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Sieht in Holzverarbeitern auch multifunktionale Anbieter unterschiedlicher Energie-Formen: Ingwald Obernberger © DI Robert Spannlang

Grazer macht Dampf

Ein Artikel von DI Robert Spannlang, aus Graz | 07.06.2005 - 00:00
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Sieht in Holzverarbeitern auch multifunktionale Anbieter unterschiedlicher Energie-Formen: Ingwald Obernberger © DI Robert Spannlang

Sägerest- und Altholz sind wertvolle Rohstoffe für die Energiegewinnung. Vor allem dann, wenn sie nicht nur zur reinen Wärmeproduktion via Verbrennung genutzt werden. Der bei weitem höhere Wertschöpfungsgrad wird erreicht, wenn man sie in einem komplexen thermischen Prozess unter Verwendung geeigneter Arbeitsmittel in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in Wärme, Strom und Kälte überführt. Genau darauf verstehen sich die Prozesstechniker unter der Leitung von Dr. Ingwald Obernberger. Der Gründer und Geschäftsführer der Bios Bioenergiesysteme, Graz, forscht, entwickelt, plant und optimiert derartige Anlagen seit zehn Jahren - für Kommunen, Energieversorger und Holz verarbeitende Betriebe im In- und Ausland.
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Am Labor-Prüfstand: Obernberger vor Mawera-KWK-Anlage © DI Robert Spannlang

Westlich von Santa Fe. Wenn sogar die als wenig öko-affin geltenden US-Amerikaner den umtriebigen Österreicher für ein Biomasse-Fernheizwerk im Bundesstaat New Mexico mit an Bord genommen haben, zeugt dies nicht nur von technischer Kompetenz der Grazer. Dazu musste das Bios-Konzept wohl auch wirtschaftlich wasserdicht sein.Erstmals Biomasse-KWK mit ORC und Kältemaschine. „Die Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplung auf Altholzbasis in Kombination mit dem ORC-Prozess und einer Niedertemperatur-Absorptionskältemaschine stellt eine absolute Neuheit dar”, weiß Obernberger. Zur Reduktion von Aschen- und Metallschmelzen im Brennraum wird Alt- oder Restholz einer mehrstufigen Aufarbeitung unterworfen: Nach einer optischen Eingangskontrolle wird es zerkleinert, sortiert, von Metallen und anderen Störstoffen weitgehend befreit.
Nicht nur kann gewonnene Abwärme zur Beheizung von Büros oder Trockenkammern verwendet werden. 15% des Energie-Outputs fällt als Strom an, der lukrativ in das lokale Netz eingespeist werden kann. Die generierte Kälte steht für Raum-Klimatisierung oder prozesstechnische Anforderungen zur Verfügung.
„Der größte Trumpf des ORC-Prozesses gegenüber Wasser-Dampf-basierten KWK kleiner und mittlerer Leistung bis 1500 kWel ist der höhere Wirkungsgrad insbesondere bei Teillast”, so der Prozess-Techniker. Der Niederdruck-Prozess erlaube schnellere Lastwechsel und erspare es dem Betreiber, die hohen technischen und personellen Auflagen nach dem Dampfkesselgesetz zu erfüllen.
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Bios plant Biomasse-KWK-Anlage auf ORC-Basis für Theurl © DI Robert Spannlang

Zahlreiche Referenz-Objekte. Obernberger, der nebenbei Lehrverpflichtungen an der Technischen Universität Graz und der Universität Eindhoven/NL übernommen hat, zählt mittlerweile Stia, Theurl, Tilly, Stallinger zu seinen Kunden. Aufsehen erregte das von ihm konzipierte Heizkraftwerk in Lienz, das rund 900 Objekte ganzjährig mit Wärme aus Biomasse und Solar-Energie versorgt.Brennraum-Design und Wärme aus Oliven-Kernen. Die von BIOS entwickelten CFD-Simulationsprogramme basieren auf umfangreichen Forschungsarbeiten in Kooperation mit der TU Graz sowie Datensätzen aus realisierten Projekten. Sie ermöglichen eine optimale Gestaltung der Feuerung und des Kessels mittels Computersimulation.
Seit kurzem engagiert sich Bios auch in einem Großprojekt zur Verfeuerung von Olivenresten in Griechenland. Der frühere Deponie-Problemstoff könnte dort mit österreichischer Expertise zum Energie-Renner für Südeuropa werden.