Die dunklen Wolken am globalen Nadelschnittholz-Markt sind:
- Donald Trump und die von ihm initiierten Handelsstreitigkeiten
- ein Konjunkturzyklus, der ohnehin schon sehr fortgeschritten ist
- nationalistischere Strömungen („Brexit“)
- und am wichtigsten: der Klimawandel mit seinen Folgen (unter anderem dem enormen Schadholzanfall)
Das Vorjahr war für die europäischen Holzmärkte erneut ein Jahr mit moderatem Wachstum. Im Schnitt gab es abermals rund 2 % Bedarfswachstum. Das ist eine Folge des steten Aufschwungs am europäischen Baumarkt. „Das Bauvolumen liegt nun um 11 % über 2015“, analysierte Andreas von Möller, Präsident des europäischen Holzhandelsverbandes. Die Aussichen sind weiterhin nicht schlecht, stiegen doch in diesem Zeitraum die Baugenehmigungen um 30 %. Das sollte sich in weiterhin hohen Bauzahlen auswirken.
Weltmärkte immer wichtiger
Ein leichtes Alarmzeichen ist für von Möller, dass nach einem stabilen Ausfuhrjahr 2018 die Exporte im 1. Halbjahr 2019 um 10 % rückläufig waren. Für die meisten Mitgliedsländer hat sich die wirtschaftliche Lage in den vergangenen Jahren verbessert. „So könnte es bleiben. Die konjunkturelle Abschwächung in der EU sollte unseren Sektor später erreichen, da der Bau weiterhin stark ist. Hohe Lagerbestände auf allen nachgelagerten Ebenen beeinträchtigen aber die Rentabilität. Die dramatische Situation in den mitteleuropäischen Wäldern wird vieles verändern“, fasste von Möller zusammen. „Mit dem höheren Rundholzanfall steigt für uns die Abhängigkeit von Überseemärkten, die dieses Holz abnehmen sollen.“
Von Ausgeglichenheit zu Unsicherheit
Die steigenden Schnittholzlagerstände in Schweden zeigen Sampsa Auvinen, Präsident des europäischen Sägewerksverbandes (EOS), eines: „Von einer ausgewogenen Marktlage geht es langsam in Richtung Unsicherheit.“ Das Produktionswachstum in den EOS-Ländern hat sich von +2,6 % 2018 auf +1,3 % heuer halbiert. Produktion 2019: 82,7 Mio. m3. „2020 werden es nur noch +0,8 % sein“, sagte Auvinen voraus.
Die deutsche Produktion wird heuer leicht auf 23 Mio. m3 steigen. Dieses Niveau wird auch 2020 halten. In Österreich gibt es 2019 ebenfalls eine minimale Steigerung. 2020 wird erneut dieses Niveau gehalten.
Finnen konstant
Die hohen finnischen Rundholzpreise erlauben dort heuer keine Produktionssteigerung. Von 2017 bis 2020 produziert man unverändert 12 Mio. m3/J. Für Schweden prophezeit Auvinen für heuer eine Rekordproduktion von 18,7 Mio. m3. 2020: 18,3 Mio. m3.
Im Vorjahr waren die Betriebsergebnisse der europäischen Sägewerke gut. Trotz weiter gesunkener Rundholzpreise wird die Marge heuer deutlich schlechter ausfallen, weil auch die Schnittholz- und die Sägerestholzpreise nachgaben. Außerdem ergibt die nachlassende Rundholzqualität Produkte mit geringerem Deckungsbeitrag.
Teuerster Rundholzpreis in Finnland
Der Schadholzanfall in Mitteleuropa führt dazu, dass es dort nun tiefere Preise als in Skandinavien und dem Baltikum gibt. Den teuersten Rundholzpreis soll es laut Auvinen derzeit in Finnland geben. Der Borkenkäferbefall wird als Folge von Trockenheit und Temperaturanstiegen die kommenden Jahre mitprägen.
„Koppelprodukt“ Schnittholz
Auf einen bis dato wenig beachteten Effekt auf dem nordischen Schnittholzmarkt verwies Auvinen abschließend: den weiteren Ausbau der skandinavischen Zellstoffwerke. Mit der Zellstoffproduktion steigt dort immer auch der Sägewerks-Output. Grund: Höherwertiges Holz wird eingeschnitten und nicht zu Hackgut verarbeitet.
Den Blick nach China fasst Auvinen so zusammen: „Nachfrageschwäche, Überangebot an Billigsortimenten (mitteleuropäischem Rundholz), Rekordlagerstände und ungünstige Wechselkurse.“
Südkorea und Indien bedeutender
Japan ist derzeit kein Hoffnungsmarkt für Europa. In den ersten sieben Monaten waren Nippons-Importe um 7 % rückläufig.
Abseits von China und Japan ist Südkorea für europäische Lieferungen am bedeutendsten, gefolgt von einem immer stärker nachfragenden Indien.
Die Wirtschaft in der Levante erholt sich von einem niedrigen Niveau. Das Wachstum des Baus in Nordafrika steige heuer um 7,5 %, bis 2022 sollen es jährlich +6,8 % sein, so Auvinen zuversichtlich.
2 Mio. m3 stabil nach USA, das reicht
In die USA exportieren die Europäer jährlich etwa 2 Mio. m3. Sie tilgen damit 2,5 % des US-Bedarfs. Die Liefermenge entspricht der, die man 2007 schon hatte. Mehr sei am volatilen Markt kaum möglich, so Auvinen.
