Die beiden OTC-Kanäle gingen 2020 gemeinsam mit dem neuen Schwachholzsägewerk in Betrieb und sind auf eine Jahresleistung von 117.000 m³ ausgelegt © Günther Jauk
Gemeinsam mit den Holzwerken Bullinger, Neuruppin/DE, investierten die GELO Holzwerke, Weißenstadt/DE, knapp 40 Mio. € in ein neues Sägewerk im bayerischen Oberfranken. Übergeordnetes Ziel des 350.000 fm/J -Standortes war es, die Rohwarenversorgung der eigenen Leimholzwerke sicherzustellen. Bulliger fertigt in Neuruppin deutlich über 100.000 m3/J BSH und GELO produziert in Weißenstadt rund 70.000 m3/J KVH. Zudem sieht man die Investition bei GELO als ideale Ergänzung zum bereits bestehenden Sägewerk am Stammsitz. „In Weißenstadt können wir nicht besonders schnell, aber dafür umso flexibler auch größere Durchmesser verarbeiten. In Wunsiedel hingegen konzentrieren wir uns auf den schnellen Schwachholzeinschnitt“, erläutert Gesamtbetriebsleiter Sergej Fink. Den Einschnitt der 2,4 bis 5,3 m langen Stämme mit 8 bis 28 cm Zopfdurchmesser erledigt eine Sägelinie des finnischen Herstellers Veisto.
Für große Mengen
In puncto Holztrocknung setzt man bei GELO Timber in erster Linie auf das schwedische Unternehmen Valutec. „Bullinger hatte bereits gute Erfahrungen mit den Schweden gemacht und uns in diese Richtung gebracht“, berichtet Fink und GELO Timber-Geschäftsführer Wolf-Christian Küspert ergänzt, dass man zwar auch andere Kanäle angesehen, sich aber rasch für Valutec entschieden habe. Konkret orderten die Oberfranken zwei Anlagen des Typs OTC.
Zufriedene Projektpartner in Wunsiedel: Wolf-Christian Küspert und Sergej Fink von GELO Timber gemeinsam mit Eric Johansson von Valutec und Kai Matthies von Scantec (v. li.) © Günther Jauk
Das OTC-Modell entwickelten die Schweden speziell für einheitliche Dimensionen und große Durchsatzmengen bis zu 100.000 m³/J. OTC (Optimized Two-stage Continuous) steht übersetzt für Zwei-Stufen-Dauerbetrieb. Bei diesem von Valutec patentierten System wird das Holz beim Transport durch den Kanal in zwei separaten Zonen getrocknet, wobei die Luft in Zone eins in Vorschubrichtung strömt, während sie in Zone zwei entgegen der Vorschubrichtung ausgerichtet ist. Bei GELO Timber liegt die Gesamtkapazität der beiden Anlagen bei 117.000 m³/J, wobei ein Kanal bis zu 4 und der Zweite bis zu 5 m lange Pakete aufnimmt. „Somit können wir auch den US-Markt problemlos mit trockenem Schnittholz bedienen“, begründet Fink die unterschiedliche Dimensionierung.
Adaptive Trocknung
Vor der Kammer installierte Valutec einen überdachten Puffer. Damit kann die Anlage am Wochenende mannlos weiterlaufen © Günther Jauk
Besonders schätzt Fink den beinahe störungsfreien Betrieb sowie die konstant hohe Trocknungsqualität: „Unsere Feuchtestreuung liegt bei lediglich 1 bis 1,5 % – dermaßen gute Ergebnisse kenne ich von Frischluft-Abluftkammer nicht. Störungen kommen eigentlich nur dann vor, wenn der Staplerfahrer die Pakete falsch aufsetzt.“
Aktuell ist man in Wunsiedel dabei, mithilfe des intelligenten Steuersystems Valmatics 4.0 die adaptive Trocknung zu aktivieren. Dabei sorgt das Programm automatisch für die optimale Trocknungszeit der einzelnen Pakete. „In Schweden nutzen viele unserer Kunden die adaptive Trocknung, um die Zeit einzelner Stapel im Trockner zu verkürzen. Damit wird allerdings die Logistik vor und hinter dem Trockner deutlich herausfordernder“, erläutert Valutec-Marketingleiter Eric Johansson und ergänzt, dass dieses Konzept ideal in die hoch automatisierten, staplerfreien Sägewerkskonzepte der Zukunft passe.
„In Mitteleuropa ist vor allem die stark variierende Eingangsfeuchte von Frisch- und Käferholz eine große Herausforderung. Mit unserer adaptiven Trocknung vermeiden wir die Gefahr, zu nass oder zu trocken aus dem Kanal zu kommen. Möchte man aus logistischen Gründen die Taktzeit dennoch nicht verkürzen, kann Valmatics 4.0 auch die Temperatur verringern und somit Energie sparen“, erläutert Trocknungsprofi Kai Matthies, der das Projekt vonseiten Scantec, der Valutec-Vertretung in Mitteleuropa, betreut.
Reibungsloser Start
Von Valutec für große Mengen derselben Dimension konzipiert, nutzt GELO Timber seine OTC-Kanäle auch zeitgleich für unterschiedliche Dimensionen. „Neben den BSH-Lamellen, die wir auf 12 % Endfeuchte trocknen, schieben wir auch stärkere KVH- Rohware mit durch, die dann passend mit 15 bis 18 % herauskommt. Außerdem nutzen wir den Trockner für Seitenware – hier legen wir einfach mehrere Lamellen ohne Stapellatten übereinander und erhalten so gute Ergebnisse“, berichtet Fink aus der Praxis. Damit der Trockner an Wochenenden auch mannlos laufen kann, realisierte Valutec vor und hinter den Anlagen ausreichend überdachte Pufferzonen. Neben den bereits genannten Vorteilen schätzt man bei GELO Timber die gute Zusammenarbeit mit Valutec und Scantec. „Nachdem das Fundament fertig war, verliefen Montage und Inbetriebnahme reibungslos – seither steht uns Kai Matthies mit seiner Expertise stets beratend zur Seite“, zeigt sich Fink zufrieden und ergänzt: „Müssten wir die Entscheidung jetzt noch einmal treffen, würden wir uns abermals für Valutec entscheiden.“
Es wird weitergehen
Vor wenigen Wochen gab Scantec die traurige Nachricht vom Ableben des Inhabers und Masterminds Stephan Lohmeyer bekannt. Noch ist nicht klar, wie es nach diesem Schicksalsschlag konkret weitergehen wird. Allerdings betont Johansson, dass Mitteleuropa für Valutec mittlerweile einer der größten und wichtigsten Märkte sei und es auch künftig eine deutschsprachige Betreuung vor Ort in gewohnter Qualität für bestehende und neue Kunden geben werde.