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Hochwertige Eichen-Parkettböden von Hain Parkett © Hain Parkett

Mit Sicherheit perfekte Böden

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 19.12.2013 - 14:38
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Hochwertige Eichen-Parkettböden von Hain Parkett © Hain Parkett

Hain Parkett im oberbayerischen Rott am Inn stellt hochwertige Holzfußböden her – zu 90 % aus Eiche. Heuer wurden 1,5 Mio. € in neue Anlagen investiert. Damit sollen ab nächstem Jahr 400.000 m2/J Parkett und Landhausdielen erzeugt werden.
Für verbesserte Ausbeute und beständige Topqualität wurde ein Woodeye 5-Parkettscanner des schwedischen Herstellers Innovative Vision, Linköping, angeschafft. Der beleuchtet die 2,6 m langen Eichenlamellen, entscheidet in Sekundenbruchteilen, wo gekappt werden soll und für welche Fußbodenqualität sich die Teile eignen. Hain Parkett hat die Güteklassen „perfekt“, „classic“, „vario“ und „rustikal“ definiert. Welche Holzmerkmale sich für die jeweiligen Klassen eignen, lasse sich benutzerfreundlich einstellen, lobt Geschäftsführerin Susanne Hain. Die Investition in den Woodeye 5 gibt den Abnehmern von Hain Parkett Sicherheit: „Für unsere Kunden ist die maschinelle Überwachung ein wichtiges Qualitätsargument.“

Lamellenscan bis 24,5 cm Breite

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Woodeye Rip mit 2D-Wertoptimierung für Längssägen © Innovative Vision

Die Wertschöpfungstiefe von Hain Parkett beginnt im eigenen Sägewerk. Eine Bandsäge und Dünnschnittgatter im slowakischen Trvana Hora sägen mitten im Wuchsgebiet die begehrten Eichen ein. Getrocknet und egalisiert wird ebenfalls in der osteuropäischen Dependance. Alles Weitere passiert in Bayern. 4,2 mm stark sind die 2,6 m langen Parkettlamellen, die von der Slowakei nach Rott geliefert werden. Die Breite reicht von 12 bis 24,5 cm. Mit grünlichem Wachs sind die Stirnseiten bedeckt. Das vermindert Trocknungsrisse im Hirnholz. Ganz vermeiden lassen sich die aber nicht. Die Aufgabe des Woodeye 5-Scanners ist es nun, alle Holzmerkmale zu erkennen und das wertoptimale Kappmuster zu berechnen. Das geschieht auf Basis von hoch aufgelösten Fotos der Ober- und Unterseite.
Das digitale Abbild besteht aus rechteckigen Pixeln mit 0,2 mm mal 1 mm Größe. Neben der Farbe erkennt der Woodeye über Lasersensoren auch die Dimension der Lamellen. Sollte es beim Egalisieren per Stirnplanfräser Unregelmäßigkeiten gegeben haben, werden diese detektiert und aussortiert. Komplexe Algorithmen erkennen bei voller Produktionsgeschwindigkeit exakt, wo verwachsene oder Ausfalläste, Risse und sonstige Holzmerkmale liegen. Im Prozessor des Woodeye werden die beiden Digitalfotos in Struktur-, Kontrast- und Farbinformationen interpretiert. Jedes Holzmerkmal wird am Touchscreen angezeigt, sodass sich der Bediener stets von der Arbeitsweise überzeugen kann. Sehr viel Zeit wird er dazu aber gar nicht haben. Denn der „Woodeye 5 Parquet“ kann bis zu 30 Lamellen pro Minute analysieren. Da gibt es genug bei den Ausgabeplätzen zu tun.
Mechanisierung und Kappsäge stammen von System TM, Odder/DK. Vor der Kappung wird jede Lamelle so gedreht, dass ihre Gutseite oben liegt. Die weiteren Arbeitsschritte sind die Verpressung zu Dreischichtparkett, eine automatische Füllstation für Astlöcher und abschließend die gewünschte Oberflächenbehandlung (meist mit Öl).

Viel Erfahrung, wenig Distanz

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Woodeye-Bedienpanel in Betrieb - Holzmerkmale werden automatisch erkannt (Musterbild eines Vierseitenscanners für Nadelholz) © Innovative Vision

