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EWD lieferte zu CMPC nach Südamerika die komplette Sägelinie inklusive Arco-Line © Martina Nöstler

Astreine Seitenware zählt

Ein Artikel von Martina Nöstler | 13.08.2013 - 11:59
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EWD lieferte zu CMPC nach Südamerika die komplette Sägelinie inklusive Arco-Line © Martina Nöstler

Dass deutsche Technik weltweit überzeugen kann, beweist unter anderem die Installation von EWD, Altötting/DE, beim südamerikanischen Holzkonzern CMPC, Santiago/CL. Das Hauptgeschäft des Unternehmens mit über 15.000 Mitarbeiter ist eigentlich die Zellstoff- und Papierproduktion.
Das Tochterunternehmen CMPC Maderas umfasst neben einem Forstbetrieb drei eigene Sägewerke. Auf 600.000 ha Waldfläche – ausschließlich Plantagen – in Chile hat sich CMPC Maderas auf Pinus Radiata konzentriert. Dazu kommen nochmals rund 120.000 ha in Brasilien und Argentinien. Dort pflanzt man in einem geringen Anteil auch Eukalyptus an. Besonders stolz ist der chilenische Konzern, dass der Forst komplett FSC-zertifiziert ist. CMPC produziert insgesamt 1 Mio. m³/J Schnittholz. Dazu kommen noch rund 500.000 m³/J Sperrholz. Diese Produktion soll noch weiter ausgebaut werden – ein neues Werk befindet sich derzeit in Bau.

Aktiv bogenfolgend schneiden

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Lange Zusammenarbeit: Gonzalo Sandoval, EWD-Repräsentant in Südamerika, und Martin Vosskühler, zuständig für den EWD-Vertrieb (v. li.) © Martina Nöstler

Bereits 2005 investierte CMPC am Standort Mulchén/CL nach einem Brand in ein neues Sägewerk. Bei der Ausrüstung der Sägelinie fiel die Wahl auf EWD. Die Technik des deutschen Anlagenbauers hat laut CMPC einen sehr guten Ruf. Aus diesem Grund entschied man sich für dieses Unternehmen, informiert Mulchén-Sägewerksmanager Marcelo Rojas. Bei CMPC wagte man sich damals auf neues Terrain: Die Verantwortlichen entschieden sich für die neuartige ArcoLine-Technik von EWD. Um beste Wertausbeute zu erreichen, wird in Chile der aktive bogenfolgende Einschnitt in einer Bandsägenlinie mit einer speziellen Schnittbildoptimierung von außen nach innen durchgeführt. Im Zweischichtbetrieb werden in Mulchén jährlich rund 680.000 fm hochwertiger (entasteter) Radiatakiefer verarbeitet.

Außen hui, innen pfui …

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Der erste Schritt: Die Eindrehvorrichtung bringt die Stämme in die richtige Lage, danach werden die Seiten abgespant © Martina Nöstler

… Ganz so schlimm ist bei Pinus Radiata natürlich nicht. Im Forst werden die schnell wachsenden Kiefern stehend mehrmals entastet. Danach wächst das Holz um den „knotty core“ jeweils mit weniger Ästen („clear“), was besonders von nordamerikanischen Abnehmern sehr geschätzt wird. Deshalb befindet sich bei Kiefernplantagenholz – im Gegensatz zu unseren Holzarten – das wertvolle Holz im äußeren Stammbereich. Aus dem schnell wachsenden, astreichen Kernholz wird Verpackungsware erzeugt.
Um die höchste Ausbeute von astfreiem Material aus den Randzonen des Stammes zu erzielen, setzt man bei CMPC – neben dem ArcoLine-Spaner – auf die EWD-Bandsägentechnik mit dünner Schnittfuge und präzisem Schnitt. Nachdem das Rundholz in einem Microtec-3D-Scanner vermessen wurde, dreht eine Zentriervorrichtung den Stamm automatisch ein. Danach prüft ein weiterer 3D-Scanner die exakte Stammzentrierung vor dem Spaner und optimiert gegebenenfalls die Rundholzlage. Der Vorschnittspaner spant die Schwarten ab.
Die in der nachfolgenden Quadrobandsäge erzeugten Bretter gelangen zu einem der beiden EWD-Optimesbesäumer. Ein hinter der Seitenwarenabtrennung in Linie installierter Scanner von Microtec, Brixen/IT, begutachtet das stehenden Model. Falls weitere astfreie Ware geschnitten werden kann, erzeugt die EWD-Twinbandsäge zwei weitere Seitenbretter. Das Rundholz wird bis auf den „knotty core“ reduziert. Damit lässt sich nochmals eine höhere Wertausbeute erzielen. Ist das Holz nicht mehr astfrei, fährt es durch die „geöffnete“ Twinbandsäge. Danach folgt ein weiteres „Ausbeute-Highlight“ – der ArcoLine-Spaner.

