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Die Referenten des Marktausblickes (v.li.): Suhas Patel, Kay Schaubach, Felipe Salazar, Stan Elliot, Pablo Rodero Masdemont, Zsolt Jànos Viharos, Helen Bentley-Fox, Gordon Murray, Nadja Richler, Christian Rakos, Martin Bentele

Japan als Zukunftsmarkt, China das große Unbekannte

Ein Artikel von Fabian Pöschel | 15.03.2018 - 10:20
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Weltweiter Absatz: der Handelsfluss von Pellets
© Deutsches Biomasseforschungszentrum

An den Grundfesten des Pelletshandels rüttelt dieses Jahr niemand – noch nicht. Folgt man den Ausführungen von Kay Schaubach, Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ), bleiben zwar die großen Pelletsströme konstant, es gibt aber Indizien dafür, dass sich der Markt nachhaltig ändern könnte. Die Rolle Japans fand auf der Konferenz stets Beachtung. Starke Wachstumspotenziale soll der Inselstaat besitzen. Zur Rolle Chinas fällt es den Experten schwer, eine Einschätzung abzugeben. Während Südamerika den eigenen Markt bedient, ist in Australien vieles von den Rechtsrahmen abhängig. In Europa kommt vor allem Großbritannien als größtem Pelletsimporteur eine entscheidende Rolle zu. Schaubach schätzt den Markt im Vereinigten Königreich als stabil ein, bis zumindest 2026 wachsend.

Der US-Markt

Amerika ist weiter gekennzeichnet als großer Exporteur. 25% der Weltpelletsproduktion stammen aus den Vereinigten Staaten, wobei über die Hälfte exportiert wird. Rückblickend ist einiges passiert, besonders bei den Pelletsproduzenten. 2015 waren 106 Produzenten in der Dachvereinigung Pellet Fuels Institute (PFI) vertreten, 2017 durch Schließungen nur noch 69. Stan Elliot, Pacific Coast Pellets, führt dies auf die warmen Winter der vergangenen Jahre zurück. Die Hauptmärkte sind unverändert der Nordosten und Nordwesten. Dies liegt vor allem in der Rohstoffverfügbarkeit begründet. Was in den USA fehlt, ist eine zielführende Lobby und damit die Unterstützung seitens des Staates. Ein weiteres Hemmnis des US-Marktes ist der Technologiemangel. Hohe Auflagen machen es europäischen Unternehmen schwierig, Fuß zu fassen. Elliot betrachtet den Bedarf der USA in den vergangenen zehn Jahren als nahezu gleichmäßig gestiegen. Stärker erhöht hat sich die Exportmenge. Hauptabnehmer: Großbritannien.

Die EU

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Globale Brennpunkte: Die Karte gibt Einblick in den weltweiten Verbrauch und Export von Holzpellets
© Deutsches Biomasseforschungszentrum

Während die Marktlage in Zentraleuropa stabil ist, nehmen vor allem im Mittelmeerraum Homogenisierungsversuche für Agrarpellets Gestalt an. Die Arbeit im Mittelmeerraum und in den südosteuropäischen Ländern zielt darauf ab, andere Rohstoffe für die Pelletsherstellung bereitzustellen. Soweit nichts Neues. Was auffällt, ist das Drängen auf eine Harmonisierung des Herstellungsprozesses, um gleichbleibende Qualitäten zu erzeugen. 

In Ungarn reguliert die Regierung die Preise für Gas und Strom, was dazu führt, dass der Pelletsmarkt rückläufig ist. Ein interessanter Faktor ist, dass zurzeit die Quantität der produzierten Agrikulturpellets zunimmt. Dr. Zsolt Jànos Viharos, Hungarian Academy of Sciences, regt eine Umgestaltung des ISO 17225-Standards an. Pablo Rodero Masdemont, AVEBIOM, schlägt in dieselbe Kerbe. So ist gerade die Verwendung von Beiprodukten der Agrarwirtschaft, wie Olivenkernen, eine wichtige Entwicklung in der Region. Unter der Marke „Biomasud Plus“ werden deshalb Zertifizierungen vergeben, welche eine konstante Produktionsqualität gewährleisten. Der Markt für Olivenkerne ist im Mittelmeerraum nicht zu unterschätzen. Jährlich fallen 430.000 t des Materials an. In Kooperation mit dem Pelletskesselhersteller KWB existiert eine Nutzungsgarantie für dieses Material. 

In Deutschland liegt momentan der Fokus auf Qualität. Hier auf die Etablierung des ENPlus-Zertifikats, bisher sind zwei Drittel nach den Richtlinien akkreditiert. 

Russland

In Russland liegt der Produktionsfokus vor allem im nordwestlichen Teil des Landes. Dies liegt vor allem am Export (2017: 1,3 Mio. t) zu den westlichen Handelspartnern begründet. Gängig sind dabei die Exporte nach Dänemark, Finnland, Italien und Schweden überwiegend mit dem Schiff über den Hafen in St. Petersburg. Über den Verbrauch in Russland lagen Olga Rakitova, Infobio, keine Angaben vor. Ihren Ausführungen zufolge spielen der zentrale und südliche Teil Russlands eine zunehmende Rolle als Lieferanten für Südkorea. Bemerkenswert ist in Russland die hohe staatliche Unterstützung. So bekommen Produzenten 80 % der Zertifizierungskosten zurückerstattet. Russland bereitet sich auf ein Wachstum in Japan vor, so sind ein paar Werke in Sibirien in Planung.

Indien

Indien zeichnet sich durch einen schnellen Wachstumsmarkt am Energiesektor aus. Von 42 GW 1985 steigt er voraussichtlich auf 334 GW 2018. Suhas Patel, Saurashtra Agro Briquettes, macht eine steigende Bedeutung für den Biomassemarkt aus. Der Staat strebt bis 2022 eine Erhöhung der erneuerbaren Energien auf 175 GW an, 10 GW stammen in der Kalkulation aus dem Biomassesektor. Da die Regierung restriktiv mit den Holzressourcen des Landes umgeht, spielen in Indien vor allem Briketts und Pellets aus landwirtschaftlichen Produkten, wie Erdnussschalen, eine große Rolle.

Chile

Der kleine chilenische Markt besitzt eine große Wachstumsrate. 2006 begann die Produktion mit 1000 t. 2018 weisen 25 Fabriken zusammen eine Produktionskapazität von 120.000 t aus. Privathaushalte werden im südamerikanischen Land fokussiert. 80 % der Pelletsmenge fließen in diesen Markt. Vor allem Überzeugungsarbeit ist in Chile schwer. Über örtliche Installationen bei Handwerkern, wie Bäckereien, wecken Hersteller die Aufmerksamkeit der Bevölkerung.