Als Gründe für die Wahl eines Woodeye-Scanners gibt Hain die lange Erfahrung der Schweden an. Insbesondere bei Hartholz gebe es gute Referenzen. Zudem besuchte eine Abordnung von Hain Parkett die Produktion des Woodeye-Herstellers Innovative Vision in Linköping – und was man dort sah, gefiel. Wichtig ist auch der Service vor Ort. Der ist überraschend nah. Einen Stützpunkt hat Innovative Vision in Fischbachau – nur 40 km südlich von Rott. Von dort kümmert sich Servicetechniker Peter Hagenberger um den jüngsten Woodeye 5 in Deutschland. Für den Vertrieb der schwedischen Scannerlösungen ist mit Limab, Puchheim bei München, seit der Ligna ebenfalls ein süddeutsches Unternehmen verantwortlich (s. Holzkurier Heft 22, S. 29). Innovative Vision und der Dimensions- und Festigkeitsscan-Spezialist Limab kooperieren in Mitteleuropa bei Vertrieb und Service, inlusive Ersatzteilversorgung. Abgewickelt wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit CTR Holztechnik, Rosenheim.
„Wenn wir Fragen haben, ist durch die räumliche Nähe rasch ein Mitarbeiter vor Ort“, lobt Hain. Das ist gerade in der Inbetriebnahmephase wichtig. Denn das „Holzauge“ muss lernen, was genau es erkennen soll. Der Scanner wurde von Innovative Vision zwar auf eine Startkonfiguration programmiert, aber bis die Lamellen genau in die richtigen Klassen einsortiert wurden, dauerte es ein bisschen. „Das ist in einer Inbetriebnahmephase ganz natürlich – gerade bei Betrieben, die so viel Wert auf Qualität legen wie wir. Daher war es uns wichtig, dass wir die notwendigen Einstellungen einfach und benutzerfreundlich selbst vornehmen können“, betont die Geschäftsführerin.

Keine falsche Abstufung mehr

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"Holzauge": Üblicherweise erinnert das Design des Woodeye an das menschliche Auge © Innovative Vision

Ihre genauen Produktionskosten verrät Hain natürlich nicht. Doch sind die getrockneten und egalisierten Eichenlamellen ein wertvoller Rohstoff. Um die hohe Qualität zu sichern, wurde schon bisher akribisch im Stile einer Manufaktur sortiert. Doch im Laufe des Arbeitstages lässt die Konzentration schon mal nach. Die Folge: Lamellen wurden unnötig deklassifiziert, obwohl sie alle Merkmale für „perfekte“ oder „classic“-Böden gehabt hätten. Das gibt‘s beim Woodeye natürlich nicht. Allein dadurch amortisiert sich ein Qualitätsscanner rasch. Zudem ist dieser Arbeitsschritt selbst dann kein Flaschenhals mehr, wenn Hain Parkett mal die 500.000 m2/J-Grenze überschreiten sollte.
Nicht unterschätzt werden darf auch der Wert der gewonnenen Information. „Die Bestandsführung wird durch die Auswertungsstatistik erleichtert“, sagt Hain. Die Fokussierung der Produktion auf Rott (früher wurde in der Slowakei auch verleimt) und der Scanner führten auch zu einem kleineren Lager. Heute werden nur mehr die Lamellen eingelagert, die sich mit der neuen Presse dann sehr flexibel in hochwertiges Parkett verwandeln lassen.

Problemlos integriert

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In Rott am Inn wurde aber eine Version ohne der typischen halbkugelförmigen Verkleidung des Woodeye installiert © Johannes Plackner

Bestellt hat Hain Parkett den Woodeye 5 im Frühjahr. Geliefert wurde er im Herbst. Ein Lkw hob die Scannereinheit an ihren Platz. Die ist ohne größere Montagearbeiten bereit für den Einsatz. Die vor- und nachgelagerte Mechanisierung muss noch angeschlossen werden, fertig ist die Anlage. Zugeführt werden die Lamellen von einer automatischen Vakuumentstapelung. Die greift immer zwei Lamellen ab und lässt eine gepuffert liegen, während die andere oben und unten mit über 100 m/min gescannt wird. Sobald die zweite Lamelle in die Maschine fährt, ist der Greifer auch schon mit der nächsten Ladung bereit.
Nach Scannen und Kappschnitt werden die Lamellen zu einem von acht Sortierplätzen befördert, wo sie ein Mitarbeiter wieder aufstapelt. Die Kommunikation zwischen Scanner, Kappsäge und Mechanisierung klappt problemlos. Beim Vor-Ort-Besuch lief das System reibungslos und ruhig vor sich hin – ganz so, wie es sein sollte.

Nicht alles lässt sich automatisieren

Trotz der neuen Hightechanlage verschwindet die Handarbeit nicht aus den Werkshallen von Hain Parkett. Flaggschiff des Sortiments sind nämlich bis zu 7 m lange „Castello“-Dielen. Die müssen nach wie vor von Hand sortiert werden.

Scannerausführungen

Der Woodeye 5 wird für dekorative Holzelemente ebenso eingesetzt wie für tragende Produkte. Für die gängigsten Anwendungen hat Innovative Vision folgende Modellreihen definiert:
    Cross Cut: Vierseitenscanner für KappanlagenSorter: für Schnittholz- oder HobelwarensortierstraßenRip: berechnet wertoptimale Schnittlage für Längs- und KappsägenStrength Grader: bestimmtt die Holzfestigkeit gemäß EN 1401, JAS, MGP und CLSParquet: sortiert bis zu 30 Lamellen pro Minute
Dazu kommt optionale Ausstattung:
    X-Ray: Röntgenscanner für innen liegende HolzmerkmaleEndscan: Stirnseitenerfassung