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KWH-GF Otto Zechmeister (li.) und Mag. Josef Urbas sind zufriedenmit dem Kooperationsprojekt mit Stora Enso Timber © Ebner

Strom und Wärme

Ein Artikel von Administrator | 10.10.2002 - 00:00
Eine Holzindustrie verpachtet Grund, lässt eine Betreibergesellschaft ein Heizkraftwerk errichten, liefert mit der Rinde den Rohstoff und versorgt mit der Wärme die eigenen Trockenkammern - das könnte in vielen Unternehmen eine interessante Zukunfts-Perspektive sein.
Realität wurde das Ganze in Österreich erstmalig in Bad St. Leonhard. Am Betriebsgelände von Stora Enso Timber wurde am 27. September das eröffnet, was eingangs noch als Idealbild nach dem Muster der aktuell so populären, integrierten Standorte vorgestellt wurde.Weltmärkte geben Bedingung vor. Der Hintergrund: Bad St. Leonhard ist einer der am schnellsten wachsenden Standorte der 19 Sägewerke von Stora Enso Timber. Mit einem Jahreseinschnitt von 600.000 fm ist man mittlerweile das größte Sägewerk Kärntens. Und: Integriert in einen stark Export orientierten Holzkonzern ist der Trocknungsbedarf entsprechend. 70% werden technisch getrocknet.
Für diese immense Schnittholzmenge galt es, eine entsprechende Energiezentrale zu finden. Von Seiten der Holzindustrie - federführend von Betriebsleiter Mag. Herbert Jöbstl - war eigentlich eine gängige Heißwasserlösung gegenüber Stammlieferanten Urbas, Völkermarkt, angedacht.
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KWH-GF Otto Zechmeister (li.) und Mag. Josef Urbas sind zufriedenmit dem Kooperationsprojekt mit Stora Enso Timber © Ebner

Kraft und Wärme. Durch die neuen, von Bund und Land gesetzten Rahmenbedingungen hinsichtlich der Einspeisung von Ökostrom und Förderung wurde aber eine andere Variante gewählt: Eine energetisch sinnvolle aber kostenintensivere KraftWärmekopplung erhielt den Vorzug gegenüber der Heißwasser-Anlage.
Initiatoren für die neue Lösung waren die nunmehrigen Betreiber des Projektes: Ing. Dietmar Riegler und DI Otto Zechmeister. Sie gründeten die „Kraft & Wärme aus Holz GmbH” (KWH), planten über ihr gemeinsames Unternehmen Riegler & Zechmeister die nunmehrige Energiezentrale und gewannen Urbas als Generalunternehmen für die Ausführung. Vom Sägewerk kam die Garantie der Wärmeabnahme und die Lieferung des Brennmaterials - in der Regel Rinde.
Rinde mit einem Brennstoff-Wassergehalt von 40 bis 65 Gewichtsprozent wird praktisch online von der Entrindungsanlage mit einem Bruks-Tubulatorförderer zum Heizwerk transportiert. Das sind pro Jahr rund 180.000 Srm. Neben der gleichmäßigen Versorgung der Vorratsbehälter vor den beiden Heizkesseln, wird noch ein eigener Pile für den Wochenend-Betrieb aufgebaut. Erprobte Technik. Speziell für den schwierigen Betrieb mit Rinde hat Urbas seine Anlagen entwickelt. Das beginnt mit einem hydraulischen Verdichter vorm Einwurfschacht. „Das ist insbesondere am Beginn der Saftzeit im April/Mai wichtig, wenn überwiegend lange Rindenstücke zugeliefert werden”, erläutert Geschäftsführer Mag. Josef Urbas. Die Zubringung entspricht dem „Urbas-Standard für Großanlagen”: hydraulische Verdichtung, hydraulische Beschickung in robuster Ausführung.
Verfeuert wird die extrem inhomogene und mit vielen Fremdkörpern behaftete Rinde an der ebenfalls hydraulisch betätigten Treppenrostfeuerung. Beide Dampfkessel-Anlagen sind wie auch die nachfolgenden Komponenten identisch - die doppelte Ausführung bringt erst die geforderte Leistung und zusätzliche Sicherheit hinsichtlich Betrieb und Wartung.
Dampf erzeugt Strom, liefert Wärme. Die gekoppelte Strom-Wärmeerzeugung erfolgt nach dem Dampfkreisprozess. Will heißen: Der überhitzte Dampf (450° C) wird in den beiden Kesseln mit einem Druck von 28 bar erzeugt. In der Tuthill Nadrowski-Turbine, Bielefeld/DE, wird er entspannt und gibt die Energie an den Generator ab.
Der erzeugte Ökostrom wird auf 20 kV hochgespannt und in das Kelag-Netz eingespeist. Der Kärntner Elektrizitätsversorger ist über die Tochter WBG am Projekt beteiligt.
Die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme wird hauptsächlich in das Stora Enso-Netz eingespeist. Zusätzlich wird auch das neu angelegte Fernwärmenetz in Bad St. Leonhard versorgt. Der Gesamtwärmebedarf nach dem Vollausbau liegt bei 6000 MWh.Bedarf schwankt stark. Maximal können an das Fernwärmenetz 16.000 kW mit einer Heißwassertemperatur von 100° C abgegeben werden. Die Auslastung der Turbine lag laut Betreiber Zechmeister seit dem Start im März je nach Außentemperatur bei 1500 bis 2500 kWel - für den Winter rechnet man mit maximal 2700 kWel.Wärme-Großabnehmer Sägewerk. Der weitaus größere Teil - an die 75.000 MWh - wird für die Vanicek-Trockenkammern von Stora Enso benötigt. In ihnen sollen bis zu 400.000 m³/J auf Endfeuchte gebracht werden.
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Dr. Dieter Kainz (re.) von Stora Enso Timber gratuliert den KWH-Geschäftsführern Zechmeister und Riegler (mi.) © Ebner

