Wir sind für die Organisation und das Management von 30.000 bis 40.000 srm Biomasse zuständig. Grundsätzlich wird frei Werk geliefert“, erklärte die Biomasseverantwortliche DI (FH) Tamara Schaefer, Forstbetrieb Traun-Innviertel der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Probleme und Spannungen können durch hohe Unternehmerkosten, kleine über das ganze Revier verstreut liegende Biomassehaufen, lange Transportwege und Zufuhrsperren im Sommer entstehen. Weitere Schwierigkeiten treten bei einem hohen Grünanteil in der Biomasse oder einer langen Lagerdauer auf. Bei dreimonatiger Lagerung muss mit Qualitätseinbußen gerechnet werden. „Steiles Gelände mit schmalen Forststraßen erschwert die Aufarbeitung, da Hacker und Lkw meist nicht nebeneinanderstehen können. Auch eine langfristige vorausschauende Planung ist fast nicht möglich“, verwies Schaefer. Als Gegenmaßnahmen empfiehlt sie eine gute Einweisung der Schlägerungsunternehmer und Errichtung großer Haufen an einer Stelle, um beim Hacken Zeit zu sparen. Zudem gibt es Sanktionen bei Nichteinhaltung der Hackschnitzelqualität (kein steiniges, erdiges Material).
Zauberwort Lagerung
Um den Forst- und Hackunternehmern die Arbeit zu erleichtern, streben die ÖBf Mengenbündelungen mit den (Revier)-Nachbarn an. Weiters sorgt eine vorherige Anmeldung beim Heizwerk für eine rasche Abwicklung. „Aus wirtschaftlichen Gründen werden Transportentfernungen von 30 bis 50 km bevorzugt. Bei 75 km sind wir noch leicht positiv“, informierte Schaefer. Bei schwierigen Geländeverhältnissen rät sie zur Zusammenarbeit mit erfahrenen Unternehmern, die eine umfangreiche Gerätepalette besitzen. Falls erforderlich wird auch ein Vortransport mit Container-Lkw oder Traktor zu einer Sammelstelle durchgeführt. Logistische Herausforderungen stellen Wetter (Regen, Schnee, Hitze), saisonal hoher Bedarf im Winter, Borkenkäfergefahr oder volle Werkslager dar. „Unser Zauberwort heißt ‚Lagerung’, um diesen Widrigkeiten zu begegnen. Durch das gehackte Material ist die Käfergefahr gebannt. Außerdem sind wir durch die Hackgut-Lagerung wetterunabhängiger und können Bedarfsschwankungen der Heizwerke besser ausgleichen“, verdeutlichte Schaefer. Durch die Trocknung im Lager ergeben sich niedrigere Transportkosten und höhere Erlöse. Als Lagerungsnachteile gelten die höheren Aufarbeitungskosten, Lagerplatz-Aufwendungen und der zusätzliche Arbeitsaufwand.Potenzial in übergreifender Logistik
„In der Steiermark wurden 2010 über 3,5 Mio. fm für energetische Zwecke verwendet. 35 % der steirischen Haushalte heizen mit Holz. Je 12.000 Haushalte setzen auf Pellets und Hackgut sowie 104.500 Haushalte auf Scheitholz“, berichtete DI (FH) Erhard Pretterhofer, Holzcluster Steiermark. Steigende Transportkosten, schärfere Rahmenbedingungen (Kontrollmöglichkeiten wie digitaler Tachograf), fehlende technische Rahmenbedingungen (Navigation, Datenaustauschstandards) sowie neue technische Möglichkeiten im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie beeinflussen die Logistik. „Großes Optimierungspotenzial liegt in der übergreifenden Logistikkette. Beim Übergang von Forschung in die Praxis treten noch Probleme auf“, weiß Pretterhofer.Für den effizienten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien braucht man „Datenaustauschstandards“. Seit Juli 2012 ist das Datenaustauschformat FHPdatLOG freigegeben. In einem Pilotprojekt bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und Mayr-Melnhof (MM) wird der elektronische Lieferschein getestet. Dieser ermöglicht einen schnellen und fehlerfreien Datenfluss. Die Kosten für die notwendige Lkw-Ausstattung (Hard- und Software) betragen 800 bis 1000 €.
„Neue Projekte mit ‚Big Bags’ sind angedacht. Diese Behälter sollen aus leichten Kunststoffgewebe bestehen und für Pellets-Transporte eingesetzt werden. Nachdem das Rundholz ins Sägewerk abgeliefert wurde, könnten man mit Pellets gefüllte Big Bags in die Lkw-Rungen einhängen und für die Rückfracht nützen“, verriet Pretterhofer.
Vom Industrie- zum Energieholzlieferanten
„Im Umkreis von 100 km zu Heiligenkreuz besteht ein Bedarf an 3 Mio. m3 Waldhackgut“, stellte FD DI Manfred Ertl, FV Heiligenkreuz, fest. Weiters beschrieb er die rasanten Industrieholzpreisanstiege. Während 2000 das Eichen-Faserholz bzw. Nadelholz-Faserholz nur 43,6 beziehungsweise 56,7 €/AMM einbrachten, stiegen die Preise heuer auf 81 bzw. 96 €/AMM. „Unser Forstbetrieb entwickelt sich vom Industrie- zum Energieholzlieferanten. 2000 vermarkteten wir noch 11.000 fm Industrieholz und 1500 rm Energieholz. In diesem Jahr wird sich die Industrieholzmenge auf 4000 fm reduzieren und der Energieholzverkauf auf 50.000 rm erhöhen“, prognostizierte Ertl.Er betrachtet die Biomasse als wichtigen Preisstabilisator. „Ohne das Energieholz würde die derzeitigen Industrieholzpreise 20 % niedriger sein“, meinte der Forstdirektor. Zudem erwartet er, dass KWK-Anlagen nur in geringem Ausmaß erweitert werden und Biomasse-Heizanlagen ohne große Abnehmer wirtschaftlich zu kämpfen haben. Nur mittlere Anlagen für reine Wärmeerzeugung hätten gute Aussichten.
Regionale Tankstelle für Brennholz
„Ein Biomassehof ist eine regionale Tankstelle beziehungsweise dezentrale Vermarktungseinheit für bäuerliche Biomassebrennstoffe“, erläuterte Martin Gaber, Biomassehof Leoben und Waldverband Steiermark. In der Steiermark gibt es acht Biomassehöfe (Waldstein, Hochschwab Süd, Pölstal, St. Lambrecht, Leoben, Hartberger Land, Raabtal und Fürstenfeld). Diese haben im Vorjahr 80.000 srm Hackgut und 3000 rm Brennholz vermarktet. Holz kann dort per Selbstabholung oder Zustellung bezogen werden. Zu den Biomassehof-Kunden zählen Privathaushalte, Gewerbetreibende und Heizwerke.„Die Abnehmer wünschen kontinuierliche gleichbleibende Qualität, Just-in-time-Lieferungen, korrekte Auslieferung und hohe Versorgungssicherheit“, beschrieb Gaber.