So auch bei den Holzexporteuren am 25. Oktober in der bayerischen Brau-Hochburg Aying südöstlich von München. Sie sind sich einig: Der weiterhin heiße Herbst mit über 20° C Ende Oktober verhilft dem Käfer zum Ausbrüten einer nochmaligen Generation. Diese wird sich im Frühjahr 2020 bei den ersten Sonnentagen weiter durch die Wälder fressen.
Preisrallye bei der Verpackung läuft. Wir hoffen auf rasche Bodenbildung, vor allem in Italien
Seitenware stark unter Druck
Schon jetzt muss man dem Preisverfall von Anfallware hilflos zusehen. Der Markt von Verpackungsware wird regelrecht geflutet. Deutsche Säger, gerade auch die nicht österreichischer Herkunft mit ihren traditionell weniger guten Beziehungen zu Italien, drängen auf den Entlastungsmarkt Italien und drehen mittels dortiger Vertreter die Preisspirale seit dem Frühsommer hoffnungslos nach unten. Der Boden dürfte dabei noch nicht gefunden sein, wird jedoch mit hereinbrechendem Winter erwartet. Wann und wie stark dieser kommt, steht in den Sternen. Doch nur die Mengenrücknahme wird die Preise stabilisieren.
Auf der anderen Seite wissen Waldbesitzer und Forstbehörden um die Dringlichkeit der Käferholzaufarbeitung. Alle Harvesterkapazitäten sind voll ausgelastet und nehmen sich vor allem flachere Hanglagen vor. Je steiler das Gelände, gar nicht zu sprechen vom Seilgelände, umso höher die Aufarbeitungskosten und geringer das Interesse an der Holzernte bei die Kosten nicht mehr deckenden Erlösen. So wird wohl viel Brutmaterial für den Käfer in ganz Mitteleuropa, aber auch in den Hanglagen Italiens, wo erstmals ein großflächiger Windwurf zu verzeichnen war, am Boden bleiben. Nicht nur 2018, auch 2019 war der Wettergott gnadenlos zu den Waldbesitzern, zum Holzhandel und zur Holzindustrie. Nur immer wieder 14 Tage langer Nieselregen, über das ganze Jahr 2020 verstreut, würde dem ziehenden Heer der Borkenkäfer Einhalt gebieten können.
Endzeitstimmung
Fatalismus und Endzeitstimmung, vor allem bei hoffernen Kleinwaldbesitzern, haben auch ihr Gutes. Die wollen einfach die Belastung der Holzernte vom Hals haben. Die ganze Fläche ratzeputz abräumen, heißt es da immer wieder, wenn es nur um einige wenige Hektar ererbten Waldes in dritter Generation geht. Das bringt dringend benötigtes Frischholz auf den Markt und lässt einen, wenn auch nicht immer für beide Seiten, Käufer und Verkäufer, zufriedenstellenden Preismix zu. Große Trockenlager, angelegt im Frühjahr 2019, gingen angesichts der heißen Witterung fast gänzlich ins Auge: Das Blochholz verdirbt immer mehr zu Faserholz …
Italien – trauriges Kapitel?
Wenn man als erfahrener Holzexporteur einige Jahrzehnte zurückschauen kann, steigen die Emotionen hoch: „Über Italien habe ich nichts Neues zu berichten. Es ist ein trauriges Kapitel geworden“, meinte da einer von ihnen in Aying. Verpackungsware bleibt unter Druck, Kistenware läuft noch einigermaßen, die Zahlungen erfolgen noch regelmäßig.
Konstruktionsholz, Leimbinder und Brettsperrholz laufen auf niedrigem Niveau für die Sanierung alter Bauten und Wohnungen stabil weiter. Allerdings treten immer mehr Anbieter aus dem Osten bis hin zur Sowjetunion mit teilweise vergleichbar besseren Qualitäten mit um bis zu 20 €/m3 günstigeren Konditionen auf den Markt. Ihr Nachteil: sofortiges Zahlungsziel. Gleichzeitig kämpfen österreichische Anbieter mit der Herstellung guter Sichtqualitäten von KVH und BSH – einfach weil gutes Rohmaterial fehlt.
