Carletto und Alessandra Cappellari: Der Holzkurier kürte Timber Export zum „Händler des Jahres 2007“ © Holzkurier-Archiv
„Ich bin jetzt 78 Jahre. Aber vor allem ist die Freude an der Arbeit abhandengekommen. Meine Tochter Ali will das Unternehmen nicht alleine weiterführen und so haben wir uns kurzfristig entschlossen, die Tätigkeit zu beenden“, sagt Cappellari und führt weiter aus: „Ein aktueller und letztlich auslösender Grund für diese Entscheidung ist die derzeitige Marktlage, die Verfügbarkeit beziehungsweise Nichtverfügbarkeit von Waren, wodurch die Tätigkeit eines Händlers wirklich mühsam geworden ist. Die Prognosen für die nähere und weitere Zukunft sind ungewiss – speziell, was unser einziges Kundenland, Italien, betrifft.“
Das Unternehmen ist traditionsreich und hat sehr viel zum Export von österreichischen Holzprodukten nach Italien beitragen. Mit Holz ist Cappellari seit circa 1900 verbunden. Carlettos Großvater wanderte aus Carnia aus und fand im Ennstal in einem Sägewerk eine erste Anstellung. Kurz nach 1920 verschlug es ihn ins Lavanttal, wo er Direktor eines Sägewerkes war. Sein Sohn, Cappellaris Vater Carlo, begann nach der Handelsschule in diesem Werk und machte sich kurze Zeit später selbstständig – zuerst als Übernehmer und Einkäufer für einen italienischen Holzhändler und dann als Schnittholzexporteur. In der Vorkriegszeit belieferte man Italien und Ungarn, in den 1950er-Jahren wurde auch in die Levante exportiert. Schließlich fokussierte er sich auf Italien. Es wurden zwei Lagerplätze betrieben: einer in St. Andrä im Lavanttal und einer in Udine. St. Andrä bekam die frische Ware aus den Lavanttaler Gräben, diese wurde dort getrocknet, sortiert und nach Italien exportiert. Dasselbe geschah in Udine, wo Schnittholz aus anderen Teilen Österreichs angeliefert wurde, vor allem aus dem Pongau, luftgetrocknet, sortiert und dann lokal, aber auch in ganz Italien verkauft wurde. Im Laufe der 1960er-Jahre – die Sägewerke wurden größer, die ersten Trocknungsanlagen gingen in Betrieb, man setzte die ersten Stapler ein – waren die Lager nicht mehr rentabel und wurden geschlossen. Man begann mit der Direktlieferung von österreichischen Sägewerken zu italienischen Kunden. Gleichzeitig startet der Verkauf auf Provision, etwa für das Sägewerk der HESPA in Wiesenau. Man war praktisch Vertreter und Händler gleichermaßen.
Carletto Cappellari begann seine Tätigkeit 1962. Im Laufe der Jahre wurde immer mehr als Provisionär verkauft, wobei man sich diverser Subvertreter bediente. „Wir konnten nicht für alle Werke verkaufen, die uns den Verkauf anboten. So konzentrierten wir uns auf einige Werke, wie Offner, Mayr-Melnhof Holz oder Pfeifer, ohne jedoch den Exklusivverkauf zu übernehmen. Um kleinere und mittlere Kunden rasch bedienen zu können, betrieben wir einen Lagerplatz in Arnoldstein. Dort wurden verschiedene Dimensionen und Sortimente ladungsweise angeliefert, wodurch Kunden mit gemischten Ladungen bedient werden konnten.“ 1998 wurde Carletto Cappellari die Goldene Fichte verliehen. Der Holzkurier kürte Timber Export zum „Händler des Jahres 2007“.
2007 erreicht man das Rekordjahr schlechthin mit Lieferungen von über 220.000 m3 Schnittholz nach Italien. 2008 ergaben sich einschneidende Veränderungen. Die große Krise begann. Damals wurden in Italien rund 280.000 Wohneinheiten pro Jahr gebaut – derzeit sind es bis zu 35.000. Cappellari erzählt: „Die Mengen nach Italien sanken und ein Verkauf mit Provisionsteilung war weder für uns noch für die Subvertreter wirklich rentabel. Mein Sohn Marco wanderte nach Brasilien aus, wo er ein sehr schönes Hotel betreibt. Unser Hauptpartner Mayr-Melnhof Holz musste sich im Verkauf neu orientieren, weil man Stallinger/Kaufmann kaufte. Ich war gerade 65 Jahre. Da entstand der Entschluss aufzuhören und nur im kleinen Stil, zusammen mit meiner Tochter, weiterzumachen und sich auf Friuli Venezia Giulia und einige befreundete Kunden in Italien als Händler beziehungsweise Exporteur zu beschränken. Die braven und tüchtigen Angestellten fanden alle neue Betätigungen, einige Vertreter ebenso, andere wurden von Mayr-Melnhof Holz übernommen.“
Im Laufe der Jahre verschob sich der Fokus immer mehr vom Schnittholz zu verarbeiteten Produkten. Der Verkauf dieser Produkte sei für einen Händler aber immer diffiziler geworden: „Die Produzenten wurden immer größer, der Konkurrenzkampf nahm zu und auch der Verkauf von Brettsperrholz wurde immer aufwendiger. Und der Aufwand wird zunehmen, weil auch in diesem Sektor neue und große Produktionen entstanden sind. So entstand der Entschluss, definitiv aufzuhören. Eine Geschichte von etwa 120 Jahren Holz nimmt somit ein Ende.“