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Symbolbild © Martina Nöstler

Marktanalyse

Sägen für den Eigenbedarf

Ein Artikel von Günther Jauk | 29.08.2023 - 16:09

In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich in der mitteleuropäischen Sägebranche ein massiver Konzentrationsprozess. Während einige wenige Unternehmen ihre Einschnittkapazitäten massiv ausbauten, stellten zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe ihre Gatter und Bandsägen für immer ab. Mittlerweile sind in Österreich die fünf größten Säger für über ein Drittel des Rundholzeinschnitts verantwortlich – in Deutschland bewerkstelligen die Big 5 beinahe die Hälfte des Einschnitts.
Mit der Pandemie und ihren extremen Auswirkungen auf die Schnittholzpreise sowie die Lieferfähigkeit spielten zahlreiche Holzbaubetriebe und Weiterverarbeiter mit dem Gedanken, (wieder) ein eigenes Sägewerk zu betreiben. Während diese Idee in der Regel unrealisiert blieb, starteten ein paar Ausnahmen tatsächlich ein Sägewerk für den Eigenbedarf.

Als Gründe für diesen Schritt werden in erster Linie die uneingeschränkte Verfügbarkeit der Ware sowie die kalkulierbaren Preise und damit die Unabhängigkeit von der Holzindustrie ins Treffen geführt. Dass sich ein eigenes Sägewerk bei Schnittholzpreisen rechnet, die zu 100 % über dem langjährigen Durchschnitt liegen, während die Rundholzpreise vergleichsweise moderat zulegen, liegt auf der Hand. Doch wie ist es, wenn die Preise wieder auf ein normales Niveau zurückgehen oder gar darunter liegen, die Rundholzpreise anziehen und auch weitere Kostenfaktoren auf einem hohen Niveau notieren? Wir haben uns drei Betriebe genauer angesehen. 

Derzeit müssen wir uns auch im Sägewerk durchkämpfen. Langfristig bringt uns die Säge aber einen wichtigen strategischen Vorteil.


Martin Karner, Geschäftsführer Weitzer Group

Rohstoffsicherheit entscheidend

Warum die Weitzer Group, Weiz, seit 2018 ein Laubholzsägewerk in Kroatien und seit 2022 ein Nadelholzsägewerk in der Steiermark betreibt, kann Geschäftsführer Martin Karner im Grunde mit nur einem Wort beantworten: „Rohstoffsicherheit!“ Mit der strategischen Entscheidung, sich rückwärts zu integrieren, habe man die Lieferketten deutlich besser unter Kontrolle bekommen. Darüber hinaus führt Karner die Preisglättung als weiteren wichtigen Grund ins Treffen – mit den Verwerfungen der Einkaufspreise in den vergangenen beiden Jahren sei keine vernünftige Kalkulation mehr möglich gewesen.

Konkret schloss man mit Posch Holz in Kaindorf einen langfristigen Pachtvertrag, wobei Daniel und Georg Posch die Geschäftsführung des Sägewerks obliegt. Mit 30 Mitarbeitern und einem Hochleistungsgatter werden 50.000 bis 55.000 fm/J eingeschnitten, wovon 60 % in den Verkauf gelangen und mit den restlichen 40 % das Parkettwerk zur Gänze mit Nadelschnittholz versorgt wird.

„Wir haben den Einschnitt an unsere Bedürfnisse angepasst und konnten somit auch die Materialausbeute deutlich steigern“, erläutert Karner.  
Obwohl Karner jetzt oder im nächsten Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Situation kein Sägewerk starten würde, hält er die Entscheidung nach wie vor für richtig: „Gleich wie im Parkettwerk müssen wir uns auch im Sägewerk durchkämpfen. Langfristig bringt uns die Säge aber einen wichtigen strategischen Vorteil, da wir einen wesentlichen Teil der Wertschöpfungskette selbst in der Hand haben.“

Natürlich muss das Sägewerk kostendeckend arbeiten – am Ende ist es allerdings als Teil des gesamten Unternehmens zu sehen.


Leonhard Unterrainer, Geschäftsführer Holzbau Unterrainer

Neues Einschnittkonzept

Mit einem außergewöhnlichen Konzept stieg Leonhard Unterrainer vor wenigen Monaten in die Sägebranche ein. Der Osttiroler Holzbauer und Brettsperrholz-Produzent entwickelte mit seiner „Sawbox“ ein kompaktes Sägewerk, wobei eine Bandsäge mit integrierter Zerspanung und Besäumung das Herzstück der Anlage bildet. Mit nur einem Mitarbeiter schafft das Werk laut Unterrainer derzeit rund 10.000 fm/J Schichtleistung – künftig sollen es sogar 20.000 fm/J bei selbem Mitarbeiteraufwand sein.

Letztlich entscheidend waren für Unterrainer die Sicherstellung der Eigenversorgung und damit eine konstante Preiskalkulation für seine Kunden. Hergestellt werden in erster Linie Lamellen für das eigene BSP-Werk, wobei das Ziel die 100%ige Eigenversorgung ist – überschüssige Seitenware wird verkauft.
Unterrainer geht davon aus, dass seine Sawbox mit jeglicher Preissituation am Markt mithalten könne, und betont, dass er sich jederzeit wieder für diese Lösung entscheiden würde. Natürlich müsse das Sägewerk kostendeckend arbeiten – am Ende sei es allerdings als Teil des gesamten Unternehmens zu sehen.

Nach zehn Jahren werden wir entscheiden, ob wir den Rundholzeinschnitt weiterführen oder die Säge wieder verkaufen.


Manfred Pichler, Geschäftsführer Pichler Wohnbau

Zehnjähriger Testlauf

2013 legte Pichler Wohnbau, Flöcking, ein Gattersägewerk still, da sich zu jener Zeit eine Reinvestition wirtschaftlich nicht darstellen ließ. Dies änderte sich 2021/22, woraufhin das Unternehmen ein kleines Sägewerk mit 6000 bis 7000 fm Jahresleistung erwarb. „Jetzt können wir unsere wichtigsten Sortimente für die Weiterverarbeitung in unseren vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen wieder selbst herstellen und sind somit ein wichtiges Stück wieder unabhängig“, erläutert Holzbaumeister und Geschäftsführer Manfred Pichler. Mit einer horizontalen Bandsäge und einem klassischen Gatter produzieren die Steirer 95% Schnittholz für den Eigenbedarf – die übrigen 5% verkauft das Unternehmen regional.  

Würde man beinhart kalkulieren, müsste man das Schnittholz derzeit am Markt einkaufen. Entscheidend sei allerdings die Eigenversorgung, so Pichler. Den Investitionsplan für das Sägewerk hat das Unternehmen auf zehn Jahre gerechnet: „Dann werden wir entscheiden, ob wir den Rundholzeinschnitt weiterführen oder die Säge verkaufen.“  

Trotz der herausfordernden Marktsituation würde sich Pichler wieder für ein eigenes Sägewerk entscheiden, da er eine „Wiederholung dieser völlig verrückten Marktsituationen“ für sehr wahrscheinlich hält. Entscheidend sei es, die Kapazität an den Eigenbedarf anzupassen und den Personaleinsatz auf ein Minimum zu reduzieren.