Hohe Ausbeute im Nachschnitt

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Die im Vorschnitt erzeugten Model gelangen zum ArcoLine-Spaner © Martina Nöstler

Mit moderner 3D-Messtechnik und aufwändigem Optimierprogramm kann die höchste Wertausbeute ermittelt werden. „Wir entwickelten vor einigen Jahren das ArcoLine-Nachschnittverfahren, um die Vorgaben aus Messung und Optimierung konsequent und kontrolliert umzusetzen“, erklärt Martin Vosskühler, zuständig für den Vertrieb von EWD in Südamerika.
Die ArcoLine-Technik umfasst mehrere Schritte:
    Positionieren: Positionierung des Models im Längsdurchlauf und die Fixierung auf einem breiten KettenbettMessen: kontinuierliche Vermessung mit einem 3D-ScannerOptimieren: Berechnung des maximalen Volumens und Wertes der Produkte, des optimalen Bogenradius und der idealen Lage des Bogens im ModelSpanen: genaue Positionierung der Spanerwerkzeuge auf die berechnete Zopfposition bei gleichzeitigem Einschwenken auf den berechneten Einschnittwinkel sowie präzise Verfolgung der Schnittbahn durch die Spanerwerkzeuge bis zum ModelendeSägen: Positionieren aller Ein- und Auszugswalzen auf den vorgespanten Bogenradius und Auftrennen des bogenförmig vorgespanten Models an den Nachschnittsägen

Bis 70 m Radius

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ArcoLine von EWD: Mit dem Aggregat ist ein bogenfolgender Schnitt möglich, der Spaner bewegt sich in zwei Achsen © Martina Nöstler

„Die schnell wachsenden Kiefernarten, die bei CMPC geschnitten werden, weisen hohe Krümmungsradien auf“, weiß Vosskühler. Der ArcoLine-Spaner erzeugt ein optimiertes, bogenförmiges Model mit definierter Waldkante für die weitere Bearbeitung. Bei der ArcoLine bewegt sich das Werkzeug entlang der Modelkontur. Das Model ist von der 3D-Messung bis hinter das Einschnittaggregat auf einer Kette fixiert. Diese Technik hat sich EWD für den Modelnachschnitt patentieren lassen. „Das Holz wird von der Vorschubeinrichtung fixiert, der Spaner führt die Bearbeitung auf vorberechneten Bahnen mit höchster Präzision durch“, beschreibt Vosskühler. Auch in der Metallverarbeitung wird bei Bearbeitungen, bei denen höchste Präzision erforderlich ist, das Werkstück fixiert und die Werkzeuge bearbeiten auf vorberechneten Bahnen.“ Den minimalen Bogenradius, der mit dem ArcoLine-Spaner erzeugt werden kann, beträgt laut EWD 70 m.
Das gespante Model gelangt durch eine weitere Quadrobandsäge, welche vom Model maximal vier Seitenbretter abtrennt. Eine flexible Doppelwellen-Nachschnittkreissäge sägt das Zentrumskantholz auf und beschließt die EWD-Linie.

Entfernung kein Problem

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Die sehr schnellwüchsige Radiata mit sehr breiten Jahrringen ist mit mitteleuropäischem (Gebirgs-) Holz nicht zu vergleichen © Martina Nöstler

Dass man bei CMPC die richtige Entscheidung getroffen hat, bestätigt Rojas: „Bereits nach kurzer Zeit konnten wir die Sägelinie dreischichtig betreiben und 13 Monate nach Inbetriebnahme erreichten wir die volle Kapazität.“ Und ein weiterer Punkt spricht für EWD: „Wir sind mit der neuen ArcoLine-Technik ein gewisses Risiko eingegangen, haben aber aufs richtige Pferd gesetzt. In den vergangenen Jahren hatten wir keine Probleme, dass EWD in Deutschland beheimatet ist.“

CMPC

Gründung: 1920
Inhaber: Familie Matte (über 50 %-Eigentümer) sowie andere Investoren
Geschäftsbereiche: Forestal Mininco, CMPC Pulp, CMPC Papers, CMPC Paper Products und CMPC Tissue
Gesamtumsatz: 14 Mrd. US-$/J (10,6 Mrd. €/J)
Mitarbeiter: 15.000 in Südamerika
Forstbesitz: 800.000 ha in Chile
Sägewerke: 3 eigene sowie eines mit einem Vertragspartner
Produktion: 1 Mio. m³/J Schnittholz; 500.000 m³/J Sperrholz
Verkauf: weltweit (Export über 90 %)