Offensichtlich ist man in der Stora Enso Timber-Konzernzentrale zufrieden mit der Lösung, die in Kärnten realisiert wurde. Kryptisch waren jedenfalls die Worte von Vorstand Dr. Dieter Kainz am Einweihungsfest: „Es gibt noch viele Sägewerks-Standorte, bei denen wir über Energielösungen nachdenken …”.
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So kann Restholz-Verwertung erfolgen – Online-Verbindung von der Entrindung zum Heizwerk © Ebner

KWH-Facts
Investition: 8 Mio. €
Errichter-/Betreibergesellschaft: KWH
Standort: Betriebsgelände Stora Enso Timber, Bad St. Leohard
Stromerzeugung: 18.000 MWh/J
Wärme: rund 80.000 MWhdavon 75.000 MWh für Schnittholztrocknung (300.000 m³/J) bei Stora Enso Timber
Heizmaterial: 180.000 Srm/J Rinde
Heizkonzept: 2 eigenständige Dampfkesselanlagen erzeugen
überhitzten Hochdruckdampf (28 bar und 450 Grad C)Stora Enso-FactsStandort Bad St. Leonhard
Einschnitt: 600.000 fm/J
Mitarbeiter: 200
Trocknungsanteil: 70%
Märkte: Italien 35%, 30% Österreich, 25% Japan,
10% Australien und USA
Dampf erzeugt Strom, liefert Wärme. Die gekoppelte Strom-Wärmeerzeugung erfolgt nach dem Dampfkreisprozess. Will heißen: Der überhitzte Dampf (450° C) wird in den beiden Kesseln mit einem Druck von 28 bar erzeugt. In der Tuthill Nadrowski-Turbine, Bielefeld/DE, wird er entspannt und gibt die Energie an den Generator ab.
Der erzeugte Ökostrom wird auf 20 kV hochgespannt und in das Kelag-Netz eingespeist. Der Kärntner Elektrizitätsversorger ist über die Tochter WBG am Projekt beteiligt.
Die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme wird hauptsächlich in das Stora Enso-Netz eingespeist. Zusätzlich wird auch das neu angelegte Fernwärmenetz in Bad St. Leonhard versorgt. Der Gesamtwärmebedarf nach dem Vollausbau liegt bei 6000 MWh.Bedarf schwankt stark. Maximal können an das Fernwärmenetz 16.000 kW mit einer Heißwassertemperatur von 100° C abgegeben werden. Die Auslastung der Turbine lag laut Betreiber Zechmeister seit dem Start im März je nach Außentemperatur bei 1500 bis 2500 kWel - für den Winter rechnet man mit maximal 2700 kWel.Wärme-Großabnehmer Sägewerk. Der weitaus größere Teil - an die 75.000 MWh - wird für die Vanicek-Trockenkammern von Stora Enso benötigt. In ihnen sollen bis zu 400.000 m³/J auf Endfeuchte gebracht werden.