Die Nawaro Energie Betrieb GmbH, Zwettl, betreibt im Waldviertel drei Biomassekraftwerke mit einer elektrischen Engpassleistung von jeweils 5 MWh. Die Anlagen in Rastenfeld, Altweitra und Göpfritz bieten Arbeit für 32 Mitarbeiter aus der Region. Das ist laut Geschäftsführer Hans-Christian Kirchmeier aber nur ein Bruchteil der Arbeitsplätze, die das Unternehmen im Waldviertel sichert. Kirchmeier, der auch das Amt des Vorstandsvorsitzenden der IG-Holzkraft innehat, bezieht sich hier auf eine Studie der österreichischen Energieagentur, wonach eine Stelle im Biomassekraftwerk mehr als zehn weitere Arbeitsplätze sichere.
Diese reichen von der Forstwirtschaft über Forstdienstleister, Logistiker bis hin zu Maschinen- und Anlagenbauern, Elektrikern und sonstigen Dienstleistern, wie etwa IT-Spezialisten oder Steuerberatern. Im Fall der Nawaro sind dies beinahe ausschließlich regionale Arbeitsplätze.
Gute Rohstoffversorgung
Regionalität ist ein Wort, das Kirchmeier gerne in den Mund nimmt – und das zu Recht. Bis auf die Turbinen stammen nahezu sämtliche Anlagenkomponenten aus Niederösterreich oder den angrenzenden Bundesländern. Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten werden – wenn nicht werksintern – zum Großteil von niederösterreichischen Unternehmen durchgeführt. 80 % des Rohstoffs bezieht das Unternehmen aus einem 50 km-Radius. Für den Holzeinkauf ist Günther Eggenberger zuständig. Er verantwortet die Beschaffung von rund 115.000 tatro/J Biomasse und die Übernahme von rund 12.000 Lkw-Ladungen pro Jahr. Die Übernahme erfolgt auf Basis der FHP-Richtlinien.
Die Rohstoffversorgung sieht Eggenberger – zumindest in der kommenden Dekade – als beherrschbare Herausforderung: „Durch den – unter anderem klimabedingten – Waldumbau und sich häufende Schadereignisse wird auch in Zukunft ausreichend Waldhackgut anfallen.“
In diesem Zusammenhang verweist Eggenberger auf den phytosanitären Nutzen der Energieholzentnahme: „Wir bieten den Waldbesitzern einen monetären Anreiz, Schadholz aufzuarbeiten, und tragen so auch wesentlich zur Waldhygiene bei.“ Eine direkte Rohstoffkonkurrenz zur Papier- und Plattenindustrie kann Eggenberger nicht erkennen: „Aus Zahlen der Landwirtschaftskammer geht hervor, dass nur 5 % des von uns eingesetzten Materials auch stofflich verwertbar wären.“
Technisch für die Zukunft gerüstet
Nach vier Jahren Betrieb investierte die Nawaro 2012 rund 3 Mio. € in die Optimierung und Effizienzsteigerung ihrer Anlagen. „So konnten wir die Rohstoffeffizienz deutlich erhöhen. Unsere Anlagen sind fit für die kommenden Jahre“, berichtet der technische Leiter, Franz Scherzer. Bei weiterhin sorgfältiger Wartung rechnet Scherzer mit einer Lebensdauer von mindestens 25 Jahren. Aktuell ist es allerdings nicht die technische Lebensdauer, die dem Unternehmen und der Branche Sorgen bereitet. Viel mehr ist dies die fehlende Nachfolgeregelung des Ökostromgesetzes. „Bei vielen Anlagenbetreibern läuft der Ökostromtarif bereits 2018 aus. Ohne eine entsprechende Nachfolgeregelung werden voll funktionstüchtige Werke stillgelegt und Industrieruinen zurückbleiben“, formuliert es Kirchmeier. An dieser Stelle erwähnt der Geschäftsführer auch den unverzichtbaren Beitrag der Biomassekraftwerke für das Erreichen der Klimaziele, den Erhalt von Arbeitsplätzen in strukturschwachen Gegenden und die Netzsicherheit.
Pläne in der Schublade
Am Standort Rastenfeld liefert das Unternehmen die Abwärme an ein benachbartes Sägewerk und ein Pelletswerk. Für die anderen beiden Standorte hat Nawaro fertige Pläne für die Steigerung der Abwärmenutzung in der Schublade. Diese seien aber erst umsetzbar, wenn eine entsprechende Nachfolgeregelung im Ökostromgesetz beschlossen sei.
„Wenn die verantwortlichen Politiker die Rahmenbedingungen schaffen, dann sind wir bereit, auch weiterhin unternehmerische Verantwortung im Waldviertel zu übernehmen, zu investieren und regionale Wertschöpfung zu generieren,“ erklärt Kirchmeier und schließt mit den Worten: „Abwarten und hoffen, ist zu wenig. Wir nehmen unsere Verantwortung wahr. Dasselbe fordern wir von der Politik.“