit diesen Dimensionen fasst der Rundholzplatz in etwa 30.000 m3. Auf einer Spurbreite von 12,2 Metern kann sich der Portalkran mit bis zu 120 m/min längs und 60 m/min quer bewegen. „Nachdem unser Portalkran auf das vorhandene Gelände zugeschnitten ist, können wir mit unserem Kunden eine optimale Abstimmung der Dimensionen vornehmen“, so der Baljer & Zembrod-Geschäftsführer. „Wir erreichen eine Gleisbreite von bis zu 28 m, bei der Gleislänge gibt es praktisch keine Grenzen“, fügt er hinzu. Das Gewicht des Hartholzes stellt an die Hebekraft des Krans vom Typ LGX erhöhte Anforderungen: Mit einer Hebeleistung von 3 t (ohne Greifer) bei einer Kranarmlänge von 15,4 m ist man für den täglichen Einsatz vorbereitet. Der Holzgreifer selbst packt ein Volumen von 1,5 m3. Mit den neuen Lkw-Abladeterminals, die in Kürze fertiggestellt sein werden, erfolgt die Holzübernahme weit rascher als bisher und der Kran ist in der Lage, nach der Zwischenlagerung der Stämme für die Beschickung der Hacker zu sorgen.

Im Sinne der Umwelt

13587571731884.jpg

Portalkran meets Laubholzbloch: Die zeitlichen Einsparungen in der Lagerhaltung sind greifbar © Christoph Zeppetzauer

Das Betreiben des Kranes mit fossilen Treibstoffen wäre für Pierre Soler-My keine Option gewesen. „Wir leben in einer sensiblen Region, wo wir uns bemühen, den Emissionspegel bewusst niedrig zu halten. Die Lagerung großer Mengen Treibstoff wäre uns auch zuwider.“ Mit einem Elektroantrieb hatte Baljer & Zembrod die richtige Antwort im Angebot. „Gerade auf lange Sicht spart sich jeder Betreiber mit einem elektrischen Antrieb Betriebskosten, beispielsweise gegenüber Baggern. Das konnten wir erst kürzlich rechnerisch in einem Projekt zusammen mit der Fachhochschule Rosenheim nachweisen“, freut sich Schaeidt. Die Stromführung in den Gleisen sorgt für geringe Verluste nach außen und ist jahreszeiten- erprobt – nicht unwesentlich in einer Region Frankreichs, in der die Temperaturen je nach Jahreszeit zwischen –20° C und +35° C schwanken.

Mit Volldampf voraus

13587572040778.jpg

Auf elektrischen Schienen fährt der Portalkran - das spart auf lange Sicht Betriebskosten ein © Christoph Zeppetzauer

Die zugeschnittene Lösung für die Rohstoffversorgung begeistert Pierre Soler-My: „Die Installation Ende November klappte wie die Inbetriebnahme am Schnürchen. Der Service vor Ort durch den Vertriebspartner BZH ist zusätzlich angenehm, weil man sehr rasch Hilfe bekommen könnte, wenn doch einmal etwas passiert“, freut sich der Carbonex-Direktor. Die Entladung der ersten Lkw verfolgte man mit glänzenden Augen und freut sich, wenn der Portalkran dann in Vollauslastung steht. „Unser Portalkran garantiert eine effektive und zeitgerechte Rohstoffverwaltung und hebt uns damit auf eine höhere Stufe“, weiß man die Verbesserung jetzt schon zu schätzen.