Plädoyer zur Verwendung langlebiger Holzprodukte: Abbildung zur Klimaschutzleistung des Waldes nach Prof. Dr. Matthias Dieter © Thünen Institut
Die Onlineveranstaltung des Bundesverbandes Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH) eröffnete Univ.-Prof. Dr. Matthias Dieter vom Thünen-Institut in Hamburg mit einem Impulsvortrag zu den Klimaschutzleistungen von Wald und Holz.
Zuwachs aufrechterhalten
Dieter betonte die Wichtigkeit, den Holzzuwachs aufrechtzuerhalten. Die zuwachsstarken, 40 bis 60 Jahre alten Bestände stehen in Deutschland in etwa 30 Jahren zur Endnutzung an. Er wies darauf hin, dass die CO2-Bindung in wüchsigen, mittelalten Wäldern am besten sei und bei geschlossenen und älteren Beständen langsam abnehme. Insbesondere die Flächen nach einer Schadholz- und Altbestandesnutzung sollten mit klimaangepassten Wäldern und produktiven Baumarten aufgeforstet werden.
Die nachhaltige Forstwirtschaft ist aus Dieters Sicht derzeit noch klimafreundlicher als Außernutzungstellungen. 91 Mio. t CO2 werden in Deutschland durch die Verwendung von Holz gebunden. Dies umfasst den Wald- und Holzproduktespeicher sowie auch die energetische und stoffliche Substitution. Der Zuwachs von Holz ist mit 88 Mio. t nur geringfügig weniger. Dieter plädiert für die Förderung und Nutzung von Holz in langlebigen Produkten und setzt sich für den Ausbau stofflicher Laubholzverwendung und auch der Erhöhung der stofflichen Ausbeute ein. „Wenn die Holznachfrage nachlässt, ist es besser, das Holz beispielsweise in aufgelassenen Bergwerken zu lagern, bevor es gar nicht verwendet wird“, schlägt Dieter vor.
„Gamechanger“
Die emissionsfreie Energieversorgung bis 2045 ist für den Wissenschaftler „ein Gamechanger“ und Dieter sieht in Holz eine Brückentechnologie für Klimaschutz. „Die Substitutionseffekte entfallen auf lange Sicht, aber bis dahin sind Holzprodukte als Beitrag zum Klimaschutz sehr wichtig“, betont Dieter.
Langfristige Waldstrategie im Dialog
Für alle in der Diskussion vertretenen Politiker ist der reine Fokus auf den Waldspeicher und die CO2-Emissionsreduzierung nicht allein durch Nutzungsverbote zu erreichen. Alle sehen vor allem im Baubereich ein Potenzial, Holz noch mehr zu nutzen und die Rohstoffverfügbarkeit durch entsprechende Waldbewirtschaftung zu gewährleisten. Betont wurde mehrfach eine ganzheitliche Betrachtungsweise mit einer Kombination aus Förderung des Wirtschaftswaldes sowie zusätzlichen Außernutzungstellungen. Der Wald habe mehrere Funktionen, neben dem Wirtschaftswald eine Erholungsfunktion oder die Erhaltung der biologischen Vielfalt, wurde betont. Vonseiten der Zuhörer kam der Einwand, dass einerseits die stoffliche Nutzung von Laubholz ausgebaut werden soll, es aber andererseits gerade Laubholzbestände seien, welche von Flächenstilllegungen betroffen sind. Die Politiker plädierten parteiübergreifend für Förderungen von Holz im Bau- wie auch Energiebereich und forderten eine Stärkung von Forschung und Entwicklung. Vereinzelt plädierten sie auch für eine Vereinheitlichung der Bauordnungen in den Bundesländern und setzten sich alle für mehr Investitionen im Bereich des Holzbaus bei Neubauten wie auch Sanierungen auf Bundes-, Landes- und auch kommunaler Ebene ein.
Die energetische Nutzung von Sägenebenprodukten und die weitere Förderung sowie den Ausbau von Pelletsheizungen betonten die Diskutanten, machten aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die energetische Substitution von Holz bei den erneuerbaren Energien eine geringere Rolle als Windkraft und Photovoltaik spielen werde.