Auf 5 ha Grundfläche lagert Mühlbauer Holz, Himberg, über 80 Holzarten, darunter Spezialitäten, wie etwa Afrormosia, Elsbeere, Ebenholz, Palisander, Süditalienische Olive, Mooreiche, Zitrone und vieles mehr. Um die erwartete Qualität der Hölzer garantieren zu können, übernimmt Franz Mühlbauer, einer der beiden Geschäftsführer, einen Großteil des Wertholzes persönlich vor Ort. Der Gesamtwert des Lagers beträgt etwa 8,5 Mio. €. „Das Lager ist das Kapital eines Holzhändlers. Die verfügbaren Flächenkapazitäten müssen natürlich maximal ausgeschöpft werden“, erklärt Thomas Haider, zweiter Geschäftsführer des Unternehmens. Gegen eine optimale Ausnutzung des Areals sprach bis vor Kurzem jedoch die strenge Auslegung der TRVB (Technische Richtlinien vorbeugender Brandschutz) seitens der Bezirksbehörde. Mühlbauer musste sein Holz tiefer stapeln, als gewollt, und die Abstände zwischen den Brandabschnitten breiter halten, als von der örtlichen Feuerwehr ursprünglich als notwendig erachtet. Daher ließ Mühlbauer vom Sachverständigenbüro für Brandschutztechnik FSE, St. Pölten, ein neues Brandschutzkonzept entwickeln. Wichtigste darin enthaltene Neuerung war die Installation von vier Infrarotkameras zur Brandfrüherkennung.
Ohne Restlicht
Infrarotstrahlung wird von der Oberfläche jedes Körpers abgestrahlt. Das geschieht, je nach Oberflächenbeschaffenheit und -temperatur, mit einer bestimmten Wellenlänge. Ein in die Infrarotkamera eingebauter Sensor errechnet daraus ein Fremdfarbenbild und zeigt die Oberflächentemperatur mit einer Auflösung von 0,1° C an. Entwickelt wurde das System vor rund 30 Jahren für den militärischen Sektor. Großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Nachtsichtgeräten ist, neben der exakten Temperaturmessung, das Erzeugen von Bildern ohne Restlicht. In der Industrie wird das System hauptsächlich zur Brandfrüherkennung bei der Lagerung von Papier, Abfällen und Brennstoffen in geschlossenen Bunkern und auf Freiflächen eingesetzt. Der Einsatz in einem Holzhandelsunternehmen ist neu. „Wir sind mit Sicherheit der erste Holzhändler in Österreich und vermutlich auch der erste in Europa, der dieses System verwendet“, erläutert Haider. Vier Infrarotkameras von Dias Infrared Systems, Dresden, messen bei Mühlbauer automatisch die Temperatur der Holzlagerflächen. Dadurch können Glimmnester oder Schwelbrände frühzeitig detektiert und mittels geeigneter Maßnahmen noch vor einem Brandausbruch beseitigt werden. Die Kameras sind auf Schwenk-Neige-Köpfen montiert, wodurch die einzelnen Überwachungssektoren mit einer Positionsgenauigkeit von 0,2° angefahren werden können. Dadurch ergeben sich am gesamten Freigelände kaum noch tote Winkel.Nur eine Zigarette
Walter Rekirsch jun. von Rekirsch Elektronik und Thomas Haider von Mühlbauer vor dem Herzstück der Anlage © Günther Jauk
Eingestellt ist die Anlage auf zwei kalendergesteuerte Betriebsarten. Im Tagbetrieb ist die Temperaturgrenze für eine Alarmauslösung mit 220° C definiert. Hier besteht die Möglichkeit, einen eventuellen Täuschungsalarm binnen zwei Minuten an der Überwachungswarte zu quittieren, bevor die Feuerwehr alarmiert wird. Im Nachtbetrieb liegt die Temperaturgrenze bei 80° C, die Feuerwehr wird sofort benachrichtigt. Neben der Brandfrüherkennung liefert das System der Feuerwehr auch im Ernstfall wichtige Informationen. „Sollte doch einmal ein Brand ausbrechen, können die Einsatzkräfte mithilfe der Fremdfarbenbilder vermisste Personen auch bei starker Rauchentwicklung ausmachen“, erläutert Rekirsch-Geschäftsführer Walter Rekirsch jun. Das Unternehmen hat bereits einige Infrarotkamera-Anlagen installiert. Das bisher größte Projekt wurde beim Umweltdienst Burgenland realisiert. Dort sind, ebenfalls im Freiland, acht Kameras im Einsatz. In der Holzindustrie ist es das erste Projekt.
Über den gesetzlichen Vorgaben
Bei der Erarbeitung des neuen Brandschutzkonzeptes wurden nicht nur Freilagerflächen, sondern auch die Produktionshallen des Unternehmens berücksichtigt. Im Zuge der länger andauernden Installations- und Montagephase der Anlage hat man sich bei Mühlbauer kurzerhand dafür entschieden, die Brandschutzmaßnahmen gleich für das gesamte Firmengelände vorzusehen und die Brandschutzeinrichtungen lückenlos auf einen langfristig hohen Standard bzw. neuesten technischen Stand zu bringen. Also wurden zusätzlich in allen Produktionshallen Brandmelder von Schrack Seconet, Wien, installiert. „Die Zusammenarbeit mit Schrack, insbesondere mit Michael Thau, war sehr professionell und unkompliziert“, lobt Haider. Als Brandschutzbeauftragten bestellte Mühlbauer Florian Sicheritz von FSC Fire&Safety Consulting, Himberg. Er ist verantwortlich für den Brandschutz, erstellt Brandschutzpläne und schult die Mitarbeiter hinsichtlich Brandvermeidung und Verhalten im Brandfall.Was das Herz begehrt
Den Großteil des Umsatzes macht Mühlbauer mit Handel in den Sparten Bauholz, Holzbau und Wertholz. Im Sektor Bauholz zählen Baukonzerne und -unternehmen sowie Baumeister zum typischen Klientel. Im Holzbau sind es hauptsächlich Zimmereibetriebe und Bautischler, im Wertholzbereich größtenteils Wiederverkäufer. Als zweites Standbein hat sich bei Mühlbauer die Eigenproduktion etabliert. Das Unternehmen stellt Terrassen, Fassaden und Zäune in unterschiedlichsten Holzarten her. Im Wesentlichen Thermoesche, Sibirische Lärche, Western Red Cedar, Oregon Pine, Ipe, Cumaru, Lärche, Tanne, Espe oder Eiche.Die Produktion geschieht fast ausschließlich auftragsbezogen. Hauptabnehmer sind Gartengestalter und Terrassenbauer sowie Zimmereien und Bautischler. In geringeren Mengen werden bei Mühlbauer auch Plattenwerkstoffe zugeschnitten und bekantet.