Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: „Unser Vierseiter hobelte ja ganz ordentlich“, erinnert sich der technische Leiter von Kapo, Pöllau, Mario Bertl. „Lediglich die Hobelschläge und das Ausreißen bei Nadelholzkanteln aus buchsigem Holz störten mich sehr.“ Eine weitere „Baustelle“ waren die Glasleisten: „Nach der ersten Beschichtung mussten wir sehr viel händisch zwischenschleifen, weil sich die Holzfasern so aufstellten.“ Der hohe Durchsatz der neun-spindeligen SCM-Superset sei eben nicht alles, hält Bertl fest: „Was nützt mir eine schnelle Hobellinie, wenn ich hinterher die Stunden mit Nacharbeiten vergeude. Tatsächlich halte ich es für wesentlich effizienter, gleich ordentlich zu arbeiten. Und das beginnt eben schon beim Hobeln.“ Bertl gab Martin Bauer von Oertli, Feldkirch, eine Chance: „Er ist gelernter Tischler und wusste daher, wovon wir reden.“
Kam, sah und analysierte
Für Oertli sei ein derartiger Service selbstverständlich, sagt Bauer. „Bevor wir einen Werkzeugvorschlag machen, schauen wir uns den Bedarf des Kunden genau an. Jeder Betrieb ist anders, hat unterschiedliche Arbeitsabläufe, Ausrüstung und Qualitätsansprüche.“ Bei Kapo orientiere man sich eben an handwerklicher Güte, weiß Bauer: „Kapo setzt bei seinen Produkten deutlich höhere Qualitätsstandards an als allgemein üblich.“ Nach einer eingehenden Analyse der vorhandenen Wellenbestückung machte Bauer einige Vorschläge: „Auf den Abrichtwellen haben wir statt glatter Hobelmesser unsere bewährten Micronex-Messer vorgeschlagen.“ Bauer entsinnt sich seiner Tischlerlehre: „Man verwendet ja auch einen Zahnhobel, um ein Ausreißen rund um die Äste zu vermeiden, und geht dann ganz fein mit dem Reformputzhobel drüber.“ Exakt diesem Prinzip folge nun die Oertli-Bestückung: „Mit den Micronex-(Zahn-)Schneiden richten wir ab und verhindern dabei ein Ausreißen. Die Putzwellen sind jetzt mit Enshin-Köpfen bestückt und nehmen nur noch wenige Zehntel ab.“
Blitzsauber mit längerem Standweg
Mit der so erzielten Qualitätsverbesserung sei man zufrieden, stellt Bertl fest: „Es haben sich aber auch die Standwege im Vergleich zu vorher spürbar verlängert. Die hohe Oberflächenqualität bleibt, über den Standweg gerechnet, viel länger konstant.“
Weniger Glasleisten schleifen
„Glasleisten von Hand zu schleifen, weil sich die Fasern nach der ersten Lackierung aufstellen, ist doch überall eine sehr beliebte Arbeit“, lacht Bauer. „Ich glaube fast, der eine oder andere Mitarbeiter von Kapo ist uns dankbar, dass wir das verbessern konnten.“
„Der Glasleisten-Profilierkopf hatte meines Erachtens zu viele Schneiden, also haben wir ihn auf Z2 reduziert“, erläutert Bauer. So ungewöhnlich es klingen mag: Eine altbekannte Technik brachte eine weitere Verbesserung. Der Trick sei ein simpler Spanbrecher, sagt er: „So wie beim Handhobel. Früher hatten das auch viele Fräswerkzeuge, man war aber ein wenig davon abgekommen.“ Wie auch immer, es funktioniere, bestätigt Bertl: „Der neue Oertli-Profilkopf war eine recht preiswerte Investition, wenn ich bedenke, wie viele Stunden Arbeitszeit wir seither beim Schleifen einsparen können.“
Werkzeug „Spülmaschine“
Ab in die „Spülmaschine“: Die Werkzeug-Waschmaschine entfernt qualitätsmindernde Ablagerungen und verlängert dadurch den Standweg © ROBERT KITTEL
Er sei bekennender Qualitätsfanatiker, gibt Mario Bertl unumwunden zu: „Als Herr Bauer mit der Idee einer Spülmaschine ankam, leuchtete mir das sofort ein.“ „Solche Werkzeug-Waschmaschinen verwenden wir bei Oertli, um die Werkzeuge vor dem Schärfen zu entharzen und zu säubern. Damit erzielen wir ein optimales Schärfergebnis. Das Werkzeug soll ja, nachdem es von Oertli überholt wurde, so gut wie neu sein“, erläutert Bauer. Die Idee: Die bei jedem Profilsystemwechsel in der Fensterlinie benutzten Werkzeuge wandern in die „Spülmaschine.“ „Das Werkzeug ist danach nicht nur sauber, sondern rein“, schmunzelt Bertl. „Wir arbeiten häufig mit fetten Hölzern, wie Lärche. Durch das Entfernen dieser Verharzungen schone ich meine Maschinenlager, weil das Werkzeug wuchtig bleibt. Und wenn der Fräskopf nicht wegen der Unwuchten vibriert, werden auch die bearbeiteten Flächen viel schöner.“ Der für ihn schönste Nebeneffekt sei aber Folgender: „Der Standweg verlängert sich im Vergleich zum ungewaschenen Werkzeug.“ Also, spülen statt schärfen? Ganz so weit würde er nicht gehen, lacht Bertl: „Aber es funktioniert und erzeugt kaum Aufwand.“