Das Analytikzentrum möge eine Buche ohne Umtrieb sein, so Lenzing-Vorstand Untersberger vor erlauchtem Eröffnungs-Publikum © DI Robert Spannlang
An der Wiege des Analytikzentrums standen das Infrastruktur-Ministerium, das Land Oberösterreich und das Kompetenzzentrum WoodKplus, Linz, das mit der Universität Linz und Zentrums-Koordinatorin Dr. Hedda Weber künftige Forschungs-Schwerpunkte setzen wird. Drei hochkarätige Anlagen. Was Lenzing-Vorstand Dr. Peter Untersberger, Kompetenzzentrum Holz-Leiter DI Boris Hultsch und der F&E-Chef in Lenzing, DDr. Haio Harms, dem aus ganz Österreich versammelten Publikum aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in ihren Ansprachen stolz darlegten, kristallisiert sich rund um wissenschaftliche Hardware von hohem Wert: Ein Raster-Elektronenmikroskop mit bis 100.000-facher Vergrößerung, eine Kombinationsanlage für Chromatographie und Massenspektrometer sowie eine NMR-Spektrometer. So ausgestattet können etwa mechanische Problemzonen von Zellulose-Derivaten oder Holz durch Visualisierung von Mikrostrukturen erkannt und flüssige wie feste Produkte aus der Zellstofferzeugung selektiv und zerstörungsfrei analysiert werden.
Raster-Elektronenmikroskop gibt Aufschluss über Oberflächenstruktur von Zellulose oder Holz, erklärt Dr. Gottfried Kandioller © DI Robert Spannlang
Das Land Oberösterreich hätte mit der Höhe seiner finanziellen Förderung des Zentrums einiges vorgelegt, so der Geschäftsführer. Kärnten würde aber in Kürze diese Marke sogar noch überspringen, spielte er auf ein nicht näher genanntes Forschungsprojekt im südlichsten Bundesland an. „Durch diesen Kompetenzaufbau können wir künftiges Know-how generieren, das dem ganzen Lande zugute kommen wird”, so Hultsch.Mehr aus Zellulose machen. „Die wichtigste heimische Primär-Ressource ist Zellulose”, betonte der Hauptredner Harms, der die einzigartigen Eigenschaften des „faserverstärkten Naturwerkstoffes” lobte. Von Dutzenden Viskosefaser-Herstellern im Europa der 1960er-Jahre seien die Lenzinger als progressiver, erfolgreich wirtschaftender Erzeuger heute weitgehend allein, konstatierte der Lenzinger Forschungsleiter.
Ein Grund: „Wir machen mehr aus dem Zellulose-Prozess: Wir kümmern uns auch um die Zucker in der Ablauge”, verrät Harms, der eine Vielzahl von Synergien des Analytikzentrums mit der Lenzing-Forschung sieht. Die „30 Jahre Vernachlässigung der Zelluloseforschung in Österreich bis etwa 1990” hält er damit für dauerhaft überwunden. Zuversichtlich stimmt den Forscher auch, dass das Network of Excellence speziell über Zellulose als bestbewertetes unter 1200 Projekten im sechsten Rahmenprogramm der EU hervorging. Das Eigenschaftspotenzial von Zellulose sei aber noch lange nicht völlig kommerziell ausgeschöpft, ist er sicher.Österreichs zweite Raffinerie nach der OMV steht in Lenzing - die Raffinerie des Holzes, so Untersberger. Für global erfolgreich agierende heimische Betriebe wie Lenzing muss die Headquarter-Strategie - paralleles Wachstum des Mutterstandortes mit ausländischen Akquisitionen - möglich sein, lautet sein Appell an die Politik. Immerhin habe man in Lenzing in 15 Jahren 500 Mio. € in Umweltschutz-Maßnahmen investiert.
Nur durch eine „Forschung und Entwicklung in Real Time” mit der technischen Umsetzung könnten heute ein Weltmarktführer seine Position langfristig absichern, ist der Lenzing-Vorstand überzeugt. Wirtschaft und Forschung kennen eben keine Grenzen.
Nur durch eine „Forschung und Entwicklung in Real Time” mit der technischen Umsetzung könnten heute ein Weltmarktführer seine Position langfristig absichern, ist der Lenzing-Vorstand überzeugt. Wirtschaft und Forschung kennen eben keine Grenzen.