Wismar soll für German Pellets zahlen

Ein Artikel von Dagmar Holley | 30.06.2017 - 15:05

Die Forderung liegt bei knapp 3,8 Mio. € an Steuern, die das Unternehmen im Jahr vor der Insolvenz an die Stadt gezahlt hatte. Die Rechtsanwaltskanzlei ist der Auffassung, dass der Stadtverwaltung die wirtschaftlichen Probleme von German Pellets damals bereits bekannt waren, dennoch hatte man die Steuer kassiert. Die Wismarer Bürgerschaft strebt einen Vergleich mit der Insolvenzverwaltung über 2,2 Mio. € an, dies wäre für die Stadt günstiger als ein langwieriger Gerichtsprozess, informierte NDR 1 Radio.

2016 sorgte der Fall German Pellets für Aufregung. Mitte Februar stellte das von Peter Leibold geführte Unternehmen am Amtsgericht Schwerin einen Insolvenzantrag. Betroffen waren davon 17.000 Gläubiger und 600 Mitarbeiter. Rund 226 Mio. € liehen die Anleger dem Unternehmen alleine in Europa. In den USA summierten sich die Anleihen auf 480 Mio. €. Gegen Unternehmensgründer Leibold wurde von der Staatsanwaltschaft Rostock ein Ermittlungsverfahren wegen „Verletzung von Eigentumsrechten“ eingeleitet, so ein Sprecher der Rostocker Generalstaatsanwaltschaft gegenüber dem Handelsblatt.

Ursprünglich gründete Leibold German Pellets 2004 und baute es innerhalb von zehn Jahren zum weltweit größten Pelletsproduzenten aus. Das Unternehmen war in Deutschland, Österreich und den USA tätig. Der Einstieg in Amerika erfolgte 2013. Um die Werke in den USA zu finanzieren, gab man die Unternehmensanleihen 2011 und 2013 im Wert von rund 150 Mio. € aus. Schon bei der Ausgabe verwiesen Wirtschaftsexperten auf die niedrige Eigenkapitalquote von unter 12 %. Als die Werte der Anleihen in den Monaten vor der Insolvenz einbrachen, verschärfte sich die Lage. Am 10. Februar 2016 folgte der Insolvenzantrag.