Bei der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz Mitte Oktober in Antwerpen versuchten die Italiener, Optimismus zu verbreiten: Die Talsohle sei auch bei Neubauten erreicht. Es könne nur mehr aufwärtsgehen. Die Holzexporteure unisono: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Holzmärkte sind noch immer besser als Kunststoffmärkte. Wir haben die Zukunft auf unserer Seite
Transporte werden nicht grüner
Die Verlagerung der Holztransporten von der Straße auf die Schiene gen Italien bleibt eine grüne Schimäre: Tatsache ist, dass die Kosten nach Süditalien aus Österreich um 15 % höher sind – etwa 2500 € für eine Bahnladung gegenüber 2200 € mit dem Lkw – und zudem der Service wesentlich schlechter. Während der flexible Lkw vom Lager weg mit kommissionierter Ware kostengünstiger direkt zum Kunden fährt, muss auf die Bahn-Abfahrtszeiten in Österreich zwei Mal in der Woche gewartet werden. Wenn Ganzzüge schon ab sechs Waggons zusammengestellt werden, heißt das noch lange nicht, dass alle sechs Waggons gleichzeitig beim Empfänger ankommen.
Zudem ist und bleibt die Beladung mit den 6 m langen Türen, die nur der einen oder anderen Seite zu öffnen sind, mit den 4 m langen Stücken, etwa in der Mitte, mühsam. „Wie sollen da die Transporte grüner werden?“, fragen sich die Exporteure.
Laubholz bei guten Qualitäten stabil
Der Inlandsmarkt sichert mit den Exporten minderer Qualitäten, etwa nach Asien, den Laubholzmarkt gut ab. Bei Eiche ist offenbar zu wenig Spitzenware auch vom Rundholz her verfügbar, wäre aber gut nachgefragt. Währenddessen stagnieren die mittleren Qualitäten. „Die ÖHHU werden wieder in Kraft gesetzt, Äste wieder immer mehr verpönt“, so einer der Holzhändler. Die Möbelindustrie im Friaul scheint wieder recht gut im Export zu liegen und fragt stabil nach. Buche wird wieder mehr gewünscht, insbesondere besäumte Ware, etwa für China. Im untersten Qualitätssegment steigt die Konkurrenz aus Slowenien mit besonders niedrigen Preisen an. Schwellen gehen wieder ein wenig besser.
Trauer um die Esche
Bei der Esche freut man sich kurzfristig mit einem lachenden Auge über die gute Versorgung mit A- und B-Qualitäten aufgrund des Eichentriebsterbens, das weinende Auge jedoch denkt weiter: Was ist in den Jahren danach? C-Esche ist praktisch nicht gefragt.
Sibirische Lärche ist zu üblichen Preisen bei mittleren Qualitäten erhältlich, allerdings fehlt immer mehr unbesäumte Ware in Topqualität, insbesondere die Dimensionen 22 cm+.
Heimisches Kiefernblochholz wird derzeit in den Trockengebieten selbst bei 30 cm+ nur mehr zu 35 €/fm eingekauft und ist fast nicht mehr verwertbar. Bei Faserholz stagniert der Markt, da alle Abnehmer volle Lager bis Ende 2020 haben. Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als weitere Langfristlager anzulegen.
Unsicherheit steigt
Summa summarum: Die Unsicherheit in der Vorschau auf 2020 steigt. Die Handelskämpfe zwischen den USA, China und der EU tragen das Ihre dazu bei. Die rückläufige Konjunktur und die Krise der Auto- und Maschinenindustrie schlagen sich auf die Stimmung.
Trotzdem: Der Holzmodulbau etwa ist mit günstigen 1360 €/m2 für fixfertige Wohneinheiten mehr als konkurrenzfähig, sorgt für wettbewerbsstarke grüne Konkurrenz am Bau mit den anderen Materialien und sichert somit den künftigen Holzabsatz. „Jetzt fehlt nur noch fachkundiges Personal, das wir gerne vermitteln, aber nur ganz schwer am Markt bekommen“, berichtet Holzconsulter Marcus Niedermeier aus der Praxis. Das werde noch einige Zeit so bleiben.
Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt:
Cappellari, St. Stefan; Cato Holzhandel, Innsbruck; Frischeis, Stockerau; HCN, München; Jung, Maishofen; Schuster, Innsbruck; Teuschler, Bad Waltersdorf; Weiss, Reitdorf (schriftlicher Bericht)