Bei Waldschäden sofort reden
David Calabrigo, Vizepräsident der kanadischen Holzindustrie Canfor, offenbarte die Versäumnisse der nordamerikanischen Holz- und Forstindustrie im Umgang mit der jüngsten Käferproblematik**. „Die nötige frühzeitige, offene Information aller Marktteilnehmer“, nahm etwa Carsten Doehring von der deutschen Delegation als Learning mit aus Antwerpen. Die problemlose Verwendbarkeit verblauter Ware für konstruktive Zwecke war eine weitere Erkenntnis aus der nordamerikanischen Katastrophe.
Dass der Einschnitt trockenen Rundholzes Risiken birgt, mussten kanadische Verarbeiter erfahren. Erst aufwendige Absaugungen minimierten die Gefahren. Solche Maßnahmen könnten auch für europäische Verarbeiter nötig werden.
US-Hausbaubeginne eher abnehmend
Marc Brinkmeyer, Idaho Forest Group, mahnte, dass sich die globale Holzindustrie auf einen Rückgang der US-Hausbaubeginne werde einrichten müssen. 1,5 Millionen Hausbeginne pro Jahr werden aufgrund sich ändernder Hausbau-Gepflogenheiten kaum noch kommen. Eine Rezession in den USA wäre ebenfalls nicht unwahrscheinlich – das wäre ein weiterer Dämpfer.
** Bis 2015 vernichtete die Epidemie mehr als drei Viertel des Kiefernvolumens in Britisch-Kolumbien. Dies entspricht über 900 Mio. fm. (Quelle: Wikipedia)
ISC-Resümee
Die guten Betriebsergebnisse kaum wiederholbar
Sampsa Auvinen, Präsident des europäischen Sägewerksverbandes (EOS), auf der 67. Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz in Antwerpen:
- Die europäische Wirtschaft wächst, aber das Wachstum verlangsamt sich.
- Der Borkenkäfer verursacht unvorhergesehene Probleme für Waldbesitzer in Mitteleuropa und Südschweden.
- Diese Katastrophen betreffen die gesamte europäische Sägeindustrie und die Auswirkungen werden in den kommenden Jahren spürbar sein.
- Die globale Nachfrage ist stabil, aber es gibt eine Überproduktion auf dem Markt.
- Wechselkursschwankungen bereiten einigen Ländern mehr Probleme als anderen.
- Die finanzielle Performance der europäischen Sägeindustrie war 2018 gut, aber sie schwächt sich 2019 und wahrscheinlich auch 2020 ab.
- Langfristig wird die Rohstoffverfügbarkeit der Engpass in der Produktion sein.
Abgeschwächter Schnittholzbedarf
Dr. Carl-Erik Torgersen* über die Nadelschnittholz-Konferenz 2019:
Die europäische Sägeindustrie setzt auf Durchhalteparolen angesichts sich abschwächender Nadelschnittholz-Märkte. Kein Markt bricht völlig ein, aber keiner zieht stärker an. Die Stimmung unter den Produzenten ist in Deutschland und Österreich noch am besten. Die Skandinavier haben Schwierigkeiten mit dem teureren Rohstoff. In Finnland heißt es gar schon: Je weniger ich produziere, desto weniger verliere ich.
Deutsches Schnittholz wird sich in China etablieren. Allgemein kann man 2020 in China nur mit günstiger Ware reüssieren.
Die halb optimistischen Vorhersagen für die Levante hört man schon seit Längerem. Ich halte sie für wenig glaubwürdig.
Die italienische Delegation bemühte sich zu beweisen, dass die Bedarfs-Talsohle erreicht wurde und es nun leicht aufwärtsgehen sollte.
Für Italien gilt aber wohl eher das, was ich für den globalen Markt voraussehe: ein Überangebot von Nadelschnittholz.
*Dr. Carl-Erik Torgersen vertrat in Antwerpen zum 20. Mal als Bundesgremial-Obmann den österreichischen Holzhandel. 2000 war das erste Mal (London), Antwerpen war seine letzte Teilnahme.
Lage wird eher schwieriger
Carsten Doehring, DeSH-Delegation in Antwerpen:
Das gute vergangene Jahr wird sich so schnell nicht wiederholen. Ich erwarte keinen Absturz auf den Märkten, aber da und und dort wird der Bedarf um einige Prozente sinken.
In Verbindung mit dem anhaltend hohen Angebot an Schadholz sorgt das für weiteren Preisdruck beim Schnittholz. Die Margen werden unweigerlich schrumpfen.
Vom Restholz können die Säger keine Rettung erwarten, daher fällt der Ausblick eher pessimistisch aus.
Wir in Mitteleuropa missachten viele der Lehren, die in Nordamerika bei der Bewältigung der Mountainpinebeetle-Katastrophe gemacht wurden. Eine verbesserte Kommunikation und enge Kooperation sind absolut notwendig. Früher war der Käfer eine Folgeerscheinung von Sturm oder Schneebruch. Künftig wird er bereits ohne solche Einwirkungen große Schäden verursachen .
Auch in Amerika kommt die BSP-Welle ins Rollen. „Mass Timber“ wird den traditionellen Rahmenbau teilweise ablösen, auch weil es gar nicht genug Arbeitskräfte mehr gibt für die traditionelle 2-by-4-Bauweise.“