Manfred Reinkemeier, Eigentümer und Geschäftsführer von Abalon, erläutert, warum sein Unternehmen die Produktion heuer einstellte. „Nicht wir sind mutig, weil wir abgestellt haben, sondern eher die, die trotz sinkender Verkaufserlöse und steigender Kosten unbeirrt weiterproduzieren. Das ist faktisch eine Cash-Drainage“, erklärt er. Die wirtschaftlichen Herausforderungen der vergangenen 18 Monate erinnern ihn stark an die Finanzkrise 2008/2009. „Damals traf eine Überproduktion, ausgelöst von massiven Rundholzeinkäufen in guten Jahren, auf eine plötzlich einbrechende Nachfrage. Diesmal wollte ich genau das verhindern.“
Es ist immer besser, selbstbestimmt zu reagieren und abzustellen. Nach dem Reset sind alle Abläufe optimiert, die Maschinen voll gewartet. 2025 fahren wir langsam hoch, danach marschieren wir ohne Altlasten weiter.
Konsequent agiert, Standardprodukte halfen aber auch
Reinkemeier entschied sich 2023 bewusst für eine antizyklische Strategie: Die Produktion wurde eingestellt und der Markt mit der vorproduzierten Ware bedient. „Nach Jahren im Dauermodus war es auch einfach Zeit für einen Reset“, blickt Reinkemeier zurück. „Wir produzieren reine Standardprodukte, da ist es leichter. Mit unseren beiden mittelgroßen Werken und auch ohne Weiterverarbeitung haben wir uns als global exportierender Spezialist für ein komplettes Buchenschnittholzprogramm etabliert.“
Diese Auszeit wurde genutzt, um die Anlagen an beiden Standorten umfassend zu modernisieren. In Heiligenkreuz wurde eine neue Sägemaschine installiert (s. Kasten), während in Schwalmstadt 1 Mio. € in Abbruch- und Renovierungsarbeiten investiert wurde. „In der Markthochphase fehlt oft die Zeit für solche Maßnahmen. Jetzt investieren wir antizyklisch, um für den nächsten Aufschwung optimal aufgestellt zu sein“, erläutert er.
Blockbandsäge: Im ersten Bearbeitungsschritt wird jeder Stamm lediglich vierseitig geöffnet © Holzkurier.com
Abalon setzte dabei auf Effizienzsteigerungen. So ermöglicht eine neue US-Bandsäge in Heiligenkreuz, dass bestehende Maschinen näher an ihrer maximalen Kapazität arbeiten. Das Ziel: mit konstanten Kosten 15 bis 20 % mehr Output zu erreichen.
Fokus auf Effizienz
Die Belegschaft wurde jeweils bis auf die 15-köpfige Kernmannschaft vorübergehend freigestellt, jedoch mit einer Wiedereinstellungsgarantie für den Neustart. Während dieser Phase wurden an den Standorten umfassende Wartungsarbeiten durchgeführt, um die Anlagen optimal auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.
2024 konnte Abalon den Markt aus einer komfortablen Position bedienen: „Wir konnten aus dem Lager zu Kosten deckenden Preisen zu verkaufen “, betont Reinkemeier. Mit modernisierten Anlagen plant das Unternehmen nun für 2025 eine schrittweise Wiederaufnahme der Produktion. Dank der optimierten Infrastruktur und einer stabilen Liquiditätslage ist Abalon bestens aufgestellt, um von einem möglichen Marktwachstum ab 2026 zu profitieren.
Abalon Facts
Gründung: November 2003
Eigentümer/Geschäftsführer: Manfred Reinkemeier
Standorte: Schwalmstadt und Heiligenkreuz
Einschnitt gesamt: 150.000 fm/J
Produkte: besäumtes Buchenschnittholz für den globalen Absatz
Perspektiven und Ausblick
Reinkemeier zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Sollte es zu einem geopolitischen Wandel kommen, etwa durch eine Beendigung des Ukrainekrieges, könnte ein Sonderkonjunktureffekt entstehen.“ Damit bietet Abalon ein Beispiel, wie konsequente Entscheidungen und antizyklische Investitionen ein Unternehmen auch in schwierigen Zeiten erfolgreich auf die Zukunft ausrichten können.
ABALONS ANLAGENKONZEPT 2025
EFFIZIENTER BUCHENEINSCHNITT À LA USA
Am „4. November 2003 (10:00 Uhr)“ übernahm Manfred Reinkemeier das schon vor dem Start gescheiterte Theur l & Tinzl-Sägewerk in Heiligenkreuz. Nach einem radikalen Sägewerksumbau begann er im Januar 2005 mit „klassischer US-Technologie“. „Mit dem hohen Schuldenstand des Starts haben wir gelernt, den Gürtel sehr eng zu schnallen. Von 2005 bis 2022 waren wir faktisch nur damit beschäftigt, zu überleben, uns zu entwickeln und dabei möglichst viele finanzielle Altlasten abzuarbeiten. Nach so vielen Jahren Vollgas war es an der Zeit für einen Reset“, blickt Reinkemeier zurück.
Nach dem Umbau ist der Ablauf in Heiligenkreuz wie folgt: Nach der Entrindung werden die Buchenstämme über einen Querförderer einer Blockbandsäge zugeführt und mit dieser lediglich vierseitig geöffnet. Das zeitraubende Eindrehen der Stämme entfällt somit weitgehend.
Die weitere Auftrennung erfolgt im Anschluss an eine zweite Bandsäge, wo die Kanthölzer im Kreis geführt („run-around-Nachschnittsäge“) und sukzessive gesägt werden. Im letzten Schritt stehen Abalon Hardwood zwei Horizontalbandsägen zur Verfügung.
Durch die Investition in eine zweite Nachschnittbandsäge konnte ein Engpass beseitigt und die Leistungsfähigkeit der vorgelagerten Bandsägen voll genutzt werden. Produktionsziel: +15 bis +20 %.
Künftig ist man so in der Lage, 1,5 Stämme pro Minute zu verarbeiten. Bei dem Produktionslayout orientiert man sich an dem System, das vor allem bei Laubholzverarbeitern an der US-Ostküste verbreitet ist. Bei der Wahl der Maschinenausstatter setzt Abalon mit McDonough aufgrund der äußerst robusten Bauweise und Zuverlässigkeit ebenfalls auf nordamerikanische Technik.