Globaler Nadelschnittholzmarkt

USA kein Rettungsanker

Ein Artikel von Gerd Ebner | 10.09.2025 - 07:48

Preislich lief es in den ersten 36 Wochen deutlich besser als im katastrophalen Vorjahr (s. Grafik unten). Europäische Anbieter erzielten laut Holzkurier-Erhebung an der US-Küste im Schnitt 649 US-$/1000 bft – ein Plus von 27 % gegenüber 2024 (510 US-$/1000 bft). Aber: Die USA sind nur bis zu einem gewissen Rundholzpreis rentabel zu beliefern. In Österreich und Deutschland sind die Rundholzpreise um 20 % gestiegen, in Skandinavien sogar um ein Drittel.

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Die größten globalen Nadelschnittholz-Ströme im 1. Halbjahr 2025 © holzkurier.com

Zollwillkür steigert Unsicherheit

Stark geprägt wurde die Entwicklung durch die unberechenbare Zollpolitik der USA gegenüber Kanada, dem wichtigsten Lieferanten. So stieg der Preis für W-SPF 2-by-4 #2&B R/L infolge der US-Zollerhöhung (+21 %) bis Mitte August auf 542 US-$/1000 bft – fiel jedoch bis zum 5. September wieder auf 420 US-$/1000 bft (–22,5 %). Der effektive Zollsatz für kanadisches W-SPF legte von 14,4 % auf durchschnittlich 35,2 % zu. Das bedeutet rund 90 US-$/1000 bft bzw. 50 €/m³ zusätzliche Kosten allein durch Zölle. Marktanalyst Russ Taylor (s. Artikel "Niedrige Preise und (mögliche) Zölle bereiten Exporteuren Probleme") sieht den Break-even für BC-Ware (2×4 #2&B) bei 550 US-$/1000 bft (303 €/m³). Bei aktuellen Preisen entstehen laut ihm EBITDA-Verluste von über 125 US-$/1000 bft (69 €/m³).

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Quelle: Timber-Online © holzkurier.com

Bau schwächelt in den USA

Ein Grund für den Preisrückgang in den USA ist die schwächere Baunachfrage. Die Baugenehmigungen sanken im Juli um 2,2 % auf saisonbereinigt 1,362 Millionen Einheiten – der niedrigste Stand seit Juni 2020.

Zusätzlich belastete ein stark gestiegenes Schnittholzangebot den Markt. Viele kanadische Exporteure lieferten vorzeitig, um Zöllen zuvorzukommen. Das resultierende Überangebot sei laut US-Analyst Matt Layman „so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr“. Aus dem Renovierungs- und Sanierungssektor kommen ebenfalls keine Impulse. Ohne US-Nachfrageanstieg drohen weitere Sägewerksstilllegungen in Nordamerika.

Ein Blick auf die Termingeschäfte („Futures“) zeigt: Im August gab es einen dramatischen Einbruch. „Der Markt muss sich erst neu justieren. Vor Jahresende rechne ich nicht mit einer signifikanten Erholung“, so ein Vertreter einer großen europäischen Holzindustrie. „Vermutlich müssen wir auf den Baustart 2026 warten.“ Entsprechend pessimistisch ist die Stimmung: Große kanadische Produzenten verkaufen aktuell alles, was lagernd ist – ein klares Zeichen dafür, dass sie kurzfristig keine Besserung erwarten.

Europa mit stabiler Abnahme

Angesichts der Unsicherheiten in den USA rückt ein Kontinent in den Vordergrund, der für die Exportwirtschaft oft unterschätzt wird: Europa. Österreich exportierte im 1. Halbjahr 2,7 Mio. m³ in europäische Länder und 522.000 m³ in außereuropäische. Der innereuropäische Handel erreichte 2025 für Österreich einen der höchsten Werte seit 1999.

Deutschland lebt vom Binnenmarkt und den USA

Für Deutschland stellt sich die Lage anders dar. Mit einem starken Binnenmarkt (geschätzt 2025: 15,5 Mio. m³) ist man weniger exportabhängig als Österreich. Seit 2021/22 fokussiert sich Deutschland verstärkt auf die USA – ähnlich wie zu den „Klausner-Jahren“ in den 2000er-Jahren. Mit Erfolg: Die USA bleiben unangefochten Exportziel Nummer eins. Im 1. Halbjahr 2025 wurden fast 1,1 Mio. m³ dorthin geliefert.

Der deutsche Export in europäische Länder lag mit 2,03 Mio. m³ nur leicht über dem in Drittstaaten (1,98 Mio. m³) – ein Tiefstand im mehrjährigen Vergleich.

Die Levante entwickelte sich 2025 mengenmäßig positiv. Während Mitteleuropa Nordafrika und den Golfraum mit Fi/Ta-Sortimenten gut bedienen konnte, wurde skandinavisches Rotholz in Ägypten teilweise zu Schleuderpreisen verkauft. So stiegen die finnischen (Rotholz-)Exporte nach Ägypten im 1. Halbjahr um 50 %.

Chinaexport aus EU versiegt

China ist 2025 kein Hoffnungsmarkt. Die Nadelschnittholzimporte sind in den ersten sieben Monaten um 16 % eingebrochen. Hauptlieferant Russland lieferte „nur“ 10 % weniger (6,1 Mio. m³), aber die EU-27 kamen mit 625.000 m³ noch auf ein Viertel bis die Hälfte der Volumina der Vorjahre.

Die Importe Südostasiens (Indien, Südkorea, Taiwan, Philippinen, Vietnam, Pakistan und Thailand – ohne China und Japan) aus Europa blieben mit 2,7 Mio. m³ im 1. Halbjahr stabil. Die EU, traditionell stark in Indien, auf den Philippinen und in Pakistan, verlor 5 % Volumen. Im Gegensatz dazu legten Neuseeland und Brasilien je 11 % zu.

USA: Marktlage und Forecast 4. Quartal

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Ampel gelb © holzkurier.com

Die angekündigten Zölle führten zuletzt zu verstärkten Lieferungen kanadischer (und teilweise auch europäischer) Ware in die USA. In der Folge liegen die Lagerbestände derzeit auf hohem Niveau.

Die Bauaktivität bleibt schwach, belastet durch allgemeine Unsicherheit. Die Nachfrageschwäche dürfte sich bis weit ins 4. Quartal fortsetzen. Einzelne Stimmen erwarten einen Aufschwung erst mit Baubeginn im 2. Quartal 2026. Mehrere Sägewerke haben Produktionsdrosselungen oder -schließungen angekündigt. Ein spürbarer Effekt wird frühestens im 4. Quartal eintreten.

Der US-Dollar hat in den vergangenen sechs Monaten gegenüber dem Euro um 8 % nachgegeben. Das erschwert die Geschäfte europäischer Exporteure. Bis Jahresende ist keine Entlastung zu erwarten.

Europa: Marktlage und Forecast 4. Quartal 2025

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Ampel grün © holzkkurier.com

Die Nachfrage bleibt in den Schlüsselmärkten stabil. In Deutschland, Österreich und Tschechien bestehen weiter Versorgungsängste, während sich die Lage für schwedische und finnische Sägewerke zuletzt verbesserte. Eine wesentliche Entspannung bis Jahresende gilt als unwahrscheinlich. Für das Schlussquartal wird in Zentraleuropa ein geringerer Einschnitt erwartet.

China: Marktlage und Forecast 4. Quartal 2025

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Ampel rot © holzkurier.com

Der Bedarf ist 2025 weiter eingebrochen. Europäische Lieferungen lagen bis Juli bei nur etwa der Hälfte des Vorjahresniveaus. Insgesamt sanken die Einfuhren um 16 % gegenüber dem Vorjahr. Eine Erholung wird bis Jahresende nicht erwartet.