Einen ähnlich schwachen Preis gab es in den USA zuletzt im April 2020 – als dieser während des ersten Coronaschocks bei 266,5 €/m³ lag.
Heuer ständige Enttäuschungen
US-Preis schwankte deutlich stärker und lag im Schnitt der vergangenen fünf Jahre um 120 Euro über dem europäischen Niveau, im Juli rutschte der US-Preis allerdings unter das europäische © holzkurier.com
„Unser Optimismus für die US-Preis- und Bedarfsentwicklung wurde dieses Jahr mehrfach enttäuscht“, äußerte sich ein deutscher Holzindustrieller. Er schließt nicht aus, dass die Preise in diesem Jahr noch um 50 bis 100 US-$/1000 bft (30 bis 60 €/m³) steigen könnten: „Aber das reicht nicht aus, um bei den derzeitigen Rundholzpreisen gewinnbringend in die USA zu liefern“, beklagt ein weiterer Branchenvertreter.
Kanadier werden Handbremse ziehen
Das Preisniveau für Nadelschnittholz hat in den USA im Juli also weiter nachgegeben. Während die Kanadier bisher mehr Rundholz zur Verfügung hatten als erwartet,
deutet sich nun eine stärkere Produktionsrücknahme an. Sehr schwache Bilanzzahlen für die ersten beiden Quartale zwingen die kanadischen Holzindustrien zu erheblichen Produktionskürzungen.
Hinzu kommt, dass im August die Zölle in Richtung USA deutlich erhöht werden. Bei Beibehaltung der bisherigen Berechnungsgrundlage steigt der Zoll im extremst möglichen Fall von rund 20 % auf bis zu 40 %. Das ist ein Strohhalm für einen leichteren Marktzugang für die Europäer in den kommenden Wochen.
Nirgends billiges Rundholz
Sollten die Rundholzpreise im Herbst in Mitteleuropa steigen, müssten die Preise in den USA substanziell zulegen, um weiter liefern zu können. Es hilft den mitteleuropäischen Holzindustrien, dass es in den Haupterzeugerländern kein billiges Rundholz mehr gibt. Sowohl in Nord-, Ost- und Südosteuropa als auch in Kanada sind die Rundholzpreise ähnlich hoch wie im deutschsprachigen Raum. Günstiges Rundholz ist faktisch nur noch aus schnellwüchsigen Plantagen, etwa auf der südlichen Hemisphäre, erhältlich.
Große europäische Exporteure sind vorsichtig optimistisch, dass es ab September wieder bessere Absatzmöglichkeiten in den USA geben wird. „Es kann noch schlimmer kommen, bevor eine echte Erholung einsetzt“, heißt es jedoch von nordamerikanischer Seite. Selbst wenn die Kanadier das Angebot erheblich verringern, befindet sich noch eine große Menge an Schnittholz in der Pipeline.
US-Markt gleicht Achterbahn – jetzt Richtung Tal
In den vergangenen fünf Jahren lag der durchschnittliche US-Preis bei 416 €/m³, was substanziell um 118 €/m³ höher war als bei vergleichbaren Sortimenten in Europa. Im Juli lag der Preis um 8 €/m³ unter dem europäischen – das zeigt, wie schlecht die Lage derzeit ist.
Die Preisentwicklung von 2019 bis 2024 verdeutlicht die Volatilität des US-Marktes. Es gab Monate mit Preisanstiegen von über 40 % (etwa von November auf Dezember 2021) und ähnlich hohe monatliche Verluste (etwa von Mai auf Juni 2021).
Während sich die Preise in den USA durchschnittlich um ±15 % veränderten, betrug die Schwankung in Europa im selben Zeitraum „nur“ ±7 %. Die statistische Standardabweichung liegt in den USA bei 167 €/m³, was bedeutet, dass die Preise in dieser Größenordnung um den Mittelwert schwanken. In Europa ist die Standardabweichung exakt die Hälfte, was auf eine deutlich größere Stabilität der Preise hinweist.