Sägewerk Kolb

Kabine statt Knochenjob

Ein Artikel von Leo Pirson (für holzkurier.com bearbeitet) | 11.02.2021 - 07:33

Die alte Besäumanlage im Sägewerk Kolb in Ruppertshofen/DE war über 25 Jahre lang im Einsatz und trotz einiger Aufrüstungen mit der Zeit zum Flaschenhals in der Produktion geworden. Währenddessen hat sich aber auch die Technik in der Sägeindustrie deutlich weiterentwickelt. Für den Mittelstandsbetrieb mit rund 20 Arbeitsplätzen bestand für den Ersatz dieser Maschine eine gewisse Dringlichkeit, nicht nur wegen zu geringer Leistung und zu hoher Ausbeuteverluste bei der Seitenware. Es ging unter anderem auch um eine qualitative Verbesserung des Arbeitsplatzes am Säumer.

Konsequent gute Arbeit am Besäumer ist unerlässlich

Den Knochenjob an der bisher händisch beschickten Maschine wollte von den Arbeitern freiwillig keiner mehr übernehmen. „Ein paar Stunden am Besäumer und ich war durchgeschwitzt“, berichtet Wolfgang Kolb über seine gelegentlichen Einsätze an der Vorgängermaschine, „selbst im Winter“. Doch Kolb weiß: „Konsequent gute Arbeit am Besäumer ist sehr wichtig für das Betriebsergebnis“.

Verbesserte Arbeitssituation mit einer Steuerkabine

Bei der Entscheidung über die Anlagentechnik für den neuen Säumer war für Kolb die Erfahrung von EWD, Altötting/DE, ausschlaggebend. EWD hatte 1994 bereits den bisherigen Besäumer des Typs FR9 geliefert. Seit der Markteinführung fertigt EWD jährlich mehr als fünf Besäumsysteme, weltweit sind fast 200 Anlagen in unterschiedlichen Ausführungen in Betrieb. Das bestellte Besäum- und Nachschnittsystem Combimes T24/BKO installierte man an der Stelle der alten Anlage. Es wurden Anpassungen an der Halle, an Teilen der Mechanisierung, Restholzentsorgung und Sprinkleranlage notwendig. Der Gesamtumfang der Investition belief sich auf rund 2,2 Mio. €.

Brand während der Inbetriebnahme

Der Austausch des Säumers begann vor genau einem Jahr. Ende Februar 2020 erfolgten der Abbau von Teilen des Sägehallendaches und die Demontage der alten Anlagenteile. Anders als von oben war die neue, 5,8 t schwere Besäumkreissäge BKO nicht an ihren Platz zu bekommen. Die Installation der neuen Besäumanlage erfolgte während des ersten Coronalockdowns im März und April 2020.

Ende Mai zerstörte – mitten in der Anfahrphase der Anlage – ein Brand das benachbarte Brettersortierwerk. Glücklicherweise konnte ein Übergreifen des Feuers auf die Sägehalle verhindert und der Einschnitt fortgesetzt werden. Damit mussten – bei sowieso beengten Platzverhältnissen – neue Sortiermöglichkeiten direkt an der Sägehalle und auf dem Betriebsgelände geschaffen werden, bei eingeschränktem Produktionsprogramm im Seitenwarenbereich. Um das fehlende Sortierwerk teilweise zu kompensieren, wurde der Restholzanteil erhöht. Dank der leistungsstärkeren neuen Besäumanlage gelang es im Laufe des vergangenen Jahres dennoch, den Rückstand aus dem Frühjahr gegenüber dem Vorjahreseinschnitt (60.000 fm) wieder aufzuholen. Derzeit läuft die Besäumanlage im verlängerten Einschichtbetrieb.

Zuverlässige Entzerrung ermöglicht 24 Takte/min

Mit seiner Besäumerinvestition ist Kolb sehr zufrieden – trotz der aktuellen Umstände. Aufgrund der noch fehlenden Brettersortierung hat er zwar noch keine belastbaren Daten, um die neue Besäumanlage mit der Vorgängeranlage zu vergleichen, der Entwicklungsfortschritt sei aber offensichtlich. An erster Stelle nennt Kolb den robusten Anlagenaufbau, das zuverlässige Besäumergebnis und die Qualität des Arbeitsplatzes: „Jetzt ist für den Bediener ein entspanntes Arbeiten im Sitzen und in warmer, geschützter Umgebung möglich“, bestätigt Kolb.

Außerdem erwähnt er die moderne und anwenderfreundliche Sicherheit, denn die Anlage ist in mehrere Sicherheitsbereiche unterteilt. Beim Auslösen werden nur Teilbereiche gestoppt, nicht aber gleich die Gesamtanlage. Neben den höheren Taktzahlen – maximal 24 Takte pro Minute – kann die Anlage bis zu 70 cm breite Bretter besäumen und auftrennen – und zwar bis zu fünfstielig variabel und mit Schnitthöhen bis 80 mm. Aufgrund des fehlenden Sortierwerks gehen derzeit tendenziell viel zu viele Bretter in den Hacker. Das wird mit dem neuen Sortierwerk nicht mehr der Fall sein.

Visualisierung bis ins Detail

Das gesamte Layout der Besäumanlage wird im Steuerstand auf dem Bildschirm dargestellt. Das ist ein großer Vorteil, wenn Störungen an der Anlagentechnik auftreten: Dem Bediener wird hier mit umfangreichen Diagnosefunktionen angezeigt, wo genau der Fehler auftritt, sodass er ohne langes Suchen behoben werden kann. Sämtliche Maschinenzustände und deren Wartungshistorie sind hier ebenfalls einsehbar und es können je Bediener verschiedene Nutzerprofile angelegt werden. Darüber hinaus ist die Steuerung der Anlage mit einem Netzwerkanschluss ausgestattet, über den ein Zugang zu einer Fernwartungslösung besteht.

Seitenware bis 6,5 m besäumen

Die vom Gatter über Rollenbahnen, Förderbänder und eine Pufferstrecke an die Besäumung herangeführte Seitenware (24 bis 80 mm dick, 80 bis 700 mm breit und bis 6,5 m lang) fällt in eine Mulde, aus der sie über einen Entzerrquerförderer von EWD vereinzelt wird. Von links gelangt sie auf den Manipulierförderer vor der Steuerkabine.

Vom Leitstand in der Kabine aus beurteilt der Bediener die vereinzelten Bretter am Querförderer. Der Bediener kann die Ware zur Beurteilung mit einem hydraulischen Wender per Joystick wenden. Schlechte Bretter schleust er über eine Sortierklappe aus und führt sie dem Hacker zu.

In der nachfolgenden Querkappanlage kappt die Nullsäge bei Bedarf bis zu 1,5 m lange Störschwarten. Die minimale Förderlänge beträgt 2 m. Zwei zusätzliche Kappsägen zum Auskappen sind bei 3,1 und 4,1 m installiert. Besäumfähige Rohbretter werden auf dem automatischen Combimes-Richt- und -Einzugstisch im Querdurchlauf vermessen. Die Oben-/Unten-Messung mit je 13 Lasern ermittelt die Brettkontur. Danach werden die Werkstücke ausgerichtet und direkt auf den Längstransport in die Besäumkreissäge BKO übergeben. Ein Wenden der Bretter ist durch die Oben-/Unten-Messung nicht notwendig. Zeitgesteuert werden die unteren Laser abgeblasen.

Herzstück der Besäumanlage ist die BKO 6-80 von EWD mit zwei oben liegenden Sägewellen und zwei 90 kW-Antriebsmotoren. Die Wellen drehen im Gleichlauf. Der Vorschub ist frequenzgesteuert von 40 bis 240 m/min regelbar. „Die Vorgängermaschine schaffte nur 150 m/min“, führt Kolb aus. Die Maschine hat sechs voneinander unabhängig bewegliche Blattflansche. Dank ihrer Schnitthöhe bis 80 mm sind auch Nachschnitte möglich, sodass während einer Umrüstzeit an der Nachschnittkreissäge FR22 das Gatter weiterproduzieren kann. Ein verstellbares Trennkeilpaar an der BKO stellt die Verbindung zum Spreißelabscheider mit zwei beweglichen Trennlamellen her.

Die Spreißel werden automatisch von den Produkten getrennt und abgeworfen. Die Seitenwarenprodukte gelangen auf einen Querfördertisch, auf dem Rahmenhölzer und Latten von den Brettern und der Kurzware getrennt werden. Unterhalb des Querfördertischs lassen sich Rahmen und Latten in zwei Boxen sortieren. Die Steuerung und Elektrotechnik der Besäumanlage sind in einem separaten Raum gut vor Staub geschützt.

Kolb ist mit der Abwicklung seitens EWD sehr zufrieden und ist sich sicher, mit der neuen Besäumanlage gut für die Zukunft gerüstet zu sein.

Sägewerk Kolb

Standort: Ruppertshofen/DE

Inhaber: Wolfgang Kolb

Mitarbeiter: 20

Einschnitt 2020: 60.000 fm

Produkte: Bauholz, MH Massivholz, Kantholz, Verpackungsholz